Serie // "Ramy" Endlich ein muslimischer Serienheld, der kein Klischee ist
Ramy ist der typische Millenial in der Großstadt. Er lebt bei seinen Eltern, ohne Plan, was er erreichen will. Nix Neues eigentlich und genau darum ist die Dramedy ein kleiner Serienmeilenstein: Ramy ist nämlich gläubiger Muslim.
Diese Serie gehört auf eure Watchlist, wenn... ihr in "Fett und Fett" mit dem Münchner Jaksch durch den Kater nach der Uni-Zeit getaumelt seid, mehr mit Ryan aus "Special" gemeinsam hattet, als ihr dachtet und ihr die alltäglichen Struggles von Millenials in der Großstadt mit Humor nehmt wie Issa in "Insecure".
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Ramy Hassan muss sein Leben überdenken: Gerade hat er seinen Job bei einem Start-Up verloren. Seine Freundin hat Schluss gemacht und seine Eltern fragen sich, warum ihr Sohn mit Ende zwanzig immer noch nicht gesettled ist. Stattdessen lebt Ramy immer noch in seinem Kinderzimmer und teilt sich das Badezimmer mit seiner jüngeren Schwester Dena. Ramy ist quasi der Posterboy orientierungsloser Millenials. Er ist aber auch Muslim – und dazu noch recht gläubig. Dummerweise kommt ihm in Sachen religiösen Pflichten oft sein eigenes Leben in die Quere. Zum Beispiel, als Ramadan ist und niemand in seinem Umfeld die Fastenregeln so ernst nimmt, wie er.
Ramy versucht wirklich angestrengt ein besserer Muslim zu sein – will aber auch nicht komplett auf Sex und Partys verzichten. Die Herausforderung, sich zwischen zwei oft widersprüchlichen Kulturen zu bewegen, kennen alle Figuren in der Serie. Egal ob Ramys Mutter, die aus Palästina eingewandert ist, seine Schwester oder sein Onkel, alle müssen ihre Identität als muslimische US-Amerikaner für sich selbst finden. Wie, das zeigt die Serie "Ramy" ganz selbstverständlich und mit viel Humor. Das ist an sich schon bemerkenswert: In den meisten Serien kommen entweder keine Muslime vor oder sie werden klischeehaft dargestellt – als verblendete Tiefgläubige, ungebildet und als Terroristen. Die Frage, was es bedeutet muslimisch zu leben, zieht sich durch alle zehn Folgen von Ramy.
Selbstverständlich gläubig
Das ist der eigentliche Unterschied zu den Protagonisten aus ähnlichen Millenial-Dramedys wie "Master of None" oder "Fett und Fett": Ramys Glaube ist ein Grundpfeiler für sein Leben. Und aus seiner Sicht macht das sein Leben super kompliziert: Er will eine Partnerin auf Augenhöhe und setzt sich für die Gleichbehandlung von Frauen in seiner Moschee ein. Gleichzeitig merkt er nicht, dass seine Eltern ihn und seine Schwester ganz unterschiedlich behandeln, nur weil sie ein Mädchen ist. Auch konfrontiert Ramy seinen antisemitischen und sexistischen Onkel – hält aber selber an zum Teil überholten, vermeintlich traditionellen Bräuchen und Regeln fest. Als seine Mutter ihm ein Date verschafft, kann er es nicht fassen, dass die junge muslimische Frau beim ersten Treffen Sex mit ihm will.
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RAMY | Offizieller Trailer | STARZPLAY
Das vielschichtige Beziehungs- und Innenleben von Ramy ist aber nur ein Aspekt aus dem Leben junger Muslime. Die Serie beleuchtet auch glaubwürdig und einfühlsam welche Folgen die Anschläge vom 11. September auf die muslimische Community in den USA hatten und wie sich trotz aller Unterschiede Menschen verschiedener Glaubensrichtungen in New York miteinander und nebeneinander arrangieren. Das funktioniert, weil die Macher*innen wissen, wovon sie da erzählen: Serienschöpfer und Stand-Up-Comedian Ramy Youssef ist selbst Muslim und hat viele der Folgen geschrieben und Regie geführt. Und er spielt auch die namensgebende Hauptfigur. Dank seiner eigenen Erfahrungen wird die eigentlich immer gleiche Erzählung vom strugglenden Endzwanziger mit "Ramy" endlich wieder interessant.
"Ramy" läuft ab dem 12.12.2019 im Starzplay Channel zum Beispiel über die Starzplay App, oder Amazon Prime und AppleTV+.
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