TV & Serie // Fleabag Lachen, Weinen, Sex und die Großstadt

Fleabag hat alles, was sie will: den perfekten Job, perfekten Sex, ein perfektes Leben. Wäre da nicht der Tod ihrer besten Freundin, der sie in ein tiefes Loch stürzt. Trotzdem ist "Fleabag" eine der lustigsten Serien des Jahres.

Von: Christian Alt

Stand: 14.02.2017 | Archiv

fleabea-serie | Bild: Amazon.com

Fleabag ist Anfang 30, lebt in London und hat eigentlich ein geiles Leben: Sie hat ein süßes Café und einen unfassbar verständnisvollen Freund. Aber unter der Fassade fällt Fleabag zusehends auseinander. Von ihrem Freund trennt sie sich alle paar Wochen - um was Neues auszuprobieren. Und dann ist da ihre beste Freundin: Ihr Tod hat sie viel mehr mitgenommen, als Fleabag sich anmerken lassen will. Fleabag fällt immer tiefer. Ihr Laden läuft schlecht, nach der X-ten Trennung kommt auch ihr Freund nicht mehr zurück. Und ihr Vater ist ihr auch keine Hilfe.

Geniale Bad-Girl-Comedy

Das Konzept "Anti-Heldin, die von einer peinlichen Situation in die nächste rasselt" kennt man von Amy Schumer oder Lena Dunham. Die Serie Fleabag bedient sich zwar mit vollen Händen an den Klischees und Standards der Bad-Girl-Comedy, macht daraus aber etwas ganz Neues mit einem eigenwilligen Stil. Phoebe Waller-Bridge, die die Serie geschrieben hat und auch die Hauptrolle spielt, bricht Witze mittendrin ab. Sie schneidet vor der Pointe weg, weil wir eh alle wissen, wie es weitergeht. Das Ergebnis ist eine Serie mit ungeheurem Tempo, vollgepackt mit so viel schwarzem Humor, wie nur irgend reinpasst.

Melancholisch und witzig zugleich

Fleabag ist aber nicht nur witzig. Denn unter all den lustigen Dating- und Sex-Geschichten liegt eine offene Wunde, ein tiefer Schmerz, der in jeder Szene präsent ist. Fleabag hat ihre beste Freundin verloren - die eine Person, die fast ihre Gedanken lesen konnte. In kurzen, aber prägnanten Rückblenden wird die Geschichte ihrer Freundschaft erzählt. Wir sehen, wie die beiden shoppen gehen, über Männer lästern und sich zusaufen. Dass Fleabag immer wieder direkt in die Kamera schaut und Situationen kommentiert – "House of Cards"-Style - hat auch mit dieser Freundschaft zu tun. Fleabag spricht mit dem Zuschauer wie mit der toten besten Freundin. Die Serie schafft etwas, was nur wenigen gelingt: Gleichzeitig bedrückend melancholisch und unglaublich witzig zu sein. Dazu gucken sich die sechs Folgen der ersten Staffel super schnell weg. Eine Ausrede, Fleabag auszulassen, gibt es deshalb nicht.