Jetzt Vertigo Alice Merton

Info 2019 war Alice Merton Jurorin in der TV-Show The Voice of Germany. Auf „Vertigo“ (2021) verarbeitet sie die Zeit nach dem Medienrummel, die von Unsicherheit geprägt war. Ihr Selbstbewusstsein hatte sie aber schnell wieder zurück.

TV & Serie // "SMILF" Aus MILF wird SMILF

"Singlemom I'd like to f***" - der Titel klingt schrecklich. Ganz anders als die Serie: Lustig und tragisch erzählt sie aus dem Leben einer Singlemom, die die gleichen Probleme hat wie wir. Ein Must für GIRLS-Fans.

Von: Vanessa Schneider

Stand: 24.04.2018 | Archiv

Szene aus der Serie SMILF | Bild: Showtime/Claire Folger

Seit fast 20 Jahren ist sie aus der Popkultur nicht mehr wegzudenken: Die MILF. Dank einer ganz speziellen Frau, in einem ganz speziellen Film, nämlich Stiflers Mom in American Pie. Sie ist die Ur-MILF - die "Mom I’d like to f**k". MILF ist kein Kompliment, auch wenn es erstmal so klingt. Denn aus Männersicht sind Frauen mit Kindern ja offenbar vor allem eins nicht: begehrenswert. Und deswegen braucht es extra ein Wort, das die Ausnahme hervorhebt. Das Wort "SMILF" ist die Singlemom-Version davon und es ist Schuld daran, dass ich die gleichnamige Serie sehr lange ignoriert habe.

Dabei will Frankie Shaw, die Serienerfinderin und Hauptdarstellerin von "SMILF", das Wort endlich für sich reklamieren - und für alle Frauen, die sich nicht aufs Muttersein reduzieren lassen wollen. Deshalb hat Shaws Figur Bridgette ihren ersten Auftritt auch ohne Kind und zwar dort, wo sie sich am Wohlsten fühlt, auf dem Basketballfeld. Schon eine Minute später werden wir - und Bridgette - mit ihrem Alltag konfrontiert: Baby schreit, der heiße Mitspieler, der gerade noch so heftig mit ihr flirtete, zieht die Reißleine. Mit Kind? Geht gar nicht.

Chaos und Komik liegen nah beieinander

Bridgette ist Mitte zwanzig und wohnt mit ihrem zweijährigen Sohn in einer winzigen 1-Zimmer-Wohnung in Boston. Ihr ganzes Leben verläuft ganz und gar nicht so, wie es sollte. Ihr Traum von der Schauspielkarriere liegt auf Eis, stattdessen gibt sie reichen Kids Nachhilfe, um irgendwie über die Runden zu kommen. Der Ex ist zwar endlich trocken, aber kommt trotzdem nur abends vorbei, um seinem Sohn gute Nacht zu sagen. Und die klassische Mutterrolle liegt ihr auch nicht besonders. Offensichtlich liebt sie ihren Sohn Larry über alles - aber das Muttersein langweilt sie auch zu Tode.

 

"SMILF" erzählt aus dem Leben einer jungen Frau genauso ungeschönt, aber nicht so bitter wie schon die Serie GIRLS. Das liegt auch daran, dass "SMILF" auf den Erfahrungen von Serienmacherin Frankie Shaw basiert, die selbst mit Mitte zwanzig schwanger wurde und ziemlich impulsiv nach Los Angeles gezogen ist, um Schauspielerin zu werden.

Ihre Bridgette struggelt, aber sie will ihr eigenes Leben nicht einfach so aufgeben, nur weil sie ein kleines Kind zuhause hat. Dazu gehört natürlich auch Sex. Bridgette will begehrenswert sein - eben eine SMILF, eine Singlemom, die irgendwer ficken möchte. Doch seit der Geburt ihres Sohnes hat sie Angst nicht mehr sexy zu sein.

Life is Life - ob mit oder ohne Kind

Auf eine sehr leichtfüßige Art gelingt es "SMILF" zu zeigen, dass Bridgette die gleichen Probleme hat, wie andere Menschen in ihrem Alter auch - ob mit Kind oder ohne. Sie definiert sich nicht über ihr Kind. Ihre Gedanken kreisen ums Daten, die Beziehung zu ihrem Ex-Freund, wie es beruflich weiter geht und wer sie eigentlich ist.

Aus all diesen Unsicherheiten in ihrem unkontrollierbaren Leben entsteht oft eine absurde aber sehr natürliche Komik. Trotzdem ist "SMILF" alles andere als eine Feel Good Sitcom. In vielen berührenden Momenten schwingt auch Tragik mit. Zum Beispiel als Bridgette zu einem Casting für einen Werbeclip geht, in dem sie eine Soldatin mit Trauma spielen soll und dem begeisterten Regisseur in einem Nebensatz erklärt, dass sie von ihrem Vater missbraucht wurde.

Genau wegen solchen kleinen, nebenbei eingestreuten Bemerkungen können wir uns nach und nach zusammenreimen, wieso diese smarte und talentierte Frau in Boston feststeckt. Solche düsteren Momente häufen sich zum Ende der Staffel, sodass der eigentlich so unbeschwerte Ton der Serie ein wenig aus dem Gleichgewicht gerät. "SMILF" ist zwar nicht immer ganz rund erzählt, hat aber eine sympathische, echte Heldin, die man sehr schnell lieb gewinnt.

"SMILF" gibt’s bei Sky on Demand und Sky Ticket. Den Kurzfilm "SMILF", auf dem die Serie basiert, könnt ihr hier kostenlos sehen.

Sendung: Hochfahren vom 25. April 2018 – ab 07.00 Uhr.