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Games // NieR: Automata Ein einziger großer WTF-Moment

Latex, Roboter und Existenzialismus: Diese Japan-Action ist in allen Belangen eine schräge Nummer. Darunter verbirgt sich allerdings eine subtil erzählte Geschichte über das Menschsein.

Von: Franz Liebl

Stand: 26.03.2017 | Archiv

NieR | Bild: Square Enix

"NieR: Automata" ist nichts weniger als skurril und genau deswegen so spannend. Aliens haben mit einer Roboterarmee die Erde zerstört. Ein kleiner Rest Menschen ist auf den Mond geflohen und bekämpft von dort aus die Roboter auf der Erde, mit einer Spezialeinheit aus Androiden. Als ich mit zwei dieser Androiden, 2B und 9S, zum Kampf auf die Erde geschickt werde, ist nicht alles so einfach, wie es scheint. Die Roboter haben nämlich ein Eigenleben entwickelt. Einige sind desertiert und wollen in Frieden leben. Andere wollen Kinder kriegen und tun es tatsächlich irgendwie auch. Einmal diskutiert ein Roboter namens Jean-Paul, in Anspielung auf den Philosophen Jean-Paul Sartre, sogar mit mir über Existenzialismus.

Das alles erlebe ich aus der Sicht der kühlen 2B und des lebhaften 9S, die ja auch künstlich sind, sich aber eigentlich wie echte Menschen benehmen. Ich erkenne keinen Unterschied. Die sind doch alle bloß so programmiert, oder? Ständig wird hier zwischen den Zeilen die Frage gestellt: Was macht den Menschen zu einem Menschen? Das diskutiert "NieR: Automata" sehr subtil. Deep Shit.

Furioses Action-Mash-Up

Jetzt denkt man bei so einem bedeutungsschweren Thema natürlich an dicke Bücher und stille Bibliotheken. "NieR: Automata" aber strotzt nur so vor Action. Es ist ein regelrechtes Action-Mashup. Grundsätzlich ist das hier zwar schnelle Schwertaction à la "Bayonetta". Allerdings habe ich einen sogenannten Pod dabei, einen kleinen Roboter, der ständig neben mir schwebt und ballert, was das Zeug hält. Den steuere ich parallel zu meinen wirbelnden Schwertern. Das Game ist quasi Shooter und Schwertaction gleichzeitig. Dazu kommen klassische Shoot’em-up-Passagen wie in der Spielhalle. Und in einem Kampfroboter fliege ich auch noch durch die Luft. In seinen besten Momenten hüpft das Game ständig zwischen den unterschiedlichen Stilen hin und her. Furios.

Grafisch mau, dafür mit fett Style

Grundsätzlich ist "NieR: Automata" optisch kein schönes Spiel. Das macht es aber mit Style wieder wett. Es wechseln nicht nur die Action-Stile ständig, sondern auch die Perspektiven. Mal laufe ich in die Tiefe, dann wieder bloß von links nach rechts oder ich sehe das Geschehen komplett aus der Vogelperspektive. Die Farben des Games sind eh schon krass entsättigt, manchmal aber wird das Game gleich komplett schwarz-weiß. Drüber liegt fast immer Fahrstuhlmusik mit japanischem Schnulzengesang. Und schließlich ist da noch das Erscheinungsbild der Androiden-Spezialeinheit: Mädels in Latex-Anzügen. Protagonistin 2B sprintet durch die Welt in Lack-Stiefeln, String-Body und kurzem offenherzigem schwarzen Kleidchen. Was für eine Mischung! Und als ich dachte das Game durch zu haben, ist die Story einfach von vorne aus einer anderen Perspektive gestartet. Inklusive neuen Story-Fetzen. "NieR: Automata" ist ein einziger großer WTF-Moment. Toll!

NieR: Automata (SquareEnix // für PC, PS4)