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Interview // Eddie Izzard Wieso ein Komiker 27 Marathons in 27 Tagen rennt

Eddie Izzard ist einer der erfolgreichsten Komiker Großbritanniens. Und er läuft gern Marathon. Im Moment jeden Tag. 27 Mal in 27 Tagen. Warum? Ein Gespräch über Affenhitze und Schlangen, deutsches Bier und abgebrochene Fingernägel.

Von: Ulrich Knapp

Stand: 15.03.2016 | Archiv

Eddie Izzard | Bild: Ebrahim

Wir erreichen Eddie Izzard auf dem Handy in Südafrika. Er ist nicht in der Kantine des Todessterns oder auf einer Showbühne. Zuerst spricht er ein paar Worte auf Deutsch, dann wechselt er ins Englische. Der britische Komiker läuft gerade 27 Marathons in 27 Tagen. Er will daran erinnern, dass Nelson Mandela 27 Jahre im Gefängnis saß. Und er will Spenden sammeln für sportrelief.com. Das Geld ist für notleidende Menschen in Großbritannien und auf der ganzen Welt. Ein Gespräch über Affenhitze und Schlangen, deutsches Bier und abgebrochene Fingernägel.

PULS: In Bayern schneit es. Wo bist du denn gerade und wie ist es da?

Eddie Izzard: Ich bin in der Nähe von Paarl, das liegt bei Kapstadt in Südafrika. Hier hat es 33 Grad, es ist heiß, heiß, heiß, und es liegt überhaupt kein Schnee. Ich hab Vorfahren aus Sachsen und meine Mutter ist Wikingerin. Ich kann also von Haus aus mit Hitze nicht gut umgehen. Ich musste mich hier erst mal akklimatisieren. Und ich bin fast eingegangen in der Hitze. Aber inzwischen hab ich mich daran gewöhnt.

Läufst du jetzt gerade oder bist du stehengeblieben für das Interview?

(leicht außer Atem) Ich laufe! Ich muss laufen, sonst geht meine Durchschnittsgeschwindigkeit zu weit runter. Das will ich nicht. Ich laufe also weiter, auch wenn das ein bisschen verrückt ist.

Das ist es. Sind dir schon irgendwelche fiesen Tiere über den Weg gelaufen?

Nee, wir sind durch einen Nationalpark durch. Da gab’s Löwen. Wir haben sie aber nicht gesehen, und die waren auch nicht hinter mir her. Aber ein Büffel hat so rübergeschaut, als wollte er was anstellen. Ich musste dann ganz nah an meinem Begleitfahrzeug laufen, meine Leute haben Waffen, um mich zu beschützen. Zebras und Gnus haben wir bislang gesehen, aber keine fiesen Tiere. Tiere haben immer mehr Angst vor uns Menschen, also wir vor ihnen haben. Den Löwen habe ich also nicht zu Gesicht bekommen. Aber Schlangen, ja Schlangen und Spinnen! Ich pass dauernd auf, dass ich nicht gebissen werde.

Und du läufst nicht mit anderen Tieren um die Wette, wie zum Beispiel dem Vogel Strauß?

Nein, es gab ein paar Strauße, aber die waren auf der anderen Seite vom Zaun, und die haben sich nicht wirklich für mich interessiert. Nein, ich trete für mich selbst an gegen die Elemente. 27 Mal Marathon in 27 Tagen – das will ich schaffen zu Ehren von Nelson Mandela. Ich bin kein herausragender Läufer: Aber wenn ich das schaffe, dann schafft das jeder. Hoffentlich kommt die Botschaft an: Jeder kann das schaffen. Oder anders formuliert: Jeder kann sich einer großen Herausforderung stellen. Darum geht es.

Du bist sicher ein guter Läufer. Im Hintergrund höre ich Autos, die vorbeifahren. Läufst du auf der Straße?

Auf der Hauptstraße. Autos und große Lkw rauschen dauernd vorbei, ich muss aufpassen, dass mich die nicht überfahren (lacht). Auf sportrelief.com kannst du meine Route verfolgen und auch spenden. Ich soll ja niemanden außerhalb Großbritanniens bitten, Geld zu spenden, also auch niemanden in Deutschland. Aber wenn jemand aus Deutschland spendet, dann kann ich ihn nicht daran hindern! Es ist ein wohltätiges Projekt, dass sich um arme Menschen in Großbritannien kümmert, aber auch um Menschen auf der ganzen Welt.

Du läufst die ganze Zeit ohne Kopfhörer, ohne Musik, weil du alles mit deinen Sinnen aufsaugen willst. Und weil du nicht überfahren werden willst. Aber manchmal summst du was von Mozart vor dich hin. Warum?

Das ist aus dem Film "Jenseits von Afrika" mit Robert Redford und Meryl Streep. Redford spielt das Klarinettenkonzert von Mozart. Ich hab das als Kind auch gespielt. (Trällert es ein paar Sekunden vor). Das ist wundervoll. Das lass ich morgens manchmal laufen, wenn ich auf die Straße gehe und wieder Marathon laufe. Afrika und dieses Mozartstück – da schwingt so viel mit. Wundervoll!

Nach meinem ersten und bislang einzigen Marathon konnte ich am nächsten Morgen kaum noch treppensteigen und wäre am liebsten nur noch im Golfcart durch die Gegend gefahren. Wie schaffst du es, jeden Tag aufs Neue Marathon zu laufen?

Ich nehme jeden Morgen ein heißes Bad, so heiß, dass ich es grade noch aushalte. Das schmeißt meine Muskeln an. Mein Physiotherapeut reibt mich danach noch mit einer Wärmecreme ein. So bringt er meine Beine zum Laufen. Dadurch kann ich jeden Tag ganz easy in meinen Marathon starten, und kurze Zeit später bin ich schon wieder im Tunnel. Aber es stimmt schon: Wenn ich nachts raus muss, dann laufe ich wie ein Cowboy im Western zum Klo. Das sieht schon ziemlich seltsam aus.

Ich versuch mir das grad bildhaft vorzustellen. Sind eigentlich deine Fingernägel wieder in Ordnung? Die waren ja zum Teil abgebrochen.

Die sind wieder in Ordnung. Ich bin trans, ich hatte mein Coming-Out vor 31 Jahren und ich will einfach schöne Nägel haben. Schön rot! Meine Nägel sind fast schon abgefallen zuletzt, also hab ich sie mir neulich hier in Südafrika machen lassen. Die schauen jetzt wieder gut aus - so gut, dass ich damit Marathon laufen kann (lacht).   

Das war einer der größten Rückschläge der letzten Wochen, oder?

Nee, das war nur einer der kleinen Rückschläge, nicht der größte. Ich hatte Schwierigkeiten mit dem Knie und mit den Nieren. Ich war am fünften und am sechsten Tag im Krankenhaus zur Untersuchung. Es war schon etwas dramatisch. Aber jetzt werde ich immer fitter und schaffe hoffentlich die 27 Marathons.

Am fünften Tag musstest du aussetzen, die Ärzte ließen dich aus gesundheitlichen Gründen nicht laufen. Jetzt musst du am letzten Tag zwei Mal die Marathondistanz am Stück laufen, um das aufzuholen, also mehr als 84 Kilometer an einem Tag. Hast du davor nicht Angst?

Angst nicht, aber ich mache mir schon Sorgen. Ich muss da einfach durch, immer das Tempo laufen, das mir meine Armbanduhr vorgibt, dann schaff ich das.

Wenn du am Sonntag endlich im Ziel ankommst nach 27 Marathons: Was wirst du als erstes machen?

Ich werde ein Bier trinken. Ich hab in letzter Zeit Windhouk getrunken, das ist, glaube ich, ein deutsches Bier aus Namibia. Generell ist kaltes Bier ideal, um einen Marathon zu beenden: viele Kohlenhydrate und Wasser ist auch drin.

Dann alles Gute, Eddie!

Danke, ich komme übrigens nächstes Jahr nach Deutschland, auch nach Bayern, und spiele mein Programm - auf Deutsch!

Dann trinken wir ein Bier in München.

Eddie (jetzt auf Deutsch): Ja, ein Bier in München. Ausge-fucking-zeichnet!


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