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Streit um Qualifikation für Slopestyle Verbände zanken um Snowboarden bei Olympia

Gold für den besten Run im Funpark - ab 2014 in Sotschi geht das. Während sich Hobbyfahrer auf einem und zwei Brettern zunehmend annähern, streiten die Verbände um die Qualifikation für Olympia - zum Leidwesen der Snowboarder.

Von: Katharina Kestler

Stand: 15.12.2011 | Archiv

Snowboard Slopestyle | Bild: TTR

Kaum fällt die erste Schneeflocke vom Himmel, tummeln sich knallbunte, übergroße Kapuzenpullis in den Slopestyle-Parks. Endlich geht's wieder los. Eine glückliche Wintersport-Community feiert den Saisonanfang. Ob man nun ein oder zwei Bretter unter den Füßen hat, ist völlig egal. Der alte Streit zwischen Skifahrern und Snowboardern - Schnee von gestern.

Doch was für die Freizeit-Szene gilt, gilt auf der professionellen Ebene noch lange nicht. Im Profisport tobt der Streit zwischen den beiden in diesem Sport engagierten Verbänden gerade härter als je zuvor. Der Grund: Snowboard-Slopestyle wird 2014 in Sotschi erstmals bei Olympischen Spielen dabei sein. Jetzt rangeln der internationale Skiverband FIS und die Ticket to Ride World Snowboardtour (TTR) darum, wer die Qualifikation für Olympia ausrichten und Sportler nach Sotschi schicken darf.

Die Olympia-Teilnahme von Slopestyle ist für die Snowboard-Szene eine Riesensache. Slopestyle ist die Disziplin, die die meisten Normalo-Fahrer ausüben - tricksend durch einen Hindernisparcours fahren und über Kickern und Rails springen. Slopestyle ist für viele Snowboarder Freestylesport in Reinform.

Konfrontation bis zum Boykott

Die Konkurrenz zwischen den beiden Verbänden geht auf die Olympischen Winterspiele 1998 in Nagano zurück. Damals protestierten Snowboarder gegen die Bevormundung durch den Skiverband FIS. Der norwegische Profi Terje Håkonsen boykottierte sogar seine Teilnahme bei den Spielen und gründete 2002 einen eigenen Verband: die TTR. Seitdem veranstaltet die TTR als internationales Non-Profit-Netzwerk Einzelcontests in vielen Ländern. Während die FIS den besseren Draht zum Internationalen Olympischen Kommittee (IOC) hat und bereits die anderen olympischen Snowboard-Disziplinen betreut, besitzt die TTR die Glaubwürdigkeit innerhalb der Szene.

Ihre Erfahrung mit Slopestyle-Contests möchte die TTR jetzt bei Olympia einbringen: "Die FIS als internationaler Verband bedient viel mehr Sportarten als nur Snowboarden. Durch ihre Breite kann sie weniger auf die Kultur des Sports eingehen", sagt TTR-Präsident Reto Lamm. Prinzipiell steht das IOC hinter dem Vorhaben der TTR, verlangt allerdings eine Einigung zwischen TTR und internationalem Skiverband FIS.

Machtkampf auf Kosten der Sportler

Die FIS wiederum sitzt durch ihre Legitimation durch das IOC am längeren Hebel und lehnte den Vorschlag von Seiten der TTR ab, die Qualifikation für Sotchi 2014 gemeinsam zu regeln. Das offizielle Argument: zu kurzfristig. Uwe Beier, FIS-Renndirektor für den Snowboardbereich geht eine Reform der Qualifikationsmodi bis Olympia 2014 zu schnell: "Da hängt vom Antidopingsystem über das Judging der Wettkämpfe bis zu den Reglements einiges dran. Für die nächsten Spiele ist das zu kurzfristig." Die eigene Snowboardabteilung, die bei der FIS über Jahre aufgebaut wurde, will ihre Kompetenz im Sport nicht so einfach teilen und keinesfalls abgeben.

Hinter der bunten Welt von Ramps, Kickern und XXL-Klamotten in Funparks geht es in Wahrheit nur um eines: Macht, Geld und Einfluss im Freestyle-Snowboardsport. FIS und TTR behaupten zwar beide, nur das Beste für die Sportler zu wollen. Vermutlich sind es aber sie, die bei diesem Streit auf der Strecke bleiben.


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