Kommentar zum Verbot von Mager-Models Im Würgegriff der Mode-Branche
Wer in Frankreich modeln will, braucht ein ärztliches Attest, dass man dafür gesund genug ist. Dieses Gesetz soll Mager-Models verbannen. Gegen die Schönheitsvorstellung der Mode-Welt bringt das nicht viel, findet unsere Autorin.
Schluss mit Knochengeklapper auf dem Laufsteg: Das will Frankreich durch ein neues Gesetz. Hungern sich Frauen runter, um als Model gebucht zu werden, gibt es ein Arbeitsverbot in Frankreich. Das ist jetzt Gesetz.
Entscheidend ist dabei der Body-Mass-Index (BMI). Dabei wird das Gewicht ins Verhältnis zur Körpergröße gesetzt. Dass das ein unsinniger Wert ist, weiß man schon lange – weil er so einfach zu umgehen ist. Vor dem Arztbesuch futtern sich Models einfach ein paar Kilo mehr drauf oder trinken viel Wasser – schon ist der BMI im zulässigen Bereich. Und dieses Attest ist dann für zwei Jahre gültig – genug Zeit für die Models, sich den Arztbesuch wieder von den Rippen zu hungern.
Designer weichen aus
Seit Jahren versucht man so auch in anderen Ländern die Modemacher zu überzeugen, das mager out ist. Alles, was das bringt: Hakenschlagende Designer. Dürfen die ihre extrem dünnen Models nicht mehr über französische Laufstege laufen lassen, dann suchen sie sich halt andere Länder. Denn international ist Size Zero immer noch en vogue.
Gesetze gegen Mager-Models sind gut gemeint, im besten Fall setzen sie ein Zeichen. Damit hat es sich dann auch schon wieder. Mehr als eine halbe Million junger Leute sind essgestört in Frankreich – für viele ein Todesurteil. Ihre Vorstellungen von Schönheit lassen sich Designer nicht einmal von solchen Fakten nehmen – was wollen da dann ein paar lästige Politiker erreichen. Selbst wenn die mit Haftstrafen drohen.
Die Modemacher selbst wollen nicht umdenken, etwa hin zu mehr Body-Positivity und weniger ungesunden Frauen auf dem Laufsteg. Ein Gesetz, das die Gesetze der Modewelt durchbrechen will – das müsste dann wohl noch drastischer aussehen. Und vor allem überall auf der Welt gelten.
Sendung: Filter, 9. Mai 2017 ab 15 Uhr