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Die zehn besten US-Podcasts Alltagsrätsel, Architektur und ein Mordfall für die Ohren

Spätestens seit "Serial" sind Podcasts auch in Deutschland mega angesagt. Damit ihr euch vor lauter Tönen nicht im Klang-Dschungel verirrt, stellen wir euch die Podcasts vor, die ihr euch unbedingt mal reinziehen solltet.

Von: Christian Alt

Stand: 30.10.2015 | Archiv

1. WTF Podcast mit Marc Maron

Zwei Mal die Woche empfängt US-Comedian Marc Maron einen Gast in seiner Garage und redet mit ihm über Gott, die Welt und seine Katzen. Ein klassischer Interviewpodcast - denkt man zumindest. Aber statt des üblichen Blablas schütten die Stars Marc Maron reihenweise ihr Herz aus.

Deshalb sollte man's hören:
Spätestens seit US-Präsident Barack Obama im Sommer bei Maron vorbeigeschaut hat, ist Marc Maron Mainstream. Dabei hat alles ganz klein angefangen: 2009 aus einer Schaffenskrise heraus gegründet, hat Maron versucht mit dem Podcast sein Leben wieder auf die Reihe zu kriegen. Durch seine Drogensucht und sein aufbrausendes Temperament hat er alle seine Kollegen und Freunde  vertrieben. Das Besondere ist Marons unkonventionelle Interviewart: Er ist egozentrisch, erzählt am liebsten von sich und bekommt so auch seine Gäste dazu, ihre dunkelsten Geheimnisse mit ihm zu teilen. Gern auch mal über mehrere Stunden.

Die beste Folge:
Sein Interview mit Louis C.K. aus dem Jahr 2010. Maron und C.K. waren in den 90ern beste Freunde, bis Marc ihn enttäuscht hat. Der Podcast ist die erste längere Unterhaltung, die die beiden seit Jahren geführt haben. Sie sprechen über ihre Karrieren, Comedy, Familie und am Ende wird geweint.

2. Radiolab

Radiolab ist die Sendung mit der Maus für Erwachsene. Robert Krulwich und Jad Abumrad stellen in ihren Themensendungen beeindruckende Erkenntnisse der Wissenschaft  vor.

Deshalb sollte man's hören:
Radiolab ist die am besten produzierte Radiosendung der Welt. Punkt. Der Grund: Jad Abumrad ist nicht nur Journalist, sondern in erster Linie Komponist. Für jede Stunde sitzt er stundenlang vor dem Computer und bastelt an aufwendigen Soundteppichen für die Radiolab-Geschichten. Sein Kollege Robert Krulwich ist hier der Mann fürs Grobe: der Reporter, der schon seit den 70ern Radio und Fernsehen macht, ist der perfekte Gegenspieler für den quirligen Abumrad. Das ungewöhnliche Moderatorenpaar schafft es, jede noch so abgefahrene wissenschaftliche Theorie so zu erklären, dass jeder sie versteht.

Die beste Folge:
In den 13 Jahren, die es Radiolab jetzt schon gibt, hat das Duo jede Menge fantastische Folgen abgeliefert. Zwar ist die Folge "Colors" schon ziemlich nahe an der Perfektion, aber "Lost and found" ist noch ein ganzes Stück besser. Hier erzählt Radiolab die Geschichte der Kunststudentin Emilie, die nach einem Unfall im Koma liegt. Eine Warnung: Bitte nicht in der U-Bahn, Bus oder auf der Arbeit hören. Ihr werdet weinen wie Schlosshunde.

3. This American Life

Radiolegende Ira Glass erzählt jede Woche spannende Geschichten aus den USA.

Deshalb sollte man's hören:
Seit 20 Jahren sendet This American Life jetzt schon und erreicht so zwei Millionen Hörer pro Woche. Podcasthörer nicht eingerechnet, in den Itunes-Charts steht This American Life immer ganz oben. Der Grund: Moderator Ira Glass hat modernes Storytelling im Radio erfunden. Alle anderen Podcasts in dieser Liste wurden mehr oder weniger von Ira Glass’ Stil inspiriert. Seine Geschichten sind immer witzig, spannend und laden zum Nachdenken ein. Die Grundprämisse von This American Life: Jeder Mensch hat eine spannende Geschichte. Man muss sie nur erzählen.

Die beste Folge:
Wenn This-American-Life-Fans sich treffen, können sie sich stundenlang über ihre Lieblingsfolgen unterhalten: Die Superheldenfolge, in der ein für allemal geklärt wird, ob "fliegen" oder "unsichtbar sein" am besten ist. Oder die Geschichte der von zwei Kindern, die in der Krippe vertauscht wurden. Oder oder oder. Die beste ist aber "129 Cars". Hier folgen vier Radioreporter einen ganzen Monat lang den Angestellten eines Autohauses, die 129 Autos verkaufen müssen. Klingt langweilig, ist es aber nicht. Nach einer Stunde weiß man nicht nur alles über Autos, sondern hat die menschliche Psyche einen Tick besser verstanden.

4. Serial

Reporterin Sarah Koenig ist einem 15 Jahre alten Mordfall auf der Spur. Und gräbt tatsächlich neue Hinweise aus.

Deshalb sollte man es hören:
Serial hat den aktuellen Podcast-Hype losgetreten:  Der Mordfall der schönen Hae-Min Lee, deren Leiche in einem Park in Baltimore gefunden wird, hält 2014 Millionen Hörer in Atem. Der Hauptverdächtige: Adnan Syed, Lees Ex-Freund, der seitdem im Knast sitzt. Aber war Adnan wirklich der Mörder? Einiges spricht dagegen. Toll ist Serial, weil wir live dabei sind, wie Reporterin Sarah Koenig Akten wälzt, mit Zeugen spricht und versucht dem geheimnisvollen Mord auf die Spur zu kommen. Der Podcast, der von den This-American-Life-Machern produziert wird, ist wie True Detective für die Ohren.

Die beste Folge:
In jeder Folge des Podcasts stellt Koenig eine neue Facette des Falls in den Vordergrund: zum Beispiel Adnans Alibi, sein Verhältnis zu Hae oder Adnans Freund Jay, der auch tief in den Mord verwickelt ist. Eine beste Folge gibt es hier gar nicht: Serial ist darauf ausgelegt, dass man alles in einem Zug weghört. Also: Setzt euch an einem trüben Novembertag mit einer Tasse Tee hin und fangt mit Episode 1 an.

5. Mystery Show

Reporterin Starlee Kine versucht Alltagsrätsel zu lösen, die man mit dem Internet nicht herausfindet.

Deshalb sollte man es hören:
Wegen Starlee Kine. Sie ist nicht nur ein Reportage-Genie, sondern auch unglaublich witzig. Neulich wurde sie sogar zum Late-Night-Talker Conan O'Brien eingeladen. Detektivin Starlee Kine liebt die Umwege, die sich bei ihren Recherchen ergeben. Sie redet mit allen möglichen Leuten, kommt vom Hundertsten ins Tausendste und verplappert sich ständig. Aber irgendwie löst sie am Ende dann doch jeden ihrer Fälle.

Die beste Folge:
Starlee Kine hat schon einige verrückte Rätsel in ihrer Show gehabt: "Wie groß ist Jake Gyllenhaal?" oder "Wem gehört die Gürtelschnalle, die ich als Kind auf der Straße gefunden habe?". Die beste Episode ist aber eindeutig "Britney". Hier versucht sie herauszufinden, ob Britney Spears vor Jahren ein bestimmtes Buch gelesen hat. Immerhin wurde sie damit mal fotografiert. Für Starlee steht fest: Sie muss mit Britney Spears sprechen. Also kauft sie sich einen teuren VIP-Pass, um Britney persönlich fragen zu können. Statt aber einfach nur das Ticket zu kaufen, plaudert sie mit dem Mann an der Tickethotline über Gott und die Welt. Nach 10 Minuten sagt er: "Das war die beste Unterhaltung, die ich jemals hatte". Finden wir auch. Ach ja, das Rätsel um das Buch löst sie natürlich auch. Aber das ist fast schon Nebensache.

6. Invisibilia

Invisibilia zeigt, was hinter Alltagsphänomenen steckt.

Darum sollte man es hören:
Wer Radiolab und This American Life mag, wird Invisibilia lieben. Denn Invisibilia ist wie das uneheliche Kind der beiden Podcasts. Spannende Geschichten aus dem Alltag treffen auf Wissenschaft. Und nicht nur thematisch orientiert sich Invisibilia an den großen Vorbildern: Die Reporterinnen Lulu Miller und Alix Spiegel haben vorher bei This American Life und Radiolab gearbeitet, machen aber dann doch ihr eigenes Ding. Wer sich nicht für Wissenschaft interessiert, bleibt wegen den Protagonisten am Ball.

Die beste Folge: 
In "How to become Batman" geht es um Daniel Kish, einen Blinden, der Fahrrad fährt. Wie er das schafft? Er macht ständig Klickgeräusche. Wie eine Fledermaus kann er sich so orientieren. Inzwischen hat Kish auch seine eigene Blindenschule gegründet, in der er blinden Kindern erklärt, wie sie selbstständig werden können. "How to become Batman" ist nicht nur eine total ergreifende Stunde Radio, sondern zeigt auch, wie festgefahren unsere Annahmen über die Welt manchmal sind.

7. 99% Invisible:

Ein Design- und Architekturpodcast, der die Geschichte hinter Alltagsgegenständen erklärt.  

Darum sollte man es hören:
Klar, ein Designpodcast, das klingt jetzt erst mal nicht sonderlich spannend. Was Roman Mars und sein Team aber aus den Geschichten rausholen ist der Wahnsinn. Hat man eine neue Folge 99 % Invisible auf dem Ohr, geht man plötzlich ganz anders durch die Welt: Denn hinter jedem Stuhl, jeder Lampe, jedem Haus und jedem Löffel stecken Menschen, die sich oft jahrelang den Kopf zerbrochen haben.

Die beste Folge:
Sounds of the Artifical World. Hier geht Roman Mars der Frage nach: Wer design eigentlich all die Sounds, die unser Handy am Tag so von sich gibt? Er spricht mit Designern und zeigt, wie viel Liebe zum Detail in jedem Pling, Plong und Dududüm stecken.

8. Start-Up

Alex Blumberg gründet sein eigenes Start-up, eine Podcasting-Firma. Und macht darüber einen Podcast. Voll meta.

Darum sollte man es hören:
Wie die meisten Podcast-Macher hat auch Alex Blumberg bei Großmeister Ira Glass von This American Life gelernt. Ergebnis seines Podcasts ist ein nie dagewesener Blick hinter die Kulissen eines Startups. Wir hören, wie er mit seiner Frau darüber diskutiert, welche Schuhe er zu Meetings anziehen soll, welche Mitarbeiter er einstellt und wie er versucht den Traum seiner eigenen Firma Schritt für Schritt möglich zu machen. Inzwischen ist er mit seiner Firma Gimlet Media ein Big Player im Podcastgeschäft. Auch "Mystery Show" geht auf seine Kappe.

Die beste Folge:
Wie bei Serial gibt es nicht "die" beste Folge. Hier sind alle gut. Wirklich toll ist aber gleich die erste Folge. Alex Blumberg war lange Wirtschaftsjournalist und hat über Startups und Großkonzerne berichtet. Durch seine Arbeit hat er einige Connections, zum Beispiel zu Chris Sacca, einem Großinvestor des Silicon Valley. Bei seinem ersten Meeting mit Sacca stellt ich Blumberg aber so blöd an, dass es einem die Fußnägel hochzieht. Blumberg verkackt und wir sind live dabei. Toll.

9. Strangers

Journalistin Lea Thau erzählt wahre Geschichten über Menschen, die einem zufällig im Alltag begegnen.

Darum sollte man es hören:
Die Storys, die Thau erzählt handeln von Liebe, Herzschmerz und Glück. Strangers ist wie die Real-Life-Version deiner Lieblingssoap. Thau ist aber nicht RTL: Sie schlachtet ihre Geschichten nicht aus, überdramatisiert nichts. Stattdessen lässt sie ganz normale Menschen zu Wort kommen - die Realität ist eh spannender als jede Fiktion.

Die beste Folge:  
Moderatorin Lea Thau kommt aus Skandinavien, wohnt aber seit Jahren schon in New York. Trotzdem kann sie mit den Happy-Go-Lucky-Typen in den USA nichts anfangen. Sie ist Single und todunglücklich. In "Love Hurts" erzählt sie uns, wie schwer sie es auf dem Datingmarkt hat. Wie sie immer wieder versetzt wird, wie sie es einfach nicht schafft ein total perfektes Leben zu führen wie alle ihre Freunde. Wir hängen währenddessen an ihren Lippen, leiden und weinen mit ihr. 

10. Love+Radio

Love+Radio bringt ellenlange Interviews mit Leuten aus dem Underground: Stripper, Drogendealer, Prostituierte.

Deshalb sollte man es hören:
Zugegeben: Love+Radio macht es einem nicht immer einfach es zu lieben. Die Interviews sind lang, man muss wirklich gut Englisch sprechen und die Geschichten der Interviewten sind nichts für Zartbesaitete. Wer sich aber drauf einlässt, bekommt einen einmaligen Eindruck in eine Schattenwelt, die man sonst nie betreten würde.

Die beste Folge:
In "Thank you, Princess" wird eine professionelle "Humiliatrix" interviewt. Ihr Job: Männer demütigen. Sie hat eine ganze Reihe an Stammkunden, die sich von ihr regelmäßig zur Sau machen lassen. Und dadurch sexuelle Befriedigung empfinden. In der Folge dürfen wir auch einen Anruf mithören. Denn was ist schon demütigender als wenn ein Millionenpublikum deinem Stöhnen zuhört.


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