Müssen Kinder im Haushalt helfen? Heute fleißig, morgen erfolgreicher
Zimmer aufräumen, abspülen und Unkraut zupfen gehört zum Alltag dazu. Es kann Kindern sogar nützen, bei der Hausarbeit mitzuhelfen. Wer helfen muss, hat später diese positiven Eigenschaften.
Untersuchungen aus den USA zeigen, dass Kinder, die im Haushalt helfen, später im Leben davon profitieren. Sie sind im Job erfolgreicher, selbstbewusster und teamfähiger.
Die US-Wissenschaftlerin Julie Lythcott-Haims forscht seit vielen Jahren im Bereich der Erziehung. In ihrem Buch "How to raise an adult" thematisiert sie unter anderem die "Harvard Grant Study", eine Langzeitstudie der Harvard Medical School. 75 Jahre lang wurden rund 270 Harvard College- Absolventen und deren Lebensläufe untersucht. In der Studie zeichnet sich deutlich ab, dass Kinder, die im Haushalt helfen, später gemeinnützig agierende Mitglieder der Gesellschaft werden, weil sie gelernt haben, ungetane Aufgaben zu erkennen und diese auch für die Gemeinschaft zu erledigen.
"Wenn Kinder ihre Teller nicht abspülen, lernen sie, dass es wohl jemand anderes für sie macht. Damit entgeht ihnen nicht nur die Arbeit, sondern vor allem die Erfahrung, dass jeder seinen Teil zum Ganzen beizutragen hat, weil er ein Teil des Ganzen ist."
Julie Lythcott-Haims, Wissenschaftlerin
Auch Marty Rossmann hat am "College of Education and Human Development" an der Universität in Minnesota Ähnliches herausgefunden. Sie hat dazu 84 junge Erwachsene befragt. Diese schilderten, wann sie wie während ihrer Kindheit in den Haushalt eingebunden waren. Die Ergebnisse der Befragung wurden dem individuellen Erfolg, der Bildung, der Karriere, dem IQ und den persönlichen Beziehungen gegenübergestellt.
Das Ergebnis in allen Studien: Kinder wachsen an ihren Aufgaben und deshalb auch an Hausarbeit. Wenn Sie Ihre Kinder also in die täglichen Aufgaben, die es in einem Haushalt zu tun gibt, mit einbeziehen, dann haben diese das Gefühl, gebraucht zu werden. Sie fühlen sich ernstgenommen, wissen, dass sie dazu beitragen, dass die Familie funktioniert und lernen damit etwas für das ganze Leben.
Allerdings ist es eine große Herausforderung seinen eigenen Kindern zu vermitteln, dass Hausarbeit keine Strafe ist, sondern etwas, das selbstverständlich dazu gehört. Der erste Schritt dabei ist seine eigene Einstellung zum Waschen, Kochen, Einkaufen und Putzen in Frage zu stellen, denn nur was vorgelebt wird, können Kinder adaptieren. Innerhalb der Familie muss klar sein, dass die Hausarbeit eine Arbeit ist, die alle betrifft. Und wenn alle zusammen helfen, dann ist sie auch schnell erledigt.
Müssen Kinder im Haushalt helfen? Das sagt das Gesetz:
Die Mithilfe von Kindern im Haushalt ist sogar gesetzlich geregelt. Im Bürgerlichen Gesetzbuch §1619 steht:
"Das Kind ist, solange es dem elterlichen Hausstand angehört und von den Eltern erzogen oder unterhalten wird, verpflichtet, in einer seinen Kräften und seiner Lebensstellung entsprechenden Weise den Eltern in ihrem Hauswesen und Geschäft Dienste zu leisten."
Bürgerlichen Gesetzbuch §1619
In diesem Paragraphen steckt natürlich viel Interpretationsspielraum und natürlich würden Eltern ihre Kinder nicht offiziell anzeigen, weil sie den Abwasch nicht erledigen. Allerdings zeigt das Gesetz, wie wichtig die Mithilfe von Kindern im Familienalltag ist. Trotzdem sollten Kinder immer neben all ihren Pflichten ausreichend Gelegenheit haben, einfach Kind sein zu dürfen.
Haushaltsplan Kinder
Doch ab wann können die Kinder mit anpacken? Je früher, desto besser: Die Studiengruppe der Universität Minnesota empfiehlt Kinder ab zwei bis drei Jahren mit in den Haushalt einzubinden. Demnach übernehmen Kinder im Teenageralter Aufgaben selbstverständlicher, wenn sie früh damit angefangen haben. Kinder können am besten in der Küche helfen: Tisch decken und wieder abräumen, abtrocknen oder Spülmaschine einräumen. Auch im Garten können Kinder helfen: Beim Blumen gießen oder Unkraut zupfen. Kinder, die das Grundschulalter erreicht haben, sollten lernen, die Eigenverantwortung für ihr Kinderzimmer zu übernehmen. Dazu gehört nicht nur das Aufräumen, sondern auch mal zu saugen oder das eigene Bett zu machen.
Hier ist Vorsicht geboten!
Natürlich gibt es auch Bereiche, in denen Sicherheit vorgeht. Ein Kleinkind lässt man nicht mit kochendem Wasser oder heißem Öl hantieren und man drückt ihm auch kein heißes Bügeleisen in die Hand. Verbrühungen und Verbrennungen sind zu folgenschwer, um hier ein Risiko einzugehen und Vorschulkinder können Risiken noch nicht richtig abschätzen. Mit zunehmendem Alter ändert sich das, und Eltern können ihnen anspruchsvollere Aufgaben geben.
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