European Outdoor Film Tour 2015/2016 3 Dinge, die man von der E.O.F.T. lernen kann
Heute noch mit Actionsportfilmen beeindrucken? Das ist fast so schwer wie die Gletscherschmelze aufzuhalten. Alles schon mal gesehen: mehrfache Flips in Richtungen. Wir sagen euch, warum sich die E.O.F.T. trotzdem lohnt.
1. Wer's drauf hat, braucht keine Equipmentschlacht – nur ein bisschen Humor
Kann sportlich nichts, hat aber den teuersten und neusten Stuff am Start – solche Leute kennt man ja. Ihnen sei der Film "A Line Across The Sky" ans Herz gelegt. Der zeigt: Wer wirklich was kann, der hat den Equipment-Overkill nicht nötig. Alex Honold, einer der bekanntesten Free Solo und Speed Kletterer der Welt und der amerikanische Sport- und Big Wall Kletterer Tommy Caldwell wollen ihre erste, große alpine Route, die Fitz Traverse in Patagonien, begehen. Vor ihnen hat das noch keiner geschafft. Ob sie es hinkriegen, ist auch eher zweifelhaft. Denn die beiden Kletterer sind eher die kalifornische Wärme im Yosemite-Nationalpark gewohnt. Die Fitz Traverse besteht allerdings aus sieben Zinnen in eisiger Höhe. Darin haben sie kaum Erfahrung und auch am Equipment mangelt es: falsche Steigeisen, uralte Karabiner. Den Humor verlieren sie trotzdem nicht. Also, wenn's mal wieder nicht so läuft am Berg, lieber drüber lachen – und nicht die Schuld auf die alten Schuhe schieben.
2. Actionsportler haben's raus mit der Work-Life-Balance
All dieses Gerede von der absoluten Freiheit gehört ja irgendwie zum Marketingkonzept von Actionsportlern – eine Phrase aus der Abenteuertraumfabrik, die immer ein bisschen auswändig gelernt klingt. In "Masters of Slack" belehrt uns ausgerechnet Slackline Popstar Andy Lewis aka Sketchy Andy eines Besseren. Auch wenn er oft verrückte, viel zu riskante Dinge auf der Slackline treibt und am liebsten nackt unterwegs ist, hat er Slacklinen mainstreamfähig gemacht. 2012 tritt er in einem Kleidchen in der Super Bowl Halbzeitpause mit Madonna auf. Das wurde die meistgesehene Liveshow im amerikanischen TV – und Slacklinen war plötzlich DER Shit. Madonna wollte danach mit Andy auf Tour, aber der wollte für kein Geld der Welt Madonnas' "Seiltanzbitch" werden. Lieber macht er weiter verrücktes Zeug – Slacklinen zwischen zwei Heißluftballons zum Beispiel. Auf jeden Fall lässt Andy sich nicht in ein Tour-Konzept pressen: "I’m sorry Madonna. I don’t need 500 000 Dollars. I’m happy in Mohab in my little house, sleeping in the basement, waking up driving my shitty car. I’m happy as fuck. And that’s what’s important: Being happy."
3. Aus Liebeskummer geht man nicht Shoppen oder zum Friseur, sondern auf den K2
Zumindest wenn man Tamara Lunger heißt, aus Südtirol kommt und mit 24 Jahren die jüngste Frau auf dem Lhotse im Himalaya war. Bei der E.O.F.T. läuft "TAMARA"– ein Portrait über sie. Im Film sieht man, wie sie im Zelt auf dem K2, dem zweithöchsten und technisch wohl anspruchsvollsten Berg der Erde, um ihren Ex weint. Eigentlich hat sie sich sowieso nur wegen der Trennung von ihm auf zum K2 gemacht.
Manche würden jetzt sagen: klar, eine Frau auf dem K2, die flennt natürlich. Bullshit. Tamara zeigt alle Emotionen: ihr Lachen, ihr Leiden, ihr von der Sonnenallergie angeschwollenes Gesicht, ihren schlimmen Hautausschlag und ihre Aussicht beim Pinkeln am Morgen. Ok, das ist vielleicht nicht das, was man gemeinhin unter "ladylike" versteht, dafür aber uneitel, ehrlich und sehr sympathisch. So nahe kam man noch keinem männlichen Extrembergsteiger. Kurz vorm Gipfel überholt die Lady dann auch alle männlichen Kollegen, sogar die, die es im Gegensatz zu ihr nur mit Sauerstoffgerät schaffen.
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...zur European Outdoor Film Tour 2015/2016, alle Tourstopps und eine Übersicht über aller Filme und Dokumentationen gibt's hier.