#occupywallstreet in New York Wir sind die 99 Prozent!
Die Protestler der Occupy-Bewegung sind desillusioniert, arbeitslos, verschuldet. Ihr Vorwurf lautet: Während sie immer ärmer werden, wird an der Wall Street weiter gezockt. Wie ist die Bewegung eigentlich entstanden?
Am 17. September 2011 geht es los. Zuerst sind es nur ein paar Studenten, Arbeitslose und Leute, die trotz guter Ausbildung nur miese Jobs bekommen. Nur ein paar wenige Aktivisten, die dem Aufruf der kanadischen Konsumkritiker "adbusters" folgen. Nach dem Vorbild der Ägypter auf dem Tahrir-Platz und der Spanier in den Acampadas packen sie ihre Schlafsäcke und Isomatten und ziehen mitten hinein ins Herz der Finanzwelt: "Occupy Wall Street!" – die Wall Street besetzten – das ist der Plan.
Der gemeinsame Nenner: So kann es nicht weitergehen!
Aber die Polizei hat von der Aktion erfahren und riegelt die Straßen um die größte Börse der Welt ab. Die Demonstranten weichen aus auf den Zuccotti Park, ein gut 3000 Quadatmeter großer Platz zwischen der Wall Street und dem Ground Zero. Hier entsteht das Protestcamp. In einer ersten Stellungnahme wird so ziemlich alles angeklagt, gegen das man protestieren kann. Von Massentierhaltung bis zu korrupten Politikern, vom ungerechten Bildungssystem bis zu den amerikanischen Kriegseinsätzen. Die Forderungen sind diffus, die Leute haben eher so ein Gefühl, dass es so nicht weitergehen kann.
We Are The 99 Percent
Und dieses Gefühl haben nicht nur die Demonstranten im Zuccotti Park. Für den Blog "We are the 99 percent" haben schon tausende US-Bürger ihre Probleme auf einen Zettel geschrieben, sich damit fotografiert und die Fotos hochgeladen. Häufig liest man da: "Ich bin nach dem Abschluss arbeitslos und kann meinen Studienkredit nicht zurückzahlen" und "Ich bin krank, aber ich kann mir keinen Arzt leisten" oder "Ich habe erst meinen Job, dann mein Haus und dann meine Hoffnung verloren". Der Vorwurf: 99 Prozent der Bevölkerung bekommt nichts, während das eine, das reichste Prozent der Bevölkerung immer noch reicher wird.
Der Protest weitet sich aus
Die Wut auf das System treibt inzwischen auch Prominente auf die Straße. Die ersten Promis, wie Michael Moore, Susan Sarandon oder Talib Kweli schauen am Zuccotti Park vorbei und bekunden ihre Solidarität. Als am 1. Oktober 2011 dann während eines Marsches über die Brooklyn Bridge die Situation eskaliert und 700 Demonstranten verhaftet werden, kann auch die amerikanische Öffentlichkeit die Proteste nicht mehr ignorieren. Mittlerweile haben sich auch die Gewerkschaften angeschlossen. Auch in anderen Metropolen wie Los Angeles, Seattle, Chicago oder Boston gehen die Verlierer der Finanzkrise auf die Straße.