TV & Serie // "The Rain" Dieser Regen bringt den Tod
Zwei Geschwister leben sechs Jahre unter der Erde, ohne Kontakt zur Außenwelt. Draußen hat ein Virus alles dahingerafft - und der Überlebenskampf ist längst nicht vorbei: Netflix' "The Rain" ist eine Apocalypse-Serie aus Dänemark.
Oft kommt die Apokalypse mit einem lauten Knall: Asteroiden stürzen auf die Erde, Atomkraftwerke explodieren, außerirdische Bomben fallen. Diese Apokalypse in "The Rain" ist von der leisen, unauffälligen Art, auf die sich niemand vorbereiten kann. Sie beginnt mit einer dunklen, regenschwangeren Wolke in Dänemark. Und wer einen Tropfen abbekommt, der stirbt.
Simone, 16 Jahre, hat gerade ihr erstes Date klar gemacht, da zerrt ihr Vater sie und ihren kleinen Bruder Rasmus schon panisch aus der Schule. Er verfrachtet die Familie ins Auto, fährt sie raus aus der Stadt - und nur Sekunden bevor die ersten Tropfen dieses tödlichen Regens fallen, ist die Familie sicher unter der Erde in einem Bunker. Vorerst. Denn dass Simones Vater, ein Wissenschaftler, irgendwas mit dieser Situation zu tun hat, wird spätestens klar, als er sie zur Seite nimmt: Sie soll ihren Bruder beschützen, Rasmus sei der Schlüssel und er selbst der einzige, der die Katastrophe noch aufhalten könne. Dann ist er weg.
"The Rain" kommt direkt zur Sache
Als wäre das alles noch nicht schlimm genug, stirbt wenige Augenblicke später die Mutter bei einem Unfall, fast die gesamte Bevölkerung Dänemarks wird ausgelöscht und die Stromversorgung bricht zusammen. All das passiert innerhalb der ersten Viertelstunde von "The Rain". Und das ist auch kein Spoiler, denn die richtige Story geht jetzt erst los. "The Rain” ist endlich eine Netflix Serie, die nicht erst vier Folgen braucht, um uns klar zu machen, was Sache ist. Hier geht alles rasend schnell.
Die Geschwister leben also allein im Bunker - ohne Tageslicht, ohne Eltern, ohne Kontakt zur Außenwelt - im Glauben, dass ihr Vater irgendwann wieder auftaucht. Doch das tut er nicht. Als Rasmus und Simone nichts mehr zu essen haben, verlassen sie nach sechs Jahren ihr Refugium. Sie schließen sich einer Gruppe Überlebender an und stellen schnell fest, dass in dieser Welt neue Regeln gelten. Denn der Tod lauert überall - im Regen, in den Matschpfützen und wer sich infiziert, ist ansteckend. Mitgefühl hat in so einer Welt keinen Platz. Jeder kämpft um das eigene Überleben, immer bereit dafür zu töten.
Idealistisch und unbedarft wirken Simone und ihr Bruder dagegen wie Relikte aus einer heilen, längst vergangenen Zeit. Das sorgt für Konflikte, gibt der traumatisierten Gruppe aber auch die so dringend nötige Hoffnung. Schließlich machen sie sich gemeinsam auf nach Schweden, um dort den Vater der Geschwister zu finden. Der wollte im Hauptsitz seiner Firma "Apollon" nach einem Gegenmittel forschen und ist möglicherweise an einer gigantischen Verschwörung beteiligt.
Für Fans von "The 100" und "The Walking Dead"
"The Rain" diskutiert, was Menschlichkeit in einer so menschenfeindlichen Welt noch wert ist - ähnlich wie "The Walking Dead", nur ohne Zombies. Aber neben dem Überleben nach der Apokalypse werden hier auch vergleichsweise banale Fragen des Erwachsenwerdens verhandelt. Diese Mischung macht "The Rain" besonders sehenswert. Der tolle Soundtrack und die atmosphärische Inszenierung der Serie sind da nur ein Bonus. "The Rain" ist die erste dänische Netflix-Serie und setzt einen Trend fort, den Netflix in den USA mit "Stranger Things" angestoßen hat: düstere Teenserien mit dystopischen Zügen in einem regional sehr vertrauten Setting. Das hat bei der brasilianischen Serie "3%" geklappt, aber auch bei "DARK" aus Deutschland. Und das klappt auch bei "The Rain". Wem Serien wie diese oder "The 100” und "Walking Dead” gefallen haben, der findet mit "The Rain” eine neue Lieblingsserie.
"The Rain" ist ab 04.05.2018 bei Netflix verfügbar. Unsere Autorin hat vorab drei Folgen der Serie gesehen.
Sendung: Hochfahren vom 02. Mai 2018 – ab 07.00 Uhr.