Jimmy, Jimmy, Jon, John & Conan Das Who-is-Who der Late-Night-Talker
David Letterman, der berühmteste Late-Night-Talker der USA, geht nach 33 Jahren in den wohlverdienten Ruhestand. Bleiben Jimmy, Jimmy, John und, äh... Wer kann da noch den Überblick behalten? Wir! Hier ist unser Who-is-Who der Late-Night-Stars.
Mehr als 30 Jahre war er auf Sendung und prägte das Format der Late-Night-Show wie kein anderer - auch Harald Schmidt hat sich für seine Show so einiges bei ihm abgeschaut. Jetzt geht David Letterman in den verdienten Ruhestand. Damit geht allerdings nur einer von vielen Late-Night-Stars: Jimmy Fallon, Jon Stewart, Jimmy Kimmel, John Oliver und Conan O'Brien sind TV-Hosts, die auch in Deutschland unsere Timelines jede Woche mit ihren Clips fluten.
Jimmy Fallon
Jimmy Fallon hat alles, was man zum Late-Night-Star braucht: Er ist witzig, charmant, kann singen und tanzen und sieht dazu auch noch gut aus. Damit wurde Fallon in kürzester Zeit zum Klickkönig unter den Late-Night-Talkern. Jede Woche gehen gleich mehrere Videos aus seiner Sendung viral und verstopfen unsere Timelines.
Jimmy Fallon in Hochform: Mehr als 50 Millionen Aufrufe hat allein der Clip von Jimmy Fallons Lip-Sync-Battle mit Emma Stone - eine Art Mini-Playback-Show für Erwachsene. Inzwischen hat Fallon aus diesem kleinen Teil seiner Show sogar eine eigene Sendung gemacht. Nirgendwo anders dürfen die Stars so abrocken wie bei Jimmy Fallon.
Das kann nur er: Fallon ist vor allem für seine Musik- und Tanznummern berühmt. Zum Beispiel, wenn er "Talk Dirty" von Jason Derulo als A-Cappella-Version covert.
Jimmy Fallon ist: der Late-Night-Talker für die ganze Familie. Zugegeben: Besonders edgy ist er nicht. Aber er ist der Typ, über den deine Mutter, dein Opa und dein kleiner Bruder gemeinsam lachen. Wir aber auch.
Jimmy Kimmel
In jeder Nachbarschaft gibt's einen kleinen Bengel, der Häuser mit Eiern bewirft, Klingelstreiche spielt oder die Nachbarskatze in den Wahnsinn treibt. In der amerikanischen Late-Night-Nachbarschaft ist dieser kleine Satansbraten Jimmy Kimmel. Seine Lieblingsbeschäftigung: Freunde und Kollegen verarschen. Und wenn er selbst niemanden verarscht, lässt er das eben von anderen erledigen...
Jimmy Kimmel in Hochform: Sein Halloween-Streich ist fies, aber gleichzeitig superlustig. Jimmy Kimmel ruft Eltern aus ganz Amerika dazu auf, ihren Kindern zu erzählen, dass sie all ihre Halloween-Süßigkeiten gegessen hätten. Inzwischen wurde die Verarsche zur Halloween-Tradition. Jimmy Kimmel, du bist ein Monster!
Das kann nur er: Die inzwischen schon sprichwörtlichen Mean Tweets gehen auf sein Konto. Seit Jahren lässt Kimmel seine Gäste jetzt schon böse Tweets vorlesen. Dank Jimmy Kimmel können Stars wie Katy Perry endlich mal zurückzuschlagen gegen all den Hate aus dem Netz.
Jimmy Kimmel ist: der Late-Night-Talker für Sadisten. Denn hinter der glattgebügelten Nice-Guy-Fassade verbirgt sich ein durchtriebener Fiesling, der selbst seine Oma für einen guten Witz verkaufen würde.
Conan O'Brien
Seit David Letterman in den verdienten Ruhestand gegangen ist, gibt es nur einen Late-Night-Talker, der ähnlich lang im Geschäft ist: Conan O'Brien. Seit 22 Jahren talkt sich der dünne Ire jetzt schon durch die Nacht und ist vor allem für seine Außenreportagen berüchtigt.
Conan O’Brien in Hochform: Conan steht gern von seinem Schreibtisch auf und besucht echte Leute, natürlich nur mit seinem Kamerateam. Hier ist er gerade gemeinsam mit Schauspieler Dave Franco auf der Suche nach dem idealen Tinder-Match.
Das kann nur er: Conan hat von allen Late-Night-Talkern die besten und oft auch weirdesten Interviews. Bei ihm darf auch schon mal Comedian Louis CK seine philosophischen Welterklärungsversuche ausbreiten und wird nicht dazu gezwungen, seine neue Show zu promoten.
Conan O’Brien ist: der Late-Night-Talker für Anarchisten. Vor ein paar Wochen hat einer der Conan-Autoren einen Twitter-Shitstorm gestartet. Er hat sich über die Fallon-isierung der Late-Night-Comedy beklagt, zu gelackt sei die geworden, zu brav mit viel zu vielen Stars. Recht hat er. Wer's noch anarchisch und bekloppt mag, für den ist Conan der richtige Mann.
John Oliver
Er sieht aus wie dein Steuerberater. Oder wie dein früherer Mathelehrer. Und wenn man sich seine Show "Last Week Tonight" anschaut, kommt man sich auch so ein bisschen vor wie in der Schule, denn: John Oliver, bekannt aus der "Daily Show", vereint in seiner Sendung gut recherchierte Geschichten mit bissiger Satire.
John Oliver in Hochform: Im April flog John Oliver nach Moskau, um den Whistleblower Edward Snowden zu interviewen. Und Oliver machte das, was er immer macht: Er versucht, das komplexe Thema NSA-Totalüberwachung für den kleinen Mann verständlich zu machen.
Das kann nur er: In nur einem Jahr ist John Oliver zum Vorzeige-Erklärbar für alle möglichen Themen geworden. In seiner Sendung gibt es keine Interviews mit Stars, keine Sketche, keine Tanznummern, sondern trockene Themen in einer unglaublich lustigen Verpackung. Und dabei sucht er sich noch nicht mal die Nachrichten der Woche raus, sondern recherchiert mit seinem Team Themen, die sonst untergehen - weil sie zu kompliziert sind. Zum Beispiel: Netzneutralität.
John Oliver ist: der Late Night Talker für Streber. Wer schon in der Schule gern in der ersten Reihe gesessen hat, wird John Oliver lieben. Wer aber keinen Bock hat, nach einem stressigen Arbeitstag noch ein 20-minütiges Erklärstück über marode Brücken in den USA zu sehen - egal wie lustig das ist - der sollte lieber bei Fallon und Kimmel bleiben.
Jon Stewart
Jon Stewart hat schon Fake-Nachrichten gemacht, als wir nur Schwarz-Weiß-Fernsehen hatten. Naja, nicht ganz, aber: Jon Stewart ist mit seiner "Daily Show", die Vorlage zur ZDF-Sendung "Heute Show", schon seit 1999 auf Sendung. Hier arbeitet er die Nachrichten des Tages noch einmal satirisch auf. Im Sommer wird Jon Stewart seinen Stuhl für seinen Kollegen Trevor Noah räumen. Wir werden ihn vermissen.
Jon Stewart in Hochform: Als vor einem Jahr der Flug MH370 vermisst wird, drehen die Nachrichtenkanäle rund um die Welt ab. Weil sie ohne konkrete Informationen Sendezeit füllen müssen, schrecken sie auch nicht vor völlig unseriösen Fragen zurück. Oder setzen einfach einen Hellseher an den Fall - das war natürlich gefundenes Fressen für Jon Stewart.
Jeden Abend präsentiert Jon Stewart den Wahnsinn, der auf amerikanischen Nachrichtenkanälen läuft. Und das mit Erfolg: Inzwischen geben viele Amerikaner zu: Sie lassen sich viel lieber von Satire-Sendungen wie der "Daily Show" informieren als von normalen Nachrichten.
Das kann nur er: Jon Stewart ist nicht nur Satiriker, sondern ein Idealist mit Haltung. Er liebt es auszuteilen, wird dabei aber nie zynisch. Hinter der Fassade ist Jon Stewart nämlich hochsensibel. Seine erste Show nach dem 11. September gilt als Sternstunde der Fernsehgeschichte.
Jon Stewart ist: der Late-Night-Talker für Bescheidwisser. Es ist ein bisschen schwierig geworden, die"Daily Show" in Deutschland zu sehen. Die, die sich die Mühe machen, finden hier unvergleichliche Fernsehsatire. Und wenn man einmal mit Jon Stewart in den Abgrund von Fox News geschaut hat, freut man sich umso mehr über unsere Tagesschau.
Kommentieren
fernsehn.tumblr.com, Mittwoch, 20.Mai 2015, 21:22 Uhr
2.
:) Schön. Wenn wir kurz um zwei durchgedrehte Exemplare dieser Spezies erweitern dürfen... Für den/die geneigte(n) Puls-ZuschauerIn evtl. auch interessant:
Scott Aukerman in COMEDY BANG BANG > http://fernsehn.tumblr.com/post/118024319056/l-a-t-e-n-i-g-h-t-s-3-comedy-bang-bang
Und Chris Gethard (manchen vl. aus BROAD CITY bekannt) in der nun sogar ins echte Fernsehen kommenden THE CHRIST GETHARD SHOW > http://fernsehn.tumblr.com/post/118023801861/l-a-t-e-n-i-g-h-t-s-1-the-chris-gethard
Antwort von Christian Alt, Donnerstag, 21.Mai, 00:52 Uhr
Hi,
danke für deine Ergänzungen! Aukerman und Gethard mag ich auch sehr, aber irgendwo muss man einfach nen Cut machen, weil es so viele gute Late-Night-Talker gibt. Und wenn wir gerade schon bei weiteren Empfehlungen sind: Ich persönlich liebe ja die Late Night von Craig Ferguson, die es seit ein paar Monaten nicht mehr gibt. Das war reine Dekonstruktion des Late-Night-Formats und oft auch ziemlich ernst (https://www.youtube.com/watch?v=7ZVWIELHQQY). Ebenfalls toll fand ich ich die kurzlebige Show von Pete Holmes, der immer nach Conan lief. Seine Standups sind immer ins Philosophische abgedriftet, es ging um Gott und die Welt und den ganzen Rest. Auch seine Comedy-Bits waren ziemlich witzig (https://www.youtube.com/watch?v=1Qo04GV1ZW0).
Viele Grüße
Christian Alt
Antwort von Johanna, Donnerstag, 21.Mai, 23:51 Uhr
Na klar :) Cuts müssen sein. War auch nicht als Kritik gemeint. Und vom Publikum her sind die im Artikel erwähnten ja auch klar eher die im Lettermanbereich. Pete Holmes' Show hab ich mir noch nie angesehen muss das aber schleunigst mal tun. Und Ferguson: Jaaaaa!! <3 <3 Unerreicht. Ich versteh' James Cordens Nachfolge irgendwie nicht so ganz und weiß auch nicht ob ich mir mehr antun sollte als das Wenige, in das ich reingeguckt habe.
Michael, Mittwoch, 20.Mai 2015, 19:19 Uhr
1. Stephen Colbert
Hey Puls,
super Artikel, interessante Viedeo-Links, Danke für die Zusammenfassung.
Kleiner Ergänzungsvorschlag, nachdem Ihr schon mit Letterman aufmacht: Ich vermisse seinen Nachfolger und langjährigen Colbert-Report-Host Stephen Colbert...
Antwort von Christian Alt, Donnerstag, 21.Mai, 00:40 Uhr
Hi Michael,
danke für den Kommentar und das Lob, das freut mich wirklich. Wir hatten auch überlegt, Colbert reinzunehmen, aber haben uns dann dafür entschieden, nur die großen Hosts zu nehmen, die momentan on air sind. Bei Colbert kommt auch noch dazu, dass er ja 9 Jahre die Rolle des Ultrakonservativen gespielt hat und alle gespannt sind, wie er moderieren wird, wenn er ganz "er selbst" ist.
Ich jedenfalls freu mich sehr auf den September, wenn Colbert das Ruder übernimmt. Vielleicht ergänzen wir unser Who-is-Who dann einfach :)
Viele Grüße
Christian Alt