Jetzt Renegades L'aupaire

Info Songwriter Robert Laupert hat sich einst in Budapest in eine kleine Wohnung eingeschlossen um seine musikalischen Kleinode aufzunehmen. Von den Einheimischen dort wurde ihm der Name L'aupaire verliehen.

Detroit: Become Human Sklavenaufstand der Roboter

Immer besser, intelligenter, menschlicher: Computerspiele beschäftigen sich gerne mit dem Zusammenleben von Mensch und Maschine. Auch im Game Detroit: Become Human, das diese Woche erscheint. Sieht so unsere Zukunft aus?

Von: Caspar von Au

Stand: 24.05.2018 | Archiv

Connor spielt im Aufzug mit einer Münze. Der kleine Kreis an seiner Schläfe blinkt blau, alles in Ordnung, ein Routine-Einsatz. Er soll eine Geiselnahme beenden. Ein Android - also ein Roboter, der aussieht wie ein Mensch - hat ein junges Mädchen gekidnappt. Ein Android, so wie Connor. Die Aufzugtüren öffnen sich und er tritt hinaus in den Gang. Ein bis an die Zähne bewaffneter Polizist schleift eine Frau vorbei: "Warum schicken Sie keinen echten Menschen?", fragt sie anklagend in Richtung Connor.

Polizisten, Bauarbeiter, Verkäufer. Die Androiden sind in Detroit im Jahr 2038 überall - das ist die Welt im Spiel "Detroit: Become Human", das am 25. Mai erscheint. Sie tragen ihren Besitzern die Tüten beim Einkaufen hinterher, fegen die Straßen, machen den Abwasch. Entstanden ist eine Zwei-Klassen-Gesellschaft mit klar verteilten Rollen. Erste Klasse: die Menschen. Zweite Klasse: die Androiden. Die sehen zwar den Menschen sehr ähnlich, sind aber eben Maschinen. Roboter-Sklaven, mehr nicht. Sie müssen daher auch in getrennten Abteilen Bus fahren, in vielen Kneipen und Läden ist für Androiden der Zutritt verboten.

Es gibt noch viele andere Spiele, die wie Detroit die Beziehung zwischen Menschen und Maschinen in einer dystopischen Zukunft thematisieren. Und oft steht ein Unternehmen im Zentrum, das eine Technologie über die Menschheit gebracht hat, die das Leben auf der Welt entscheidend verändert. In "The Surge" (2017), einem Science-Fiction-Rollenspiel des Frankfurter Entwicklers Deck13 zum Beispiel, ist es CREO, eine Firma die den Klima-Kollaps verhindern will. Protagonist Warren, ein Mann im Rollstuhl, bekommt gleich zu Spielbeginn unfreiwillig ein Exo-Skelett verpasst, mit dessen Hilfe er wieder laufen kann. Mehr noch: Der Anzug macht ihn zu einer Art Superhelden. Allerdings wird schnell deutlich, dass bei CREO nicht alles sauber ist.

Nehmen Roboter uns die Arbeit weg?

In Detroit: "Become Human" heißt der große Konzern "Cyberlife". Der produziert die menschlichen, intelligenten Roboter für fast alle Lebenslagen. Die Technologie ist ziemlich gut ausgereift und tut, was sie soll. Dadurch ist dann aber auch noch eine dritte soziale Schicht entstanden: Die Gruppe derjenigen, die durch den technologischen Fortschritt abgehängt worden sind. Menschen, die wegen den Androiden ihren Job verloren haben. Die Arbeitslosenquote liegt 2038 bei 37,3 Prozent. Das friedliche Nebeneinanderleben von Menschen und Maschinen ist fragil.

Der Spieler steuert abwechselnd drei Androiden mit unterschiedlichen Lebenswegen und -zwecken: Connor arbeitet für die Polizei. Kara unterstützt einen alleinerziehenden Vater und seine Tochter im Haushalt. Doch leider ist der Vater drogenabhängig und neigt zu Wutausbrüchen. Markus schließlich ist der persönliche Assistent eines querschnittgelähmten Künstlers.

Während der kurzen Kapitel stehen die Androiden und damit der Spieler dauernd vor Entscheidungen: Soll Connor dem Geiselnehmer drohen oder ihn beschwichtigen? Je nachdem, wie er sich entscheidet, geht die Geschichte anders aus. Nicht nur die Befreiung des Mädchens kann schief gehen, im schlimmsten Fall stirbt sogar Connor. Gleichzeitig wird klar: Irgendetwas schlummert in den Androiden. Wer beherrscht in Zukunft die Welt: Mensch oder Maschine?

Wenn die Maschinen übernehmen

In "Horizon: Zero Dawn” (2017) haben die Roboter längst die Oberhand gewonnen und die Menschen sogar soweit zurückgedrängt, dass sie wieder als Jäger und Sammler leben. Die Maschinen übernehmen sogar die Rolle der Natur, Roboter-Tiere bevölkern die Welt. Die unterschwellige Botschaft in "Horizon" lautet: Wir müssen aufpassen, wie weit wir künstlicher Intelligenz trauen; sonst übernehmen die Maschinen die Macht.

So weit geht "Detroit: Become Human" nicht. Das Spiel beleuchtet eher die Gegenseite - was wäre eigentlich, wenn Maschinen Emotionen empfinden könnten? "Detroit" setzt stark auf Atmosphäre: So dass man als Spieler unwillkürlich zusammenzuckt, wenn man miterleben muss, wie der Vater und Besitzer von Kara seine kleine Tochter verdrischt. Oder schluckt, wenn Passanten den Spieler als Blechbüchse anfeinden. Besonders spannend wird es, wenn der Spieler als Android vor einem Dilemma steht: den Befehl des menschlichen Herren ausführen oder sich widersetzen?

Natürlich können Computerspiele genauso wenig in die Zukunft schauen wie Science-Fiction-Bücher oder -Filme. Und dass wir alle schon in 20 Jahren einen eigenen Roboterassistenten haben, der aussieht wie ein Mensch, klingt unwahrscheinlich. Trotzdem schaffen es Spiele wie "The Surge", "Horizon: Zero Dawn" und vor allem "Detroit: Become Human" aktuelle Ängste und historische Gesellschaftsentwicklungen in die Zukunft zu übertragen (auch wenn das dem Spieler mit dem Holzhammer präsentiert wird). Heute demonstrieren die Menschen gegen Flüchtlinge - aus Angst vor dem Fremden und davor, ihren Job zu verlieren - später eben vielleicht gegen Androiden. Und auch die künstlichen Menschen zweiter Klasse, die im Bus hinten sitzen müssen, klingen nicht nach einer Fantasie, die mit dem Spieleentwickler durchgegangen ist, sondern eher nach früherer Rassentrennung in den USA. Und auf einmal erscheint einem alles gar nicht mehr so unrealistisch.

"Detroit: Become Human" im Ludologischen Quartett

Ein Spiel, das von allen im ludologischen Quartett heiß erwartet wurde - und das viele Fragen aufwirft: Sind Roboter die besseren Menschen? Kann es so etwas wie Rassismus gegenüber Androiden geben? Müssen wir freundlicher zu Alexa sein? Das ludologische Quartett inklusive Special Guest und Let's Playerin Just Becci werden darauf eine Antwort suchen.

"Das Ludologische Quartett": Ein nerdiger und emotionaler Talk, der all das thematisiert, was Gamer bewegt: Indie- und Mainstreamspiele, Debatten und Kontroversen, Zukunft, Vergangenheit und Gegenwart eines der beliebtesten Hobbys unserer Zeit. "Das Ludologische Quartett" – leidenschaftlich, humorvoll, klug, unterhaltsam.

Am 24. Mai live bei twitch ab 23 Uhr und danach in der BR Mediathek.

Sendung: Filter vom 24.05.2018 - ab 15 Uhr.