Interview // Freeriderin Nadine Wallner "Wenn's nicht mehr schneit, gehen wir Klettern"
Braune Hänge an Weihnachten und auch im Februar - der Klimawandel macht's uns echt schwer. Geht Wintersport in der Zukunft noch? Wir schicken Freeriderin Nadine Wallner los, um drei Methoden für Schnee von morgen zu checken.
Die Winter werden immer wärmer und Schnee zur Mangelware. Für uns Freizeit-Freerider und Schneeliebhaber ist das vor allem eins: echt traurig. Den ernsthaften Ersatz für frischen Pulverschnee hat noch niemand erfunden. Aber wie geht's jemanden, der vom Skifahren lebt? Wir haben mit Freeriderin Nadine Wallner über diesen Winter, Kunstschnee und ihre Schneesehnsüchte gesprochen.
PULS Playground: Was bedeutet so ein Winter wie der jetzt für dich?
Nadine Wallner: Naja, das ist die Laune der Natur und wir müssen es so nehmen, wie‘s uns die Natur vorschreibt. Das ist zum Glück etwas, das wir nicht beeinflussen können. Ich denke, die Menschheit muss anfangen umzudenken und flexibel zu werden. Dann muss man eben Wandern oder Klettern gehen und nicht Skifahren.
Eine konsequente Einstellung für jemanden, der vom Skifahren lebt.
Ich bin ja nicht nur Freeriderin, ich bin vor allem Bergsportlerin: Ich gehe Bergsteigen und bin diesen Herbst und Frühwinter viel Klettern gegangen. Das war wunderschön und ich hatte dabei eine super Zeit – denn wenn der Schnee nicht da ist, dann geht Skifahren eben einfach nicht.
Aber findest du es nicht wahnsinnig schade, dass die Winter immer magerer werden?
Doch, das ist schon traurig, aber ich glaube, wir können daran nichts ändern. Die Natur wird schon einen Grund haben, warum sie sich so entfaltet – oder eben nicht entfaltet. Wir können es nur hinnehmen und ich glaube, der richtige Weg ist auf keinen Fall, dass wir die Umwelt noch mehr belasten, mit Hubschraubern und LKWs, die Schnee ankarren um irgendwelche Events stattfinden zu lassen. Für mich ist das der falsche Weg, da entgegenzuwirken, das macht’s nur schlimmer und löst das Problem nicht.
Wie stehst du zu Kunstschnee-Produktion?
Ich steh' dem sehr kritisch gegenüber, aber man muss natürlich auch die Tourismusorte verstehen, für die es ohne nicht geht. Generell find ich's besser, wenn Skigebiete ohne Schneekanonen auskommen. Aber wenn man schon beschneit, dann wenigstens so, dass es vertretbar ist – und nicht bei so warmen Temperaturen wie im Frühwinter Ende 2015. Das bringt für mich nichts, man haut nur Unmengen an Wasser und Energie raus – und alles nur, damit der Skiort keine Verluste macht. Für mich wäre diese Energie und das Wasser anderswo besser verwertbar.
Du hast uns drei Methoden für Schneeproduktion von morgen angeschaut - welche war für dich am verträglichsten?
Mir hat die Schneewolke am besten gefallen, weil sie der Natur noch am nähsten ist und auch bezüglich der Kosten und aus ökologischer Sicht für mich am am vertretbarsten ist. Natürlich kann man die drei Methoden nicht so leicht vergleichen, da sie ganz unterschiedliche Einsatzbereiche haben. Aber ich glaube, dass die Schneewolke - wenn sie mal ausgereift ist und Pulverschnee in großen Mengen produziert - in Zukunft eine große Rolle spielen könnte.
Wie denkst du, schaut Skifahren in 50 Jahren aus?
Schwer zu sagen. Ich hoffe schon, dass meine Kinder oder Enkelkinder auch noch Skifahren können und dürfen. Aber dafür müssen wir die Natur jetzt gut behandeln und nicht krampfhaft entgegenwirken. Aber ich bin ein optimistischer Mensch und hoffe, dass sich Mutter Natur uns doch wieder irgendwie zuwendet und wir auch noch in 50 Jahren wie heute Freeriden können.