Von Bad Endorf bis Viechtach 10 geile kleine Kinos in Bayern
Kinos müssen sich ziemlich ins Zeug legen, um den Streaming-Riesen etwas entgegenzusetzen. Und das tun sie: mit Vintage, Sternenhimmel oder Gartenshows. Wir zeigen euch zehn Kinos, für die es sich lohnt, die Couch zu verlassen.
Casablanca in Ochsenfurt
Ein Indie-Kino im mittelfränkischen 11.000-Einwohner-Städtchen Ochsenfurt? Das ist ziemlich ungewöhnlich. Und dann noch mit einem glitzernden Sternenhimmel im Kinosaal! Broadway-Feeling in der Provinz. Seit 1982 hält sich das "Casa" und lockt mit alten Klassikern, Independentfilmen und auch abseitigen Produktionen sogar Leute aus Nürnberg oder Würzburg – und in der Kneipe bleiben viele auch noch lange nach dem Filmende hängen.
Regina in Regensburg
Ein geschwungener Balkon und knallrote Samtsitze – das Regina im Stadtteil Reinhausen wird vor allem für seinen prächtigen Kinosaal geliebt. Wer es sich in einem der Kuschelsitze ohne Zwischenlehne gemütlich gemacht hat, weiß meist nichts davon, wie geschichtsträchtig der Retrolook tatsächlich ist. Das Gebäude, ursprünglich ein Getreidespeicher, wurde 1949, als alle anderen Häuser noch vom Krieg zerbombt waren, zum Kino umgebaut.
Neues Maxim in München
Ein Billboard für die Kinovorschau? Nö. Beim Neuen Maxim steht in großen Lettern eher sowas wie: "Kino ist der beste Sonnenschutz". Das älteste Kino im Münchner Stadtteil Neuhausen stand 2016 kurz vor der Schließung – dann haben es vier Freunde übernommen. Jetzt präsentieren sie Arthouse in Vintage-Chic-Interior. Demnächst möchte das Team auch noch eine Wunschfilm-App rausbringen, mit der die Besucher das Programm selbst bestimmen können.
Odeon in Bamberg
1956 wurde das Kino als Central-Palast eröffnet. Nachdem es zwischenzeitlich mainstreamig wurde, kehrte es 2002 unter dem Namen Odeon zurück zum Independent-Segment – mit passender Renovierung: Die abgehängten Decken wurden wieder freigelegt, die alten Baustrukturen ans Licht geholt und aus dem winzigen Saal 3 ein großzügiges Kinofoyer mit Café-Bereich geschaffen. Seither gibt’s hier auch viele DJ-Abende und politische Diskussionsrunden.
Lichtspielhaus in Fürstenfeldbruck
Dieses Gebäude ist einfach sagenhaft schön. Runde Fenster, gewölbter Eingangsbereich und vor allem die Leuchtbuchstaben. Das in Form der sachlichen Moderne errichtete Lichtspielhaus ist obendrauf das älteste Kinogebäude Bayerns. Doch viereinhalb Jahre war es geschlossen, bevor es die Stadt Fürstenfeldbruck kaufte, renovierte und 2017 wiedereröffnete - mit einem besonderen Angebot für unter 21-Jährige: Sie zahlen für jedes Ticket nur fünf Euro.
Neue Post-Lichtspiele in Viechtach
Dass der Landkreis Viechtach im Bayerischen Wald heute noch ein Kino hat, verdankt er... einer Polizistin. 2014 nämlich drohte dem einzigen Kino dort das Ende. Dann kam Melanie Reil: Sie schmiss ihren Job bei der Bundespolizei, hospitierte im Nachbarkino und übernahm den Laden. Mittlerweile brummt das Kino wieder. Am besten laufen die Eberhofer Krimis.
s'Kino in Dorfen
Miniklein – nur 50 Plätze hat s'Kino im oberbayerischen Dorfen. Und es existiert erst seit 2011. Damals reagierten viele Dorfener mit Skepsis, als bei der Sanierung des städtischen Kulturzentrums auch ein Kino gebaut wurde. Doch mittlerweile sind sie mächtig stolz (die Nachbarn in Pfarrkirchen haben nämlich kein Kino) und bezeichnen ihr Kino als "echten Gewinn und nicht so protzig" wie manch anderer Cineplex.
Babylon Kino in Fürth
Von außen kommt es unscheinbar daher. Doch wer das Babylon in Fürth betritt, findet sich in einer zauberhaften Arthouse-Welt im Sechzigerjahre-Charme wieder. Coole Idee: Ein Raum dient als Caféhaus und Kinosaal zugleich. Am Tresen gibt es nicht nur die Tickets, sondern auch eine ordentliche fränkische Bierauswahl. Mit Ausstellungen, einer preiswürdigen Programmauswahl, Matinees und Sondervorstellungen ist das Babylon eine feste Kulturgröße in Franken.
Central im Würzburger Bürgerbräu
Wer im Central einen Film schauen möchte, begibt sich in ein unterirdisches Kellergewölbe. Eine Genossenschaft kümmert sich darum und hat entschieden: Bei uns gibt’s keine Werbung. 2010 eigentlich nur provisorisch geplant, mit einem vierteljährlich kündbaren Mietvertrag, lebt es doch bis jetzt weiter. Im Sommer verlegt das Central seine Vorführungen in den Garten, wo die Zuschauer den Filmton über Kopfhörer hören.
Marias Kino in Bad Endorf
Dass es in der 8.000-Einwohner-Gemeinde Bad Endorf ein cooles Kino gibt, ist der sogenannten “Kino-Mare” zu verdanken. Die ehemalige Betreiberin lebt zwar nicht mehr, aber ihre Geschichten werden noch heute erzählt. Zum Beispiel wie sie früher, als Rauchen noch erlaubt war, Autoradkappen als Aschenbecher ausgab. Und wenn auch nur vier Besucher an einem kalten Wintertag in ihr Kino kamen, sie ließ den Film laufen und brachte auch noch warme Decken dazu. Heute führt ein Kulturverein das Kultkino mit jeder Menge Nostalgie weiter.
Sendung: Filter, 14.05.2018 ab 15 Uhr