TV & Serie // Riverdale Wenn Twin Peaks eine Teeniesoap wäre
Netflix hat sich an eine der ältesten Comics überhaupt herangewagt: Archie. Die Serie heißt "Riverdale" und macht aus dem 76 Jahre alten Comic eine fesselnde Teenie-Soap.
Seit 1941 ist Archie Andrews schon als Comicheld unterwegs. Seine Superkraft: keine. Archie ist ein stinknormaler Teenager mit stinknormalen Teenagerproblemen. Er lebt im kleinen Örtchen Riverdale, geht da auf die High School und vertreibt sich die Zeit mit der berühmtesten Dreiecksbeziehung der Comic-Geschichte. Archie ist der coolste Typ der Schule, darum sind sowohl Betty als auch Veronica in ihn verliebt. Und seit mehr als 75 Jahren lassen sich die beiden von ihm friendzonen. Feminismus ist nämlich nicht so das Ding der Archie-Comics.
Die Serienmacher von "Riverdale", der neuen Archie-Fernsehserie, mussten also einiges entstauben. Erster Schritt: ein Mystery-Plot. Genau wie in "Twin Peaks" verschwindet ein Teenager. Und das ganze Örtchen ist in Aufruhr.
Drama, Baby
Nach einem Besuch am See mit seiner Schwester Cheryl ist Jason Blossom spurlos verschwunden. Die fiese Cheryl trauert nicht lange rum, sondern will nur eins: Rache. Tote Teenager funktionieren in Serien und Filmen eben immer. Der Mystery Plot zieht uns in das Archie-Universum, lässt uns mit den Charakteren mitfiebern. Aber eigentlich geht es in Riverdale um etwas anderes: Die Figuren. Denn im Kern ist Riverdale eine erstklassige Teenie-Soap - mit viel High-School-Drama und verbotener Liebe. Die Dreiecksbeziehung zwischen Archie, Betty und Veronica gehört da natürlich auch dazu.
Mischung aus Twin Peaks und Beverly Hills 90210
Die Archie-Comics kommen aus derselben Zeit wie Bubblegum Pop und bonbonfarbene Kleider. In den 40ern und 50ern der USA war die Welt knallbunt und die Milkshakes extrasüß. Davon ist in der Serienumsetzung nicht mehr viel übrig. Es gibt Inzest, Lehrer-Schüler-Affären und organisiertes Verbrechen. Die Teenager sind cool und abgebrüht. Riverdale, das ist ein Archie-Comic in seiner Emo-Phase. So düster wie die Story ist auch der Look der Serie: die Farben sind dunkel, Licht gibt es wenig, einige Szenen sehen sogar so aus, als hätte man sie mit einem Instagram-Filter verwaschen. Das erzeugt eine einzigartig düstere Stimmung. Die Vorbilder sind ganz klar: Riverdale ist eine Mischung aus Twin Peaks und Beverly Hills 90210. Manches ist sogar eins zu eins geklaut. Aber damit gehen die Serienmacher augenzwinkernd um: Die Erwachsenen in Riverdale werden nämlich von Stars aus Twin Peaks und 90210 gespielt.
Riverdale macht süchtig
Bei aller Düsterheit: Die Serie hat den gleichen unbeschwerten Vibe, wie die Comicvorlage. Gerade die Freundschaft zwischen Betty und Veronica trägt viel dazu bei. Sie sind das Herz dieser Serie. Sie streiten sich zwar ziemlich viel, aber am Ende des Tages vertragen sie sich dann eben doch wieder. Bei einem dicken Milkshake. Man braucht ein bisschen, um wirklich tief in das Archie-Universum einzutauchen. Denn wie in jeder Soap gibt es auch hier unzählige Charaktere mit eigenen Geschichten. Wer sich drauf einlässt, der bekommt eine flache, stellenweise wirklich blöde, aber auch süchtig-machende Teenieserie. Und wer darauf keinen Bock, der kann ja bei den Comics bleiben.
Neue Folgen von Riverdale gibt’s jeden Freitag bei Netflix
Sendung: Filter vom 19.04.2017 ab 15 Uhr