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Interview // Snowboarderin Jamie Anderson Die Yoga-Queen, die Bäume umarmt

Gold in Sotschi, Gold bei den X Games und der Gesamtsieg der World Snowboard Tour: Jamie Anderson hat alles abgeräumt. Doch sie sticht nicht nur wegen ihrer Erfolge raus, sondern auch wegen ihrer Optik - und weil sie Bäume umarmt.

Von: Claudia Gerauer

Stand: 20.03.2015 | Archiv

Snowboarderin Jamie Anderson | Bild: picture-alliance/dpa

PULS Playground: Beim Nine Queens hast du gerade zum ersten Mal einen Frontside 1080 Mute gestanden. Wie wichtig war die Atmosphäre bei dem Event dafür?

Jamie Anderson: Die ist zu 100 Prozent entscheidend! Es ist wichtig, eine entspannte Atmosphäre zu haben, um den Sport weiter voran zu bringen. Deswegen sieht man solche Tricks auch nicht bei den Mainstream-Events, weil da immer viel Stress und Druck mitschwingt. Und hier beim Nine Queens kümmern sich alle darum, dass wir uns wohl fühlen, es uns gut geht und wir alles haben, was wir brauchen. Nur so können wir uns voll aufs Fahren konzentrieren.

Damit du so abliefern kannst, musst du richtig fit sein - und du betonst immer, dass dein Körper auch dein Tempel ist. Wie wichtig ist es dir, gesund zu leben und dich wohl zu fühlen?

Extrem wichtig. Unsere Körper sind nun mal unsere Tempel! Es ist das Wichtigste im Leben, dass wir auf uns und unseren Körper aufpassen und schauen, dass es uns gut geht. Als kleines Kind hat mir meine Mutter das schon vorgelebt und immer sehr auf unsere Gesundheit geachtet. Erst als ich etwas älter war, habe ich das wirklich verstanden. Sie hat mir auch immer gesagt, dass ich mich nicht schlecht fühlen muss, wenn ich mal mehr Geld für Bio-Lebensmittel oder Massagen ausgebe. Denn das tut mir gut und das brauche ich, um gut trainieren zu können. Mein Körper und meine Gesundheit sind essentiell für mich, deswegen versuche ich, immer darauf zu achten, selbst wenn ich Stress und wenig Zeit dafür habe.

Beim Nine Queens hattest du eine Yoga-Session mit Journalisten geplant.

Ja, ich will den Leute dabei helfen, sich wohl zu fühlen. Und man kann sich letztlich nur wohl fühlen, wenn man fit ist und einen gesunden Körper hat. Durch den Sport habe ich so viel über meinen Körper, gesunde Ernährung und auch das innere Wohlbefinden gelernt - das möchte ich einfach gerne weitergeben.

Du sprichst oft über diese innere Schönheit. Trotzdem hast du dich für die ESPN Body Issue nackt fotografieren lassen. Wie passt das zusammen?

Ich hab mich für das ESPN Shooting entschieden, weil ich es inspirierend finde, wie man den Körper ganz natürlich fotografieren kann und damit zeigt, dass jeder Körper anders ist. Es gibt trainierte Körper, es gibt auch etwas breitere Körper, es gibt dies und das. Nicht jeder ist perfekt, trainiert und schlank, das ist das Tolle daran. Ich hatte mir einen Monat vor dem Shooting meinen Fuß gebrochen und konnte deswegen nicht trainieren oder meinen Körper in Form bringen. Deswegen musste ich lernen, mich so zu akzeptieren, wie ich in dem Moment ausgesehen habe - und habe erkannt, dass wahre Schönheit immer von Innen kommt. Wir sollten nicht immer so negativ über unser Körper denken, sondern uns viel mehr wertschätzen.

Andere Snowboarderinnen oder Freeskierinnen sind ziemliche Partyqueens, feiern und trinken gern Alkohol. Passt dein "Mein Körper ist mein Tempel"-Image in die Freestyle-Welt?

Ja, klar! (lacht) Ich passe überall hinein. Außerdem geht's ja gar nicht darum, wo hinein passen zu müssen. Wir sind alle ganz unterschiedliche Menschen, jeder geht seinen eigenen Weg - und manche machen nun mal gern Party. Ich verurteile das überhaupt nicht, manchmal hab' ich auch Lust drauf. Aber immer mehr Snowboarder machen Yoga, legen Wert auf eine ausgeglichene Ernährung und eine gesunde Lebensweise. Denn wir wollen ja alle immer besser werden und das geht nur damit.

Ich habe gehört, dass du vor jedem wichtigen Contest in den Wald gehst und einen Baum umarmst. Wirklich?!

(Lacht) Nicht immer. Aber ich liebe Bäume auf jeden Fall sehr, und die Natur und die Berge. Draußen zu sein ist einfach die beste Möglichkeit, Energie zu tanken und runter zu kommen. Besonders vor einem Contest, wo viele Journalisten da sind, die Stimmung angespannt ist und jeder ganz genau schaut, was du machst, ist es wichtig, sich vorher zu erden. Und wenn du durch den Wald gehst und einen Baum mit den Händen berührst, bringt dich das zurück auf den Boden und zu dir selbst. Aber ich muss nicht immer einen Baum umarmen, es reicht oft auch schon, wenn ich mir einfach einen Moment für mich nehme und mich auf das Wesentliche besinne.

Mit 24 hast du schon so ziemlich alles gewonnen, was im Freestyle Snowboarden geht. Wie wichtig sind deine Familie und deine Geschwister für deinen Erfolg?

Meine Familie ist mir wahnsinnig wichtig und ich bin dankbar, eine so tolle Famile zu haben, die mich in allen Dingen unterstützt. Ich habe fünf Schwestern und zwei Brüder und meine Eltern waren immer total cool. Sie haben jedem von uns genug Freiraum gegeben, um sich selbst zu finden und den eigenen Charakter zu formen. Aber ich bin trotzdem dazu erzogen worden, immer bescheiden zu sein und positiv zu denken. Meine Mutter ist heute noch meine wichtigste Mentorin - ich kann sie immer anrufen, wenn ich gerade nicht weiter weiß oder in einer schwierigen Situation stecke. Sie hat immer einen guten Rat und hilft mir weiter. Das Leben ist verrückt und deswegen brauchen wir alle gute Freunde und die Famile an unserer Seite!


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