Serie // "Hanna" Erwachsenwerden als Extremsport

Diese Serie gehört auf eure Watchlist, wenn... ihr gern ein Wiedersehen mit dem Ermittlerduo aus "The Killing" feiern möchtet, euch die Coming-of-Age-Story rund um eine Gruppe aufsässiger Teens mit Superkräftenvon in "Misfits" gefiel, und wenn ihr zu den Anhängern der geheimnisvollen, jungen Prairie aus der Mysteryserie "The OA" gehört.

__________________________________________________________________________________________________________

Wenn man mit 15 mehrere Sprachen fließend spricht, jagen kann und noch nie verliebt war, ist man entweder sehr behütet in einem Eliteinternat groß geworden – oder man wurde von einem Geheimagenten zur Killerin ausgebildet. So wie Hanna, die zwar amerikanische Filme und Beatles-Songs auf Kommando aufsagen kann - aber diese nur vom Hörensagen kennt. Einen Internetzugang hat sie nicht, in Hannas Unterschlupf gibt es nicht mal fließendes Wasser oder eine Toilette.

Geboren, um zu töten

Hanna und ihr Vater Erik Heller, ein untergetauchter CIA-Agent, leben versteckt in den Tiefen der polnischen Wälder. Auf Hannas Unterrichtsplan stehen deshalb: Schauspielen, Jagen und Töten. Und das scheint Hanna im Blut zu liegen. In Rückblenden erfahren wir, warum: Erik Heller hat Hanna als Baby aus einer Forschungsanstalt in Rumänien entführt. Sie ist ein besonderes Kind, das Ergebnis eines geheimen Experiments. Hanna ist eine Killermaschine, geboren, um zu töten. Aber sie ist auch ein ganz normaler Teenager – soweit das eben geht, allein im Wald ohne Kontakt zur Außenwelt. Ohne Handy, Internet und Musik. Ohne Privatsphäre und ständig in Angst, entdeckt zu werden.

Dieser Moment kommt schneller als gedacht, denn Hannas Erkundungstouren bringen die Geheimagentin Marissa Wiegler auf ihre Spur. Wiegler und Erik Heller arbeiteten einst zusammen beim CIA – und sie sucht die beiden, seit sie vor 15 Jahren verschwunden sind. Hanna und ihr Vater werden getrennt und quer durch Europa gejagt. Und hier beginnt der spannendste Teil der Serie – obwohl kaum aufreibende Actionszenen vorkommen. Hanna muss sich nämlich plötzlich allein in der Welt zurechtfinden: zwischen Gleichaltrigen, mit Jungs, aber auch mit ihrer ersten Freundin, der sie sich anvertrauen kann. All die Fehler und Erfahrungen, die man als Teenager eben so macht, macht Hanna im Schnelldurchlauf. Und das auch noch auf der Flucht vor dem Geheimdienst.

Vom Märchenfilm zur Actionserie

Ja, das gab's schon mal: "Hanna" ist ein weiteres Beispiel für Hollywoods Adaptionswut. Die Filmvorlage "Wer ist Hanna?" mit einer wilden, verhuschten Saoirse Ronan in der Hauptrolle lief 2011 im Kino. Jetzt kommt die Serie und die weicht in entscheidenden Punkten vom Film ab. Zwar erzählt auch die Serie von Identitätsfindung und Erwachsenwerden. Aber hier leiten nicht die Entscheidungen des Vaters, sondern die der ganz und gar nicht durchschnittlichen Tochter die Handlung. Statt auf den märchenhaften Stil des Films zu setzen, baut Amazons Serienversion ganz auf ungekünstelte Action und lässt der zarten Coming-of-Age-Story von Hanna viel mehr Raum als die Filmvorlage. Die macht die Serie besonders sehenswert, auch wenn sie zur Mitte hin ein paar Hänger hat.

Denn im Gegensatz zum Film erfahren wir in der Serie viel mehr über die Verschwörung im Hintergrund, Hannas Herkunft und die Feindschaft zwischen Erik Heller und der CIA-Agentin Marissa Wiegler. Die werden übrigens von Joel Kinnaman und Mireille Enos gespielt, die schon als ungleiches Ermittlerduo in der Krimi-Serie "The Killing" eine irre Chemie hatten. Dazu noch perfekt choreografierte Actionszenen, ein absolut treffsicherer Soundtrack mit vielen weiblichen Acts wie Karen O und Billie Eilish und eine 15-jährige Heldin, die allein eine ganze Truppe Elitesoldaten plattmacht. Was will man mehr von einer Actionserie?

"Hanna" ist komplett bei Amazon Prime abrufbar.

Bock auf Serien? Den PULS Serienpodcast "Skip Intro" könnt ihr hier abonnieren.

Sendung: Hochfahren vom 03.04.2019 - ab 7 Uhr.