SUP-Weltmeister Connor Baxter "Mit Stand Up Paddeln kann jeder noch groß werden!"
Weil ihm Windsurfen und Wellenreiten zu langweilig waren, hat sich Connor Baxter ein Paddel geschnappt - und ist damit der schnellste Stand Up Paddler der Welt geworden. Im Interview verrät Connor, warum das jeder schaffen kann.
PULS Playground: Du bist der schnellste Stand Up Paddler der Welt. Was fasziniert dich so an diesem Sport?
Connor Baxter: Es ist toll, ein Teil der neuen Entwicklung im Sport sein zu können. Der Sport ist nämlich erst ungefähr zehn Jahre alt, aber die letzten fünf bis sechs Jahre ist der wirklich durch die Decke gegangen. Am beliebtestens ist zwar nach wie vor das Wellenreiten auf kurzen Boards, die Association of Surfing Professionals (ASP) rund um Kelly Slater und Co. - das die sind die Kern-Surfer. Die Stand-Up-Surfing-Szene ist noch nicht ganz da, aber die Wettkämpfe sind gerade wirklich auf dem aufsteigenden Ast, weil man es einfach immer und überall machen kann. Man ist nicht von irgendwelchen Bedingungen abhängig. Wir haben Rennen in Hawaii, mit perfektem Rückenwind und guten Wellen – und genauso können wir nach Deutschland kommen, wo hauptsächlich flaches Wasser ist, und auf einem See paddeln. Es ist einfach aufregend, neue Gegenden und neues Wasser zu sehen. Denn Surfen oder Windsurfen hätten mich nicht hierher gebracht.
Du bist aus Hawaii, da gibt's einige der besten Surfspots weltweit. Ist das Stand Up Paddling dagegen nicht ein bisschen lame?
Ja und Nein. In Hawaii ziehen wir den Sport gerade auf ein anderes Level hoch. Wir haben Zuhause Stand Up Paddling Jaws, also Wellen von 15 bis 25 Meter. Das ist definitiv das Extremste, was du bekommen kannst – egal, ob beim Surfen, Windsurfen oder Stand Up Paddeln. Außerdem paddeln wir noch von Insel zu Insel, was es schon zu einem ziemlich außergewöhnlichen Sport macht. Das kann man echt nicht lame nennen – im Gegenteil: 50 Kilometer paddeln ist ziemlich extrem!
Nicht viele Leute können behaupten, dass eine Technik nach ihnen benannt ist. Aber du kannst stolz auf den "Connor Baxter Choke Stroke" sein. Was steckt da dahinter?
Der "Choke Stroke" hat sich über die Jahre entwickelt und es waren auch ein paar andere Leute beteiligt. Beim "11-City-Tour"-Rennen in Holland wurde die Technik das erste Mal eingesetzt. Wir hatten da permanent Gegenwind, paddelten zwischen 30 und 50 Kilometer täglich und das fünf Tage lang. Wir wollten dem Wind geringstmöglichen Widerstand bieten. Also sind wir während dem Aufstehen vom Brett so gut es ging in den Knien geblieben. Danach sind wir irgendwie dabei geblieben. Außerdem haben wir gesehen, dass alle superlang mit ihren Paddeln im Wasser waren. Wir haben dann versucht, das Paddel weiter unten zu greifen und schneller wieder aus dem Wasser zu nehmen - dadurch ergibt sich eine viel höhere Paddelfrequenz. Anstatt dann drei bis vier Mal zu paddeln, kann man jetzt fünf bis sechs Mal paddeln. Das ermöglicht einem im Rennen schnellere Sprints und ein besseres Ergebnis.
Klappt ja ziemlich gut bei dir!
Korrekt! Dabei benutze ich die Technik nicht oft, weil es viel Kraft erfordert. Daher ist die Technik eher etwas für Sprints, viel Gegenwind oder den Anfang und das Ende eines Rennens.
Warum sollte man denn mit Stand up Paddeln anfangen ?
Die coolste Sache beim Stand up Paddlen ist, dass Boards Teil des Ganzen sind. Und für Leute, die keinen Platz haben und kein Auto, um die Bretter zu transportieren, gibt es aufblasbare Bretter. Man kann das Brett zusammenrollen und im Rucksack mit rumtragen. Und dann - auf einer Tour durch Europa - einfach aufblasen und paddeln gehen. Es ist ähnlich zum Kajaken, weil man das überall machen kann, nur dass man dabei steht. Und dadurch bekommt man eine neue Perspektive, man hat ein unglaubliches Training von Kopf bis Fuß, eine Balance im ganzen Körper und alles wird angesprochen. Für mich ist es das perfekte Training - und es erlaubt mir, die Welt zu sehen! Wenn das keine Motivation ist, dann weiß ich auch nicht...
Lohnt sich das hier in Bayern?
Aber klar! Es ist so ein junger Sport und man kann jetzt noch so einfach damit anfangen. Jeder kann noch groß damit werden. Vor allem, wenn Stand Up Paddling irgendwann eine olympische Disziplin wird, hat man deutlich mehr Erfahrung und Kenntnisse auf dem Wasser, als jemand, der genau dann beschließt mit dem Sport anzufangen. Und auch Deutschland ist dafür ein perfekter Ort: Ihr habt zwar flaches Wasser – was leider nicht den größten Spaß bedeutet – aber dafür hervorragendes Training. Zum Vergleich: In Hawaii machen wir fünf Paddelschläge und kommen dann sofort in eine Windböe. Hier wäre das anders. Wir arbeiten nicht so hart wie ihr.
Du warst auch am Eisbach in der Münchner Innenstadt, wo schon ein paar große Surfer gescheitert sind. Hat's bei dir geklappt?
Es auf jeden Fall nicht einfach. Zum Glück war ich vor vier Jahren schon mal da und hatte deswegen einen leichteren Zugang. Aber die ersten Male bin ich ziemlich oft im Wasser gelandet… Es ist wirklich nicht so einfach. In Hawaii sind wir an Wellen gewohnt, die einem das Wasser entgegen drücken und man hat dazu noch das Wasser des Ozeans hinter sich. Die Welle hier kommt vor dir rein und saugt dich dann richtig rein. Du musst also deinen kompletten Syle umdrehen.
Den Eisbach hast du gepackt. Was hast du dir für dieses Jahr noch vorgenommen?
Ich will weiterhin das machen, was ich jetzt schon tue. Also viel herumreisen und natürlich die Weltmeisterschaft verteidigen, die ich letztes Jahr gewonnen habe. Außerdem gibt es auf Hawaii das "Molokai 2 Oahu"-Rennen, das für das Land sehr prestigeträchtig ist und für jeden Hawaiianer viel bedeutet. Es geht dann ungefähr drei Stunden – um das zu gewinnen braucht man viel Ozean-Kenntnis und Skills im Wassersport. Und ganz langfristig gedacht, für den Fall, dass Stand Up Paddeln tatsächlich zu einer olympische Disziplin wird, wäre es toll, mein Land zu repräsentieren und natürlich Gold zu erpaddeln.
Mehr über Connor Baxter:
Der 20-jährige Hawaiianer ist auf dem Wasser groß geworden und gehört zu den erfolgreichsten Stand Up Paddlern weltweit. Er ist Weltmeister der Stand Up World Series 2014 und holte im Mai 2015 Gold beim ISA World Stand Up Paddle Championship in Mexiko. Zur Zeit führt er die Weltrangliste im Stand Up Paddeln an und geht in den Disziplinen Long Distance, Crossings übers offene Meer, Flat Water, aber auch Surf Slalom am Start.