Streit um Erlanger Kultkino Ist das Manhattan Kino bald Geschichte?
Eins der wichtigsten Programmkinos in Deutschland steht vor dem Aus: Das Manhattan-Kino in Erlangen. Neben vielen Erlangern wollen auch Prominente verhindern, dass das Manhattan bald Geschichte ist.
Schauspielerin Iris Berben, Regisseur Markus H. Rosenmüller ("Wer früher stirbt ist länger Tod") und Erlangens Oberbürgermeister Florian Janik sind sich einig: Das Manhattan muss bleiben. Und sie sind nicht alleine. Auf der Website manhattan-freund.de haben sich viele weitere prominente und nicht-prominente Unterstützer zusammengetan, die das auch fordern.
"Dieses unglückselige Geld! Ich hoffe Erlangen kapiert, dass es nichts kostbareres als eine Seele gibt! Das Manhattan ist ein Teil dieser Seele! Es darf nicht in Geld aufgewogen werden!"
Marcus H. Rosenmüller, Regisseur
Das Manhattan Kino gehört zur Erlanger Kulturszene wie die Bergkirchweih zum Erlanger Sommer. Regelmäßig finden dort kulturell wichtige Veranstaltungen wie zum Beispiel das Chinesische Filmfestival oder das Kitaso-Kurzfilmfestival statt. Auch die PULS Preview hat schon mehrfach im Manhattan Station gemacht und da z.B. die Filme "Dope" und "Victoria" präsentiert.
"Das MANHATTAN ist eins der am liebevollsten geführten und mit großer Sorgfalt programmierten Kinos in Deutschland. Und nun soll wegen einer Mieterhöhung Erlangen und dem großen Einzugsgebiet des MANHATTAN (die Leute kommen wirklich von überall her) eine Institution der Filmkunstpflege genommen werden? Ich finde das empörend."
Tom Tykwer, Regisseur
Mit seinen drei kleinen Kinosälen und einem Café gehört das Manhattan zu den wenigen kleinen aber feinen und wichtigen Arthaus-Kinos in Deutschland.
"In Zeiten der medialen Informationsflut und hohen Anzahl an wöchentlichen Kinostarts braucht es starke, persönliche und individuelle Kinoarbeit mehr denn je! Diese Kinos übernehmen eine enorme Verantwortung, die Vielfalt unserer Filme beizubehalten und zu stärken. Wir brauchen sie, die Zuschauer brauchen sie und unsere Kulturlandschaft braucht sie!"
Iris Berben, Schauspielerin
Keine Einigung über neuen Pachtvertrag
Ab Ende September 2017 könnte das Manhattan Kino Geschichte sein. Die jetzigen Betreiber, Elisa Coburger und Peter Zwingmann, müssen raus aus dem Gebäude. Sie konnten sich mit dem Vermieter nicht über einen neuen Pachtvertrag einigen. Der Vermieter will 80 Prozent mehr Miete, was für die beiden nicht mehr wirtschaftlich wäre.
Neuer Mieter wird ab Oktober Kinomogul Wolfram Weber aus Nürnberg, dem zum Beispiel das Cinecitta gehört – eins der größten Kinos Deutschlands. Weber plant aus dem bisherigen Arthauskino ein Luxus-Kino zu machen, ein sogenanntes "Deluxe-Kino", mit großer Leinwand, großen Sitzen, fetter Soundanlage und deutlich höheren Eintrittspreisen.
Peter Zwingmann und Elisa Coburger suchen deshalb nach einem neuen Grundstück, auf dem sie ihr Kino weiter betreiben könnten.
Wettbewerb oder Verdrängungsprozess?
Dafür mussten sie gar nicht weit gucken, sie würden das gerne auf dem Nachbargrundstück des aktuellen Manhattan Kinos machen. Da wäre Platz für einen Neubau. Darüber gab es auch schon Gespräche mit der Stadt Erlangen. Aber auch Weber hat Interesse an dem Grundstück. Er würde da gerne sein "Deluxe-Kino" bauen, mit bis zu 600 Sitzplätzen, und das Manhattan weiter betreiben, ob als Arthauskino ist aber noch offen.
Der aktuelle Beziehungsstatus: Es ist kompliziert.
Die Stadt Erlangen muss entscheiden
Das Grundstück, um das es geht, gehört der Stadt Erlangen und die muss jetzt entscheiden, wer es bekommt. Laut Dieter Rossmeisl, dem Kulturreferenten der Stadt Erlangen, gibt es drei Optionen:
- Die Stadt verkauft das Grundstück an Elisa Coburger und Peter Zwingmann, die dann ein neues Arthauskino bauen können
- Wolfram Weber bekommt das Grundstück, um dort seine Deluxe-Kinos zu errichten
- Die Stadt verkauft an keinen der beiden
Die letzte Option gefällt dem Kulturreferenten Erlangens persönlich am wenigsten.
"Erlangen braucht ein Programmkino, wie wir es jetzt bereits haben. Mit den jetzigen Betreibern des Manhattan haben wir gute Erfahrungen gemacht."
Dieter Rossmeisl, Kulturreferent der Stadt Erlangen, im PULS Interview
Aktuell verhandelt die Stadt Erlangen mit beiden Kinobetreibern. Wer das Grundstück bekommt, soll bald im Stadtrat entschieden werden. Ausgang ungewiss. Im schlechtesten Fall könnte es passieren, dass Erlangen das Manhattan verliert - und damit Deutschland eines der wichtigsten Arthauskinos. Das ist genau das, was die prominenten Unterstützer des Manhattans vermeiden wollen.