TV & Serie // Designated Survivor Warum "Designated Survivor" die Serie ist, die wir gerade brauchen
In "Designated Survivor" wird die komplette politische Elite Amerikas in die Luft gejagt. Jetzt soll ein politischer Außenseiter Amerika wieder auf die Beine helfen. Eine Serie für die Ära Trump, findet unser Serien-Checker.
Das politische System der USA ist fucked: Während Donald Trump mit der linken, viel zu kleinen Hand Millionen Amerikanern die Krankenversicherung streicht, hat er seine rechte Hand an den Nuklearcodes. Und die beiden mächtigsten Parteien des Landes runzeln derweil nur hilflos die Stirn. Manchmal, da will man einfach nur, dass alle gleichzeitig abtreten. Tabula rasa. "Designated Survivor" kanalisiert diesen Wunsch in eine Serie.
In "Designated Survivor" stirbt die komplette politische Riege der USA bei einem Anschlag. Tom Kirkman, der Stadtentwicklungsminister, überlebt. Als Designated Survivor, also als ausgewählter Überlebender, verbringt er die Ansprache des Präsidenten routinemäßig in einem geheimen Sicherheitsbunker. Dann fliegt vor seinen Augen das Kapitol in die Luft. Und auf einmal ist ausgerechnet er der mächtigste Mann der Welt.
Vom Außenseiter zum Best. President. Ever
Kirkman gehört zu keiner Partei, hat keinerlei politische Erfahrung, keine diplomatischen Skills. Aber: Er ist gebildet, sanftmütig und gibt sein bestes, das Land aus seiner schwersten Krise zu führen. Er muss die verantwortlichen Terroristen schnappen und gleichzeitig die USA zusammenzuhalten. Denn einige Bundesstaaten drohen schon damit, das mit den Vereinigten Staaten nicht ganz so ernst zu nehmen.
Tom Kirkman, gespielt von einem tollen Kiefer Sutherland, ist in der Serie der beste Präsident, den die USA jemals hatten. Er trifft immer die richtige Entscheidung, sagt immer das Richtige, ist schlau und hat gleichzeitig ein Herz für seine Mitbürger. Ach, wie schön wäre es, wenn echte Demokratie auch so wäre! Ist sie aber nicht. Echte Demokratie ist harte und manchmal dreckige Arbeit. "Designated Survivor" hingegen ist ein Politik-Porno - unsere kleine, dreckige Fantasie, antidemokratisches Wunschdenken der besten Sorte. Alle, die uns nicht passen, die jagen wir in die Luft und setzen stattdessen einen gebildeten, zarten Herrscher auf den Thron. Toll.
Die zweite Hälfte der Staffel ist mies
"Designated Survivor" hatte in der ersten Staffel einen eher holprigen Start. Ganze drei Showrunner hat die Serie schon verschlungen - und das merkt man. Während der Anfang der Staffel noch hochspannend und dramatisch ist, wird es in der Mitte immer bescheuerter. Ein unverdienter Plot Twist jagt den nächsten, die Dialoge holpern vor sich hin. Aber da ist es schon zu spät, um noch auszusteigen.
Trotz solcher Tiefschläge: "Designated Survivor" ist eine großartig-dumme Serie - die richtige Mischung aus "24" und "The West Wing" und so spannend, dass die 22 Folgen wie im Flug vergehen.
Sendung: Hochfahren, 07. Juni 2017 - ab 7 Uhr.