Erziehung Interview mit einer Erziehungsbloggerin

Müll raustragen, Wäsche aufhängen, Rasenmähen: Dabei können Kinder locker helfen. Wie viel der Nachwuchs daheim helfen sollte und wann die Unterstützung gefährlich oder sogar verboten ist.

Stand: 27.08.2016

Bild: mauritius-images

Solange Kinder zuhause wohnen, müssen sie den Eltern im Haushalt helfen. Dafür gibt es sogar ein Gesetz. Der Paragraf 1619 des Bürgerlichen Gesetzbuchs hält die Regeln und Einschränkungen fest. Die Schule geht vor und Schnaps und Zigaretten dürfen Kinder auch dann nicht einkaufen gehen, wenn Eltern das für Hilfe im Haushalt halten. Reden wir aber von realistischen Wünschen der Eltern wie zum Beispiel Aufräumen, beim Kochen helfen oder Müll rausbringen, so ist wichtiger als das Gesetz die Frage, ob Kinder helfen wollen und ob die Eltern das überhaupt wünschen. Schließlich sind nicht alle Kinder gleich und nicht jeder Vater und jede Mutter hat den gleichen Erziehungsstil.

Messer, Gabel, Schere, Licht - für Kinder oder nicht?

Die Bloggerin und Mutter von drei Kindern Patricia Cammarata (sie bloggt auf dasnuf.de ) schrieb zu diesem Thema einen viel diskutierten Artikel mit der Überschrift "Messer, Gabel, Schere, Licht - sind für kleine Kinder". Ihre Sprösslinge lässt sie im Großen und Ganzen alles im Haushalt machen, was diese wollen. Was mitunter bedeutet, dass es deutlich länger dauert, bis die Wäsche aufgehängt oder Staub gesaugt ist - beziehungsweise bedeutet, dass sie nochmal von vorne anfangen muss. Warum tut sie sich das an? Ist das nicht zeitaufwendig und stressig? "Ja", bestätigt Patricia, "es kostet mich Nerven, aber mir ist Selbstständigkeit sehr wichtig und ich glaube, dass dieser Ansatz den Kindern Selbstbewusstsein schenkt."

Es helfen mehr Kinder im Haushalt als man denkt

Haben Kinder und Jugendliche überhaupt Lust auf Tätigkeiten im Haushalt? Tatsächlich ist es für viele selbstverständlich, ihren Eltern zu helfen. Dies ergab eine Umfrage der Zeitschrift "Eltern family“, für die rund 1.800 Kinder und Jugendliche im Alter zwischen 9 und 19 Jahren befragt wurden. Danach bringen 21 Prozent der Kinder regelmäßig den Müll raus, 20 Prozent putzen, 18 Prozent helfen beim Kochen oder Backen. 15 Prozent sind für Gartenarbeiten wie beispielsweise das Rasenmähen verantwortlich. Immerhin 14 Prozent der Kinder kümmern sich eigenverantwortlich um ihre Wäsche, waschen, bügeln und räumen diese wieder in ihre Schränke ein.

Das sind die Argumente der Gegner

Manche Eltern verzichten darauf, ihre Kinder zur Mitarbeit anzuhalten. Oft genannte Gründe sind: 1. kein Interesse, Pläne aufzustellen und bei Verstößen Strafen auszusprechen, 2. Zeitersparnis, wenn man etwas selbst erledigt, 3. Zeitnot der heutigen Kinder, die mit Schule und außerschulischen Aktivitäten zugeplant seien, 4. Angst davor, Kinder könnten sich in Küche oder Garten verletzen.

Thema Sicherheit

Ist es sinnvoll, Vorschulkindern Messer in die Hand zu drücken und sie Gemüse schnibbeln zu lassen? Es kommt natürlich auf das jeweilige Kind an und darauf, was Sie Ihrem Sohn oder Ihrer Tochter zutrauen. Patricia Cammarata hat großes Vertrauen: "Wenn die Kinder schneiden wollen, bekommen sie scharfe Messer. Das bedeutet auch, dass sie sich alle schon geschnitten haben. Aber wir haben Pflaster und es ist nicht sehr oft passiert und es passiert danach deutlich seltener."

Selber machen heißt lernen

Mag ein Schulkind beispielsweise das angebotene Abendessen nicht, warum sollte es nicht die Möglichkeit bekommen, sich selbst eine Alternative zuzubereiten? Wer selbst ein Brot schmiert, Salat wäscht und anmacht oder Bratkartoffeln kocht, schält, brät, weiß, wieviel Arbeit das macht und überlegt zukünftig, ob sich Mäkelei lohnt.