Nachbarin "Hilde" vs. Landsberger Clubkultur Jetzt ist Schluss mit "Glücklich"
Nachbarin "Hilde" hat gewonnen: Der Club "Glücklich" in Landsberg am Lech muss dicht machen. Einer Nachbarin war der Club mit zwei Veranstaltungen im Monat zu laut.
Ein Ort zum Leben, Tanzen und Feiern: Das war der Club "Glücklich" in Landsberg am Lech - ein Laden gegen die Mainstream-Musik, der Raum für Indie-Subkultur geboten hat. Diesen Samstag feiert das "Glücklich" nach zehn Jahren seine letzte Party.
Schuld ist Nachbarin "Hilde", wie sie die Betreiber kurzerhand getauft haben. Seit Anfang des Jahres gibt es Stress mit der Nachbarin – die Gäste sind Hilde zu laut. Das komische ist, dass Hilde schon einmal in der Nähe des Clubs gewohnt hat und sich über den Lärm beschwert hat. Dann ist sie weggezogen, der Club konnte in Ruhe weitermachen. Jetzt ist Hilde zurück in ihrer alten Wohnung: Und es ist ihr überraschenderweise wieder zu laut. Dabei macht der Laden nur zweimal im Monat auf. Für Bastian Georgi, Clubbetreiber des "Glücklich", ist das ein Rätsel:
"In unserem Gebäude gibt es seit 45 Jahren Tanzveranstaltungen. Wir verstehen nicht, warum jemand, der bereits hier gewohnt hat und das gewusst hat, wieder zurückzieht. Und dann überrascht ist und anfängt, sich über den Lärm zu beschweren."
Bastian Georgi, Betreiber des 'Glücklich'
Nachbarin Hilde hat alle juristischen Hebel in Bewegung gesetzt, sich bei der Polizei und dem Ordnungsamt beschwert, einen Anwalt eingeschaltet und Unterschriften von Nachbarn gegen den Clublärm gesammelt. Bastian Georgi hat vergeblich versucht, eine Lösung zu finden. Jetzt hat Hilde eine rechtliche Lücke gefunden, die Schluss mit dem "Glücklich" macht.
Der Club liegt in einem Mischgebiet mit Gewerbe und Wohnungen. Rein rechtlich darf es in so einem Gebiet eigentlich gar keine Clubs geben. Das "Glücklich" war eine Ausnahme: Der Club durfte nur in Verbindung mit einem Restaurant aufmachen und das auch nur zweimal im Monat. Seit Mai ist das Restaurant geschlossen. Deshalb läuft ihr Club jetzt nicht mehr als Gastronomie, sondern als Vergnügungsstätte. Die ist aber nur in einem Gewerbegebiet erlaubt.
Das "Glücklich" ist kein Einzelfall
Wohnen und feiern geht nicht Hand in Hand, zumindest ist das so in Landsberg am Lech. Viele Bars haben ähnliche Probleme mit Anwohnern. Bürgermeister Mathias Neuner blieb rechtlich nichts anderes übrig, als das "Glücklich" zu schließen. Der Stadtrat arbeitet aber gerade an einer Alternative und hat diese Woche beschlossen, ein neues Jugendkulturzentrum zu bauen. In diesem Zentrum sollen Partys gefeiert werden – ohne, dass sich Anwohner über den Lärm beschweren.
Dem "Glücklich" hilft das wenig: Am 16. September macht der Club ein letztes Mal auf. Bastian Georgi rechnet damit, dass das alte Gebäude des "Glücklich" bald abgerissen wird. Eine neue Location ist nicht in Sicht.
Sendung: Filter vom 15.09.2017 ab 15 Uhr