Flagge zeigen Wenn das EU-Logo zum Modetrend wird
Großbritannien stimmt über den Brexit-Deal ab. Die Zukunft? Unklar. Die unsichere Lage in Europa spiegelt sich auch in der Mode wieder, Klamotten mit EU-Logo sind Trend geworden. Aber führt das auch zu politischem Engagement?
Von: Katharina Deichsel
Stand: 14.01.2019
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Zumindest in Sachen Mode ist der Hype um die EU gerade groß: Schauspieler Lars Eidinger trägt den Hoody mit EU-Logo der Modelinie EUnify von König Souvenir, Rapper Yung Hurn performt in einem EU-Sweatshirt vom Schweizer Label Sportsclub und auch Superstar Jay Z wurde schon im Pulli mit EU-Logo gesichtet.
Schlichte Outfits mit dem EU-Logo fett darauf abgebildet, die Idee ist so simpel wie wirkungsvoll. Die Kreativen hinter EUnify gehen noch einen Schritt weiter und haben das EU-Logo an die aktuelle politische Lage angepasst: Auf den leuchtend blauen Hoodies strahlt der goldene Sternenkranz des EU-Logos – nur fehlt ein Stern: Großbritannien.
Die Lücke soll zeigen, wie unsicher die Zeiten in der EU gerade sind. Aber auch Hoffnung geben, denn auf dem Rücken des Pullis findet man den fehlenden Stern wieder. Und auch eine Telefonnummer für eine EU-Hotline.
"Wir wollen dazu anregen, dass sich Menschen austauschen und die Idee Europa diskutieren. Um die Aufmerksamkeit, die wir bei jüngeren Menschen haben, umlenken zu können auf politischere Themen, haben wir überlegt: Was können wir machen um dafür eine Awareness zu kreieren?"
Johann König, Gründer der Galerie König, die EUnify Mode verkaufen
Was bringt der Modetrend Europa?
Wenn man mal drauf achtet, fallen die kleinen gelben Sterne oder der Schriftzug "Europe" auch auf den Straßen immer öfter auf: Auf Schals, Stofftaschen oder Mützen etwa. Die Frage ist nur: Ist das in erster Linie Style - oder steckt da auch eine politische Aussage dahinter?
Niko Abramidis ist ein Künstler aus München, der sich privat und in seiner Kunst mit Europa beschäftigt. Er sieht es als seine Aufgabe, sich für Europa einzusetzen und trägt daher seine politische Haltung ganz bewusst auch mit seiner Kleidung nach außen: EU-Shirts, EU-Anstecker, das volle Programm. Niko findet, das sollten auch andere so machen. Ein Leben ohne die Europäische Union hat er selbst nie erlebt und er will sich das auch gar nicht vorstellen.
"Genau jetzt wäre es an der Zeit, Position zu beziehen und sich selber auch zu engagieren, weil die Wege gerade auseinander führen."
Niko Abramidis, Künstler
Hippies, Punks, Feministen: Mode zeigt, wo wir politisch stehen
Mit unserer Mode zeigen wir, wie wir denken und wo wir politisch stehen - und zwar schon fast immer, erklärt Sabine Resch, Dozentin für Modetheorie und Modejournalismus an der Akademie Mode & Design in München. Ob Hippies, Punks, Feministen oder die Arbeiter in der französischen Revolution mit ihren Sansculottes – politische Bewegungen definieren sich auch über ihre Kleidung.
Ob auch der EU-Modetrend zum politischen Engagement führt, ist noch nicht klar. Nötig wäre es aber, denn mit dem Brexit ist das Thema Zusammenhalt in der EU noch nicht vom Tisch. In Frankreich, den Niederlanden, Italien und auch hier in Deutschland sind Gegenstimmen weiterhin laut. Sich für Europa starkzumachen sollte deshalb auf jeden Fall Trend bleiben.
Sendung: Filter am 15.01.2019 ab 15 Uhr