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Games // Hellblade: Senua’s Sacrifice Eine dunkle Reise in den menschlichen Verstand

Beängstigend, erschreckend, erschütternd: "Hellblade" nimmt uns mit auf eine Reise in den Verstand einer jungen Kriegerin, die an einer schweren Psychose leidet. Ein absolut großartiges Ausnahmespiel, sagt unser Games-Checker Fränzn.

Von: Franz Liebl

Stand: 18.08.2017 | Archiv

Szenen aus Hellblade | Bild: Ninja Theorie

Senua ist eine junge Kriegerin, die in einer nordischen Mittelalterwelt lebt - und leidet. Denn ihr Geliebter, Dillion, ist tot. Das will sie nicht akzeptieren und macht sich auf den Weg in die Unterwelt, um ihn von den Toten zurückzuholen. Schon zu Beginn des Games sind da diese Stimmen in Senuas Kopf, bald sind sie auch in meinem und bleiben das ganze Game über präsent.

Dann ist da Senuas eigene Stimme, die oft gleichzeitig in mehreren Sprachen zu ihr spricht - die eine warnt, die andere hilft, die dritte schürt Ängste, die vierte zweifelt. Es sind aber auch verzerrte, undefinierbare Stimmen darunter, die plötzlich fauchen, stöhnen oder jammern. Nahezu übermächtig scheint eine bedrohliche, furchteinflößende, sehr tiefe Stimme, die Senua immer wieder beschimpft und erniedrigt, die sie von ihrem Vorhaben abhalten will. Da sind aber auch die Stimmen ihrer sanften Mutter und ihres Geliebten Dillion.

Was ist real und was nicht

In Senuas Verstand herrscht totale Verwirrung und Verstörung. Bald auch bei mir. Also mache ich es wie Senua: Ich klammere mich an den Plan in die Unterwelt zu gelangen und gehe stur immer weiter nach vorn. Komme was wolle. Bald zweifle ich aber an der Aufgabe selbst. Möglich, dass die auch reine Einbildung ist. Möglich, dass die Gegner eigentlich gar nicht existieren, dass Türen, die ich versuche zu öffnen, eigentlich nicht verschlossen sind.

Außerdem sieht hier alles nicht so übernatürlich göttlich und mythisch aus, wie ich mir das vorstelle. Senua ist mit der nordischen Sagenwelt aufgewachsen. Laut dieser müsse sie eine goldene Brücke überqueren, um in die Unterwelt Helheim zu gelangen, wo Dillions Seele verborgen liegt. Ich sehe aber nur eine banale Holzbrücke, die in eine verfallene Burg führt. Es ist, als ob Senua ihr eigenes, bitteres Schicksal mit den Geschichten ihrer Kindheit verknüpfen würde.

Senua ist das ganze Game im Fokus

Es wird gekämpft und ein paar kleine Rätsel gibt es auch. Beides, Kämpfe und Rätsel, spielen mit der Illusion. Übergroße, blutüberströmte Kämpfer mit Tierskelettköpfen über den Gesichtern, verschwinden genauso schnell wieder in den Schatten, wie sie aus ihnen aufgetaucht sind. Um bestimmte Türen zu öffnen, muss ich Runen in der Umgebung finden. Das tue ich, indem ich die Äste eines Baumes im richtigen Winkel ansehe, damit sie die Form einer solchen Rune annehmen. Manchmal muss ich Portale nutzen, um zwischen verschiedenen Realitäten zu wechseln. Einmal ist die Treppe da - dann nicht.

Alles hier ist darauf ausgelegt Senuas geistigen Zustand zu vermitteln. Es geht nur um Senua und ihr Schicksal. Sie ist immer Mittelpunkt und das ist einfach nur großartig. Eine spannende Geschichte, erzählt an einer spannenden Figur. Das ist sehr gut gemacht.

So großartig, so heftig

"Hellblade" ist auf eine zutiefst dunkle Art und Weise poetisch. Eine finstere Metapher auf psychotische Erfahrungen. Dunkelste Momente. Tiefe Depression. Selbsthass. Hass. Verstörung. Verzerrung. Es sind Szenen dabei, die kaum auszuhalten sind. Diese Intensität kommt aber nicht von ungefähr. Dieses Game ist hervorragend geschrieben, gesprochen und geschauspielert. "Hellblade" gibt die Empfehlung mit Kopfhörern zu spielen. Diese Empfehlung kann ich nur weitergeben, sofern man die Nerven dafür besitzt. Ein absolutes Ausnahmegame!

Hellblade – Senua’s Sacrifice (Ninja Theorie // für PC, PS4, Xbox One)

Sendung: Hochfahren, Montag 21. August 2017 - ab 07 Uhr