Kinderkrankheiten bei Erwachsenen Keuchhusten kommt zurück
Die Infektionen mit Keuchhusten steigen stärker an als sonst. Es erwischt immer öfter auch Ältere. Wer sich impfen lassen sollte und wie gefährlich der Husten für Säuglinge ist.
Die Infektionen mit Keuchhusten steigen stärker an als sonst. Es erwischt immer öfter auch Ältere. Wer sich impfen lassen sollte und wie gefährlich der Husten für Säuglinge ist.
Bereits 325 Menschen sind in diesem Jahr in Bayern an Keuchhusten erkrankt. 2016 verzeichnete das Gesundheitsministerium 3017 Fälle, 2015 waren es bis zum Jahresende "nur" 2110. Keuchhusten muss gemeldet werden - die Dunkelziffer liegt aber meist höher. Und es ist längst keine Kinderkrankheit mehr - auch Jugendliche und Erwachsene infizieren sich immer öfter damit.
Da es aber eine Meldepflicht erst seit drei Jahren gibt, hat das Ministerium noch keine langjährigen Erfahrungen damit, wie stark die Zahlen von Jahr zu Jahr schwanken. Bei der Grippe zum Beispiel gibt es regelrechte Wellenbewegungen.
Prof. Johannes Hübner von der Haunerschen Kinderklinik in München vermutet im Bayern 1-Interview, dass die Zahlen höher sind, weil der Nachweis des verantwortlichen Bakteriums besser geworden ist.
Um aber die Wellen des hochansteckenden Keuchhusten nicht unnötig hochschlagen zu lassen, wies Gesundheitsministerin Huml darauf hin:
"Nur eine Impfung bietet wirksamen Schutz – für sich und für andere Menschen. Gerade für Säuglinge ist es wichtig, dass sie nicht durch ihr Umfeld angesteckt werden. Denn sie sind am meisten von schweren Krankheitsverläufen betroffen. Es ist deshalb wichtig, regelmäßig den eigenen Impfstatus zu überprüfen."
(Bayer. Gesundheitsministerin Huml)
Das gilt auch für Erwachsene, denn ein Impfschutz hält maximal 12 Jahre. Prof. Hübner empfiehlt seinen Patienten sogar die Impfung etwa alle fünf Jahre aufzufrischen; etwa bei einer fälligen Tetanus-Prophylaxe.
Zudem sollten nach Empfehlung des Gesundheitsministeriums Eltern, Geschwister und Betreuer von Säuglingen auf die "Kokon-Strategie" setzen und sich spätestens vier Wochen vor Geburt impfen lassen. Je jünger die Patienten, desto schwerer verläuft der Husten. Säuglinge, die noch nicht geimpft sind (ein bis zwei Monate alt) bekommen oft keinen Husten, sondern haben Atemaussetzer. Das kann sogar tödlich sein - eine Ursache für den sogenannten plötzlichen Kindstod.
Anstecken kann man sich mit dem Bakterium, das den schweren Husten auslöst, durch Tröpfcheninfektion - also beispielsweise durch Anhusten. Nach bis zu zwei Wochen Inkubation - besonders ansteckend ist man bevor der Husten ausbricht - geht es los mit Grippesymptomen.
Dann folgt bei Kindern der typische anfallartige Husten, der bis zum Erbrechen führen kann. Jugendliche und Erwachsene leiden nicht so sehr am Husten - deshalb werde, so Prof. Hübner, Keuchhusten anfangs schon mal mit einem "normalen" Husten verwechselt.
In jedem Fall muss der Arzt einen Fall von Keuchhusten (lateinisch: Pertussis) melden. Zur Arbeit sollte keiner gehen, um die Ausbreitung zu verhindern. In Gemeinschaftseinrichtungen wie Schulen oder Kindergärten dürfen Kinder und Erwachsene dann sogar vorübergehend gar nicht gehen.
Auch der Arzt sollte vorher wissen, dass jemand mit Verdacht auf Keuchhusten kommt. So können andere in der Praxis vor einer Ansteckung geschützt werden.
Mit einer Antibiotika-Therapie gibt es frühestens nach fünf Tagen grünes Licht für Schule oder Job, oder 3 Wochen nach Beginn des Hustens. Nur wenn Antibiotika früh eingenommen werden, können sie die Hustenbeschwerden verhindern oder abschwächen.
Hat man einmal die typischen Hustenattacken, nimmt die Krankheit so oder so ihren Verlauf von bis zu zwölf Wochen.