World Snowboard Tour Wie man sich mal eben selbst ins Abseits bugsiert
Die World Snowboard Tour hat die Stopps dieser Saison bekannt gegeben – mit zwei Überraschungen: Die Elite-Tour besteht nur noch aus drei Contests und der Air + Style ist nicht mehr dabei. Doch es gibt einen heimlichen Gewinner.
Kurz bevor am Wochenende der Snowboard Contest Air + Style in Peking gestartet ist, hat die World Snowboard Tour (WST) alle Contest-Termine für die Saison 2014/2015 bekannt gegeben – mit zwei ziemlichen Überraschungen: Der Air + Style ist nicht mehr Teil der Snowboard World Tour und die ganze Elite-Tour besteht nur noch aus drei, ja richtig d-r-e-i Wettbewerben. Im letzten Jahr waren das deutlich mehr, nämlich drei Mal so viele. Das heißt konkret: Die Tour, die es sich eigentlich zum Ziel gemacht hat, alle wichtigen Snowboard Contests dieser Welt unter einen Hut zu bringen, hat nicht mal mehr eine Handvoll hochklassiger Wettbewerbe unter ihrem Label vereint. Und von den großen Contests wie dem Air + Style oder den Winter X Games kann sie nur noch träumen.
Neue Strukturen, weniger Contests
Eine offizielle Erklärung für die massiven Änderungen gibt es nicht. Momentan schwirren dazu nur verschiedene Gerüchte rum: Angeblich sind die veränderten Strukturen innerhalb der World Snowboard Tour seit dieser Saison der Grund. Zum Beispiel wurden die Qualifikationsmodi vereinheitlicht. Das heißt, bei jedem Contest, der Teil der Tour ist, müssen sich die Fahrer jetzt auf die selbe Art und Weise qualifizieren. Zuvor konnte der Veranstalter eines Contests bestimmen, ob eine offene Qualifikation gestartet wird, ob prominente Fahrer eingeladen werden oder ob sich die Starterlisten aus den bisherigen Ergebnissen der Snowboarder ableiten. Außerdem muss künftig jeder Contest gleich vermarktet werden, die Sponsoren gleich präsent - oder auch nicht präsent - sein und die TV-Rechte immer beim selben Sender liegen. In der Theorie klingt das super, einheitlich und transparent, nur in der Praxis klappt's nicht. Denn die Initiatoren vom Air + Style und den anderen großen Contests wollten sich wohl nicht reinreden lassen, sich lieber weiterhin selbst vermarkten und das Starterfeld nach ihren Kriterien zusammenstellen.
Die Konsequenz: Nur noch drei Contests wollen unter den neuen Strukturen der World Snowboard Tour mitmachen. Logisch, dass das nicht im Interesse der WST ist. Das gibt auch Reto Lamm, der Präsident der World Snowboard Tour im Interview mit dem Magazin Onboard zu: "We think that snowboarding really has to get its act together and I think all of the people involved in snowboarding should work together more and come to a productive solution." Doch je mehr Leute mitreden dürfen, desto schwieriger wird es, eine Lösung zu finden, die dem Dachverband der World Snowboard Tour, allen Contest-Veranstaltern, den Sponsoren und Fahrern passt.
Die FIS als großer Gewinner
Mit den drei verbliebenen Elite-Contests hat die World Snowboard Tour nicht nur viele Wettbwerbe verloren, sondern auch enorm Bedeutung und Aussagekraft eingebüßt. Gerade wenn’s darum geht, den besten Freestyle Snowboarder der Welt zu küren. Denn die Disziplin Big Air, die bis dato durch die Air + Style Contests bei der WST vertreten war, ist jetzt gar nicht mehr dabei. Ein aussagekräftiges Ranking sieht anders aus.
Außerdem fehlt der World Snowboard Tour momentan mehr als je zuvor die Berechtigung dazu, die Qualifikation für die nächsten Olympischen Winterspiele auszurichten. Doch genau das war immer das Ziel der WST: ein ernstzunehmendes, cooleres Pendant zur FIS zu werden und mehr Einfluss auf Snowboarden bei den Olympischen Spielen zu haben. Der einzige Gewinner in diesem Contest-Zirkus ist die FIS: Die hat schon immer gerne gestichelt, dass ihre Wettbewerbe viel transparenter und besser organisiert seien, dass der FIS-Wettkampfkalender fahrerfreundlicher wäre und dass mit Big Air, Halfpipe und Slopestyle alle drei Snowboard Freestyle Disziplinen abgebildet seien. Und mit all dem muss man der FIS im Moment tatsächlich recht geben – ob man will oder nicht.