Serie // "The Boys" Eine Superheldenserie für alle, denen Superhelden auf den Sack gehen
Auf dem Bildschirm retten Superhelden uns Normalos permanent das Leben – und werden dafür gefeiert wie Stars. Vielleicht brauchen wir aber eher jemanden, der uns vor den egomanischen Superhelden rettet. Den Job übernehmen "The Boys".
Wenn ihr mal eure Augen schießt und an Superhelden denkt – was seht ihr da? Superhelden, die Bankräuber schnappen? Superhelden, die abstürzende Flugzeuge in der Luft aufhalten? Superhelden, die Geiseln retten – ohne irgendwem auch nur ein Haar zu krümmen? Diese Sorte Superhelden sind die "Seven".
In der Serie "The Boys" dürfen wir Normalos uns dank dieser Superhelden-Gang sicherer fühlen, sie helfen uns und werden gefeiert wie Superstars.
Aber was, wenn die gar nicht so toll sind, wie sie scheinen? Wenn sie zwar gute Taten vollbringen, aber sich nebenbei zudröhnen und es eigentlich nur ums Geld geht – fette Werbedeals, eigene Entertainment Parks und geil rumlabern in Talkshows wie der von U.S.-Talker Jimmy Fallon?
Superhelden = Super Arschlöcher
Wenn das unsere Superhelden sind, dann sind wir Menschen, die auf sie angewiesen sind, ganz schön am Arsch. Das merkt auch Hughie. Er lebt in der Welt, in der es die Seven gibt. Er ist ein ausgesprochen genügsamer Typ. Hughie arbeitet in einem Elektronik-Laden und ist ein sympathischer Musiknerd. Aber das beste in seinem Leben ist seine Freundin Robin, mit der er Händchen haltend auf der Straße steht. Bis es nur noch ihre Hände gibt - und die dranhängenden Unterarme. Weil der mega schnelle Superheld A Train mal "aus Versehen" durch sie durchgelaufen ist und sie dabei zerfetzt hat. Mit langen Entschuldigungen hält A Train sich dann selbstredend gar nicht erst auf.
Was Hughie bleibt, sind die Blutspritzer seiner Freundin Robin an seinem Körper - und Rache. Die er wohl bekommt, als der dubiose Billy Butcher – angeblich ein FBI Agent - ihn anspricht. Hughie und Butcher wollen gegen die Seven vorgehen. Was natürlich zu jeder Menge Probleme führt, Action inklusive. Mehr soll nicht erzählt werden, das wäre zu schnell gespoilert. Aber hier wird schon klar: Diese Superheldenserie ist anders. Sie basiert zwar wie viele andere auch auf einem Comic - Die Vorlage kommt aber eben nicht von den Comic-Giganten DC oder Marvel und scheißt deswegen auf die klassischen Helden-Geschichten. Stattdessen gibt es in der Superhelden-Firma der Seven einen #metoo-Fall, der sich gewaschen hat, und eine gesunde Dosis feministische Gedanken. Wir nähern uns dem Superhelden-Universum nämlich nicht nur durch Normalo-Hughie, sondern auch durch eine neue Superhelden-Anwärterin.
Vom Comic zur Serie – voll gelungen
Die Serie "The Boys" übernimmt einiges aus dem Comic, aber nicht alles. Der Comic ist zwar auf eine coole Art over the top, die Serie aktualisiert aber all die schlauen Gedanken zu Helden- und Starkults und hat neben ein paar Fan-Witzen auch noch viele liebevolle Anspielungen. Die Comicfigur Hughie wurde dem Schauspieler Simon Pegg nachempfunden – der in der Serie Hughies Vater spielt. Also quasi zum eigenen Vater wird. Jup, minds blown! An der Serie hat übrigens auch Seth Rogen mitgearbeitet, der großer Fan der "The Boys" Comics ist.
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THE BOYS Trailer German Deutsch (2019)
Klar gibt es in "The Boys" all die klassischen Helden-Figuren: Ein Typ, der etwas aussieht wie ein moderner Neptun, ein Dude, der in den Farben der amerikanischen Flagge rumläuft. Aber diese ikonischen Bilder werden Stück für Stück auseinandergenommen und uns für alle Zeit vermiest. Danke. Denn die Serie "The Boys" kommt gerade recht in einer Zeit, in der wir uns im Kino und zuhause beim Serien schauen vor lauter Superhelden kaum retten können - und zollt den berühmten Namen trotzdem Tribut. Am Ende bleibt die Erkenntnis: Vielleicht sind wir doch besser selbst unsere eigenen Helden.
Alle folgen "The Boys" gibt es bei Amazon Prime zu gucken.
Der Comic "The Boys" ist im Englischen in den Verlagen Wildstorm und später bei Dynamite Entertainment erschienen. Auf Deutsch wurde er bei Panini veröffentlicht.
Wieso Comics sich so sehr als Serienvorlage anbieten, hört ihr im PULS Serienpodcast Skip Intro:
Superhelden von Marvel und DC, aber auch "The Walking Dead", "Umbrella Academy" und "Riverdale" haben zuerst auf Comicseiten existiert. "Deadly Class"-Erfinder Rick Remender erklärt, wieso Comics und Serien ein Perfect Match sind. Abonniert Skip Intro hier.