Emmy Awards 2018 Gewinner und Verlierer, die ihr unbedingt anschauen solltet
Na also: Die Marvelous Mrs. Maisel hat dieses Jahr bei den Emmys dick abgeräumt. Wir verraten euch, welche Serien sonst noch unbedingt sehenswert sind - selbst wenn sie am Ende gar nichts gewonnen haben.
In der Nacht von Montag auf Dienstag wurden die Emmy Awards verliehen, die wichtigste Auszeichnung die eine Serie bekommen kann. Quasi der Oscar der Serienwelt. Ganz besonders war dieses Jahr: Netflix hat HBO eingeholt. Die letzten 17 Jahre hat der amerikanische Kabelsender mehr Emmys bekommen als alle anderen. Doch dieses Mal hatte Netflix mit 112 Nominierungen nicht nur vier mehr als HBO, der Streamingdienst hat am Ende tatsächlich gleichgezogen. Sowohl Netflix als auch HBO erhielten 23 Emmys.
Wir haben für euch die rechtmäßigen Gewinner und unrechtmäßigen Verlierer gesammelt, die ihr unbedingt schauen solltet.
The Marvelous Mrs. Maisel
Diese Serie ist der große Gewinner der Emmys 2018. Zwar hat "Game of Thrones" noch einen Award mehr abgeräumt, aber die acht Auszeichnungen für diese feine feministische 50er-Jahre-Serie, einige davon in den wichtigsten Kategorien, hat nicht nur uns besonders gefreut. Und obendrein schrieb die Schöpferin der Serie, Amy Sherman-Palladino, der wir auch schon "Gilmore Girls" zu verdanken haben, dabei Geschichte: Als erste Frau gewann sie gleichzeitig in den Kategorien "Beste Regie für eine Comedyserie" und "Bestes Drehbuch für eine Comedyserie".
Die titelgebende "Marvelous Mrs. Maisel" (gespielt von Rachel Brosnahan) entdeckt Ende der 50er-Jahre ihr Talent als Stand-Up-Comedian, nachdem ihr Mann sie mit zwei Kindern sitzengelassen hat. Sie zieht also zurück ins Apartment ihrer verschrobenen Eltern und tritt heimlich - und immer erfolgreicher - in Bars als Comedian auf. “Marvelous Mrs. Maisel” ist warmherzig erzählt, sehr sehr komisch und entführt uns in eine Zeit, in der emanzipierte Frauen wie Mrs. Maisel es noch so richtig schwer hatten.
14 Nominierungen und 8 Emmys unter anderem für: Beste Comedyserie, Beste Hauptdarstellerin einer Comedyserie (Rachel Brosnahan), Beste Regie und Bestes Drehbuch einer Comedyserie (Amy Sherman-Palladino)
Die erste Staffel gibt’s bei Prime Video.
RuPaul’s Drag Race
Im Bereich Reality- und Castingshows waren RuPaul und seine Drag Queens ganz vorne mit dabei.
Im Grunde ist "RuPaul’s Drag Race" ein Wettbewerb für Drag Queens. In den USA ist die Show von einem kleinen Spartenkanal zum Popkultur-Giganten VH1 gewandert und die Teilnehmerinnen machen sich immer wieder auch im Mainstream einen Namen: Trixie Mattel mit einem Country Album, Naomi Smalls hat für die Cosmopolitan Rap Superstar Cardi B interviewt und Milk modelt für Mega-Designer Marc Jacobs.
"RuPaul’s Drag Race" ist aber mehr als buntes Entertainment. Die Sendung macht sich immer wieder für queere Themen stark, ruft zur Wahlbeteiligung auf und zeigt - auch wenn wie in jeder Reality Show extra arg auf die Tränendrüse gedrückt wird - wie sehr schwule Männer immer noch mit Intoleranz zu kämpfen haben. Moderator RuPaul Andre Charles beweist seit Jahren langen Atem, ist Allround-Entertainer und hat seit diesem Jahr auch einen Stern auf dem legendären Hollywood Walk of Fame.
10 Nominierungen und 5 Emmys unter anderem für: Beste Castingshow
Staffel 7, 8 und 9 sind auf Netflix zu sehen.
Queer Eye
Die "Fab Five" haben ihre Emmys zwar schon vor ein paar Tagen bei der "Creative Arts Emmy Awards Show" verliehen bekommen, vergessen wollen wir sie unter den Gewinnern aber trotzdem nicht.
Die Serie "Queer Eye" nimmt Vorurteile mit Humor und macht daraus Reality TV. Fünf schwule Männer bilden eine Expertenclique, die "Fab Five". Tan ist Modeberater, Bobby der Mann fürs Design, Antoni gibt Ernährungstipps, Jonathan ist erstklassiger Friseur und Karamo Kulturexperte. Was auch immer ein Kulturexperte sein soll.
Dieses Team juckelt durch Amerika und berät Männer – vorzugsweise straighte Typen, die kein Style-Game haben und auch sonst nix auf die Kette kriegen oder einen kleinen Anstupser brauchen. Das ist eine unfassbare gute Kombination im fiktiven Genre "Drücken auf die Tränendrüse". Am Anfang jeder Folge wird die Zielperson vorgestellt. Wie alt ist sie, wohnt sie noch bei den Eltern, wie lange hatte er schon keine Beziehung mehr? Und am Ende liegen sich alle in den Armen, weil sie gemerkt haben, dass wir alle dasselbe wollen: Akzeptanz, uns wohl fühlen, geliebt werden. Hach.
4 Nominierungen und 3 Emmys unter anderem für: Beste Reality-Sendung
Queer Eye könnt ihr auf Netflix sehen.
Seven Seconds
Nur eine Nominierung, aber bei der Gala dann eben auch der Emmy: Und zwar für Regina King, die Hauptdarstellerin der Mini-Serie "Seven Seconds".
Sieben fatale Sekunden hat der Unfall gedauert, bei dem der Polizist Pete Jablonski den Teenager Brenton Butler schwer verletzt hat. Der Junge stirbt. Das Problem: Brenton ist schwarz und der Polizist weiß - und so entspinnt sich eine schmerzvolle Tragödie um Polizeiklüngelei, Rassismus und den schrecklichen Verlust eines Kindes. Denn die Polizeifreunde von Pete Jablonski versuchen die Tat einem Landstreicher unterzuschieben. "Seven Seconds" zeigt, dass Gerechtigkeit nicht schwarz-weiß ist und nimmt sich dafür sehr viel Zeit, manchmal vielleicht ein bisschen zu viel. Aber dafür geht sie so akribisch auf Spurensuche, dass man meint, einem wahren Kriminalfall zuzuschauen.
Eine Nominierung und ein Emmy für: Beste Hauptdarstellerin in einer Miniserie (Regina King)
Seven Seconds ist bei Netflix abrufbar.
Verlierer bei den Emmys, für uns trotzdem Gewinner-Serien
Zwei Serien, die wegen ihrer vielen Nominierungen als große Favoriten galten, sind bei der Verleihung zwar nicht ganz leer ausgegangen, haben sich aber sicher weit mehr erhofft. Von uns bekommen sie trotzdem die Auszeichnung "definitiv sehenswert".
Westworld
“Westworld” ist die Serienadaption des gleichnamigen Sci-Fi-Kultfilms von 1973 über einen Wild-West-Vergnügungspark, in dem menschengleiche Roboter erst nur der Unterhaltung der Besucher dienen und dann irgendwann Rache an ihren Schöpfern nehmen. Kaum eine Serie - außer vielleicht “Game Of Thrones” - hat ein derart atemberaubendes Setting.
“Westworld” ist total kompliziert, wirft philosophische Fragen über den freien Willen, Realität und Verantwortung auf - ohne sie zu beantworten - und bietet so viel Diskussionsstoff, dass die Internetforen überquellen mit Fantheorien. Dazu kommt der fantastische Soundtrack, für den der iranisch-deutsche Komponist Ramin Djawadi neue Stücke komponiert und Popsongs von einem Orchester einspielen lässt - darunter zum Beispiel Songs von Radiohead.
21 Nominierungen und 4 Emmys unter anderem für: Beste Nebendarstellerin in einer Dramaserie (Thandie Newton in der Rolle als Maeve)
Die ersten beiden Staffeln könnt ihr bei Sky on Demand abrufen.
The Handmaid’s Tale
Keine Serie hat sich 2017 so dringend und real angefühlt wie die Adaption von Margaret Atwoods Dystopie "The Handmaid's Tale - Report einer Magd": Trumps Amerika, religiöser Fanatismus, das Erstarken patriarchaler und offen frauenfeindlicher Bewegungen – all das spiegelt sich in der Serie wieder. Die Handmaids, oft weiß und aus gutem Hause, werden im totalitären Staat Gilead in der nahen Zukunft als Gebärmaschinen versklavt.
Wie sich dieses Leben anfühlt, erleben wir hautnah aus der Perspektive der Handmaid Desfred (brilliant gespielt von Elisabeth Moss), die ihre Tochter und ihren Mann verloren hat. Wer die Serie noch nicht gesehen hat, sollte das dringend nachholen: “The Handmaid’s Tale” ist nicht nur wichtig, sondern auch herausragend gut erzählt. Einfach so einschlafen ist nach einer Folge alles andere als leicht.
20 Nominierungen und 3 Emmys unter anderem für: Beste Gastdarstellerin in einer Dramaserie (Samire Wiley für ihre Rolle als Moira)
Die zweite Staffel “Handmaid’s Tale” ist im August bei bei Entertain gestartet. Die erste Staffel gibt es zum Kauf bei VoD-Anbietern.
Sendung: Hochfahren, 18.09.2018 - ab 7.00 Uhr