Jugendwort des Jahres 2018 I bims out - wie Langenscheidt Trendwörter zerstört
Ein Jahr ist es her, dass „i bims“ zum Jugendwort des Jahres gewählt wurde - Hauptverantwortlicher war Willy Nachdenklich. Heute sagt er: Das Jugendwort des Jahres ist reine PR und macht Trends kaputt, anstatt sie zu unterstützen.
Dass "i bims“ zum Jugendwort des Jahres 2017 gewählt wurde, fand ich zum "breiern“ - um es im Langenscheidt Jugendslang zu sagen. Vorneweg: Ja, "i bims“ stammt ursprünglich von Moneyboy, aber viele assoziieren mich, Willy Nachdenklich, und meine Facebookseite damit, da ich nicht unerheblich zu dessen Verbreitung beigetragen habe.
Die Wahl zum Jugendwort hat "i bims“ ruiniert
2017 habe ich die Wahl zum Jugendwort des Jahres so gut wie gar nicht verfolgt. Erst durch eine Nachricht eines Arbeitskollegen habe ich erfahren, dass sich die Jury für "i bims“ entschieden hat. Meine Begeisterung hielt sich in Grenzen. Denn was gibt es bitteschön Uncooleres, als dass sich ein Wort, das man unmittelbar mit dir in Verbindung bringt, in eine Liste mit Wörtern wie Smombie, YOLO oder Gammelfleischparty einreiht? Spätestens ab diesem Zeitpunkt war klar: "i bims“ ist ab jetzt mindestens so out wie Tribal Tattoos als Arschgeweih. Eine Zeit lang richtig angesagt, aber jetzt ist jeder, der ein Tattoo trägt, bemüht, es in der Öffentlichkeit nicht zu zeigen. Wörter wie "dufte“ und "schnieke“ sind Relikte der 70er Jahre. Wer die in den 80ern noch ernsthaft in seinem Sprachgebrauch hatte, galt als Idiot. Ähnlich verhält es sich nun mit "i bims“ - das Wort hatte zwei, drei gute Jahre in denen es lustig war, doch es hat seinen Zenit erreicht. Auch dank Langenscheidt. Wenn "i bims“ nicht Jugendwort 2017 geworden wäre, wäre es heute eventuell weniger cringy. Ich selbst nutze es, seit es zum Jugendwort gewählt wurde, so gut wie gar nicht mehr. Aber wie heißt es so schön? Don´t hate the player, hate the game! Ohne "i bims“ hätte ich wahrscheinlich nicht so viel Aufmerksamkeit auf meine Seite gezogen wie jetzt. Es war der Langenscheidt mit seiner Jugendwortwahl, der es ruiniert hat.
Mehr Marketing als echtes Jugendwort!
Ich glaube, dass die Macher vom Langenscheidt Verlag die Wahl zum Jugendwort des Jahres mehr zu Werbezwecken nutzen, als sich wirklich in die Sprachkultur junger Menschen einzufuchsen. Falls sich nämlich wider Erwarten doch mal ein Jugendlicher durch die von Langenscheidt kreierten Begriffe angesprochen fühlt, kann er sich im Onlineshop immerhin ein hippes Cap mit dem Schriftzug "Snackosaurus“ bestellen. Wie lit ist das denn?!
Was soll das alles eigentlich?!
Man sollte die Wahl des Jugendworts des Jahres komplett einstellen. Denn zum einen sind das zu oft Wortkreationen die - und dafür leg ich meine Hand ins Feuer - noch nie ein Jugendlicher jemals benutzt hat. Ich denke da zum Beispiel "Gymkie“ (extremer Fitnesssportler und Gym Junky) oder "lindnern“ (lieber etwas gar nicht machen, als etwas schlecht machen). Was soll das eigentlich?
Und zum anderen stehen Begriffe wie "Ehrenmann“ oder "auf dein Nacken“ zur Wahl, die die Jugendlichen tatsächlich verwenden - muss man zugeben. Aber wenn "Ehrenmann“ zum Jugendwort 2018 gewählt wird, gibt es für einen Jugendlichen sicherlich nichts, was ihn mehr beschämen würde, als ihn einen Ehrenmann zu nennen. Danke Langenscheidt, ich küss dein Auge.
Sendung: Filter vom 15.11.2018 - ab 15 Uhr