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Vorgestellt // Nora Gomringer Jung, lyrisch, Direktorin

Nora Gomringer hat ihren Weg gefunden: Sie ist gefeierte Slam-Poetin und preisgekrönte Lyrikerin. Inzwischen wirkt sie als Direktorin des Bamberger Künstlerhauses Villa Concordia und ist Gewinnerin des Ingeborg-Bachmann-Preises.

Stand: 06.07.2015 | Archiv

Nora Gomringer gewinnt den Bachmannpreis | Bild: picture-alliance/dpa

Seit Jahren wird Nora Gomringer jährlich mit mindestens einem Preis ausgezeichnet. Im Mai 2011 gewann sie den mit 30.000 dotierten Jacob-Grimm-Preis, sie hat den Bayerischen Kunstförderpreis 2006, den Kulturpreis Bayern 2007 und den Joachim-Ringelnatz-Preis für Lyrik der Stadt Cuxhaven in ihrer Sammlung. 2015 kommt als Krönung der renommierte Ingeborg-Bachmann-Preis dazu. Ihr bislang nachhaltigster Erfolg ist allerdings, dass sie die Leitung des internationalen Künstlerhauses in Bamberg übernommen hat. Nora Gomringer tritt dabei gleich in die Fußstapfen des Gründungsdirektors des Hauses. Sie übernimmt die Verantwortung für zwölf Künstler-Stipendiaten, die für ein Jahr in die Villa einziehen, und später sogar den Literatur-Nobelpreis bekommen. Vielleicht. So wie die Autorin Herta Müller, die 2007 in Bamberg war.

Dichterin aus Überzeugung

Nora Gomringer hat sich bei der Bewerbung um die Direktorenstelle gegen 150 Bewerber durchgesetzt. Die Begründung des Kunstministers Heubisch: Gomringer habe weitreichende internationale Kontakte, sei aber trotzdem in der Region zu Hause. Zu Hause ist die junge Lyrikerin aber vor allem auf der Bühne - da trägt sie ihre Gedichte mit einer Souveränität vor, als hätte sie nie etwas anderes gemacht. Oder machen wollen. Aber Nora Gomringer schreibt nicht nur selbst Gedichte, sie hat auch Gedichtbücher verlegt und Poetry Slams in Bamberg veranstaltet. Dort hat sie selbst lang gewohnt und studiert. Heute sind ihre Gedichte in Schulbüchern zu finden, Nora selbst geht für das Goethe-Institut auf Vorlesereise nach Amerika.

Von Oberfranken bis New York

Nora Gomringer ist weit herumgekommen als Lyrikerin. Zwischendurch lebte sie in Los Angeles und New York, fühlt sich als bekennendes Landkind aber auch in der oberfränkischen Heimat wohl. Eine zurückgezogene Landexistenz führt sie dort aber nicht, sie ist ständig unterwegs: Für Lesungen tourt sie durch ganz Europa - und hilft gern auch dem literarischen Nachwuchs, wie als Jurorin bei unserer Lesereihe 2011.

Lyrik im Blut

Nora Gomringer hat sieben ältere Brüder. Deshalb musste sie vielleicht nie wirklich rebellieren. Irgendwie ist sie ihrem Vater gefolgt, der auch Dichter ist: Eugen Gomringer, der Mitbegründer der Konkreten Poesie. Man könnte sagen, die Lyrik wurde ihr in die Wiege gelegt. Das ist aber nur die halbe Wahrheit, sie dichtet schließlich ganz anders als ihr Vater. Ihre Texte sind oft unmittelbar persönlich, manchmal auch angereichert mit Wortneuschöpfungen. Ihre Lyrik ist wortgewaltig.


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