Socialbnb Wie ihr auf Reisen sozialverträglich übernachten könnt
Kölner Studierende haben ein Projekt gestartet, das sozialer ist als Airbnb und Hilfsorganisationen nachhaltiger hilft als Freiwilligenarbeit.
Wo übernachte ich beim Reisen? Das kann schnell zu einer echten Gewissensfrage werden. Hotels sind teuer und Freunden will man auch nicht ständig auf der Tasche liegen. Airbnb hatte da mal eine gute Idee: Bei Locals im Gästezimmer schlafen und sich beim Frühstück Tipps geben lassen. Mittlerweile ist diese Art des Übernachtens aber mit Vorsicht zu genießen: Oft wird die Plattform auch genutzt um Wohnungen permanent zu vermieten – was teilweise illegal ist und die Problematik der Wohnungsknappheit in manchen Städten nur noch mehr befeuert.
Übernachtung statt Freiwilligenarbeit
Angelehnt an diese Idee haben Studierende aus Köln ein Projekt entwickelt, über das man mit gutem Gewissen übernachten kann. Socialbnb vermittelt Räume bei lokalen Hilfsorganisationen zur Übernachtung. Diese Hilfsorganisationen haben nämlich auf der ganzen Welt das gleiche Problem: Es fehlt an Geld. Freiwilligenarbeit – oder auch "Voluntourismus", den viele junge Leute betreiben – schadet eigentlich mehr als er hilft. Anstatt selbst Kinder zu betreuen, soll man die Hilfsorganisation über die Übernachtung kennenlernen und per Socialbnb für die Übernachtung bezahlen – das hilft mehr und nachhaltiger, sagt Alexander Haufschild.
"Den Organisationen ist einfach mehr geholfen, wenn Leute dort hinkommen, bezahlen, und von dem Geld Lehrer eingestellt werden, die dann aktiv mit den Kindern vor Ort arbeiten können, pädagogisch ausgebildet sind und auf die Kinder individuell eingehen können. Es ist einfach schwierig, wenn die Kinder sich an einen gewöhnen, aber dann alle drei Wochen jemand Neues kommt."
Alexander Haufschild, Socialbnb
Alexander studiert Geographie, die anderen elf Studierenden kommen aus ganz unterschiedlichen Bereichen. Sie stemmen das Projekt alle neben ihrem Studium alleine. Die verschiedenen Mitglieder sind auf unterschiedliche Regionen aufgeteilt und suchen dort gezielt nach Organisationen, die zu Socialbnb passen würden. Ist eine gefunden, folgt erstmal ein langes Skype-Gespräch.
"Jedes Projekt gibt in diesem Gespräch ein individuelles Ziel an, das als nächstes erreicht werden soll. Bei unseren Bildungsprojekten ist das zum Beispiel, wie viele Schulbücher für neue Klassen gebraucht werden. Und dann sagen die Organisationen uns, wie viel Geld sie dafür benötigen, das steht dann auch bei dem Profil der Organisation. Und nach einer gewissen Anzahl an Buchungen fragen wir nach, ob alles geklappt hat."
Alexander Haufschild, Socialbnb
Nachhaltiges Reisen der Zukunft?
Kontrolliert werden die Organisationen durch regelmäßige Gespräche, Berichte und manchmal schauen auch Mitglieder der Organisation oder Partner persönlich vorbei. Im Rahmen der finanziellen Möglichkeiten passiert das aber nicht so oft – noch nicht. Die Macher von Socialbnb denken nämlich groß und hoffen, dass diese nachhaltige Art des Reisens in Zukunft immer wichtiger wird.
"Es ist eine Vision von uns geworden, eine neue Möglichkeit des Reisens zu schaffen, bei der man der Bevölkerung aktiv etwas zurückgeben kann. Es gibt noch ganz viele Projekte, die wir noch unterstützen können – das Potenzial ist einfach riesig."
Alexander Haufschild, Socialbnb
Sendung: Filter, 01.03.2019 - ab 15.00 Uhr