TV & Serie // Skins Wieso "Skins" immer noch eine der besten Teenie-Serien überhaupt ist
Vor zehn Jahren lief die erste Folge der britischen Teenager-Dramedy "Skins". Heißt: Musik aus den 00er-Jahren, Klapphandys, eine echt bekloppte Titelmelodie – und eine kleine TV-Revolution! Ach ja, Sex und Drogen gibt’s auch.
Direkt in der ersten Folge stellt die Serie "Skins" mal fix alles klar, was klargestellt werden muss: Der Freundeskreis, um den sich alles dreht, sitzt auf einer Wiese. Gangleader und Mega-Arschloch Tony zitiert – ausgerechnet! – "Dawson‘s Creek". Das ist die Serie, in der angeblich 16-Jährige sich über das Leben und die Liebe unterhalten, als wären sie 40. Und das alles passiert in "Skins", kurz nachdem Tony als "Schwanz des Jahres" bezeichnet wurde und kurz bevor es mal wieder um das geht, was dem Freundkreis wichtig ist: Sex. Und Pillen. Tadaa. Besser kann man nicht klar machen, dass „Skins“ ein kompletter Gegenentwurf zu dem ist, was Teenie-Serien vorher waren. Fängt schon beim Titel an. "Skins", das ist das Papier zu drehen von… ihr wisst schon.
Diese "Teenie"-Probleme bleiben ein Leben lang
Klar, bei "Skins" wird einiges ziemlich überdreht. Es ist eben eine Dramedy – witzig, aber eben auch dramatisch. Trotzdem war "Skins" unterm Strich die erste halbwegs realistische Serie über Teens. Die Jugendlichen sind hier nicht einfach die "uneheliche Tochter von" oder "der Problemsohn von", damit die Handlung der Erwachsenen vorangeht.
Die Serie spielt im englischen Bristol. Und in der ersten Staffel von "Skins" verfolgen wir eine Clique: Tony, Sid, Michelle, Chris, Cassie, Jal und Maxxie. Vom Problem-Partyboy über die ambitionierte Klarinettenspielerin bis hin zum essgestörten Träumermädchen ist hier alles vertreten. Im Verlauf der Serie verwandeln sich diese Klischees in vielschichtige Charaktere und die Teenie-Serie in eine zeitlose Erzählung. Anwar zum Beispiel ist Muslim. Sein bester Freund Maxxie ist schwul. Ergibt: ein Desaster. Denn je mehr Anwar sich mit seinem Glauben identifiziert, desto unmöglicher wird seine Freundschaft zu Maxxie. Denkt er. Bis ausgerechnet Anwars Vater, mega-religiös, eine Ansage macht, die stark runtergebrochen so geht: Das ist doch scheißegal.
"You're all prick"
Es hilft dabei immens, wenn man Fan der britischen Popkultur ist und sich die Serie im Original anschaut. Sonst wirkt ein Spruch vom eigentlich sehr lässigen Chris, der sich über die Mucke auf einer Party beschwert - "Even I know that's wank" – auf Deutsch einfach nur abgeschmackt: "Das find sogar ich beschissen." Hm. Na gut.
Insgesamt gibt es drei Generationen von "Skins" und sieben Staffeln. Die Idee von der eigenen Welt der Jugendlichen nutzt sich dabei natürlich ab. Wobei das auf dem "Skins"-Niveau immer noch heißt, dass in der vorletzten Staffel ein androgynes Mädchen in die Handlung eingeführt wird: weder hetero- noch homosexuell. Damit waren die Macher dann doch immer noch weit vorne.
Die "Skins" von gestern sind die Stars von heute
Was zehn Jahre nach der ersten Folge von "Skins" bleibt, sind nicht nur nette Ideen – sondern auch eine neue Generation von Schauspielern. Aus der Serie sind so einige Stars hervorgegangen. Hannah Murray und Joe Dempsie spielen in "Game of Thrones" mit. Nicolas Hoult ist seit 2011 das Beast in den "X-Men"-Filmen und Dev Patel ist in diesem Jahr als bester Nebendarsteller für einen Oscar nominiert. Nicht schlecht. Und irgendwie auch klar. Wenn man schon als junger Schauspieler so große Rollen ausfüllen muss, hat man später erst recht keinen Schiss vor noch größeren Rollen. Ach und überhaupt: Dass Teenager in "Skins" so ernst genommen werden, das ist eine verdammte Meisterleistung. Auch noch zehn Jahre später. In Deutschland haben wir das – mal so ganz nebenbei bemerkt – immer noch nicht geschafft.
Die ersten sechs Staffeln von "Skins" kann man auf Netflix streamen.