Neuer Judo-Bundestrainer Trautmann will nicht zimperlich sein
Richard Trautmann, Bronzemedaillengewinner bei den Olympsichen Spielen 1992 in Barcelona und vier Jahre später in Atlanta, ist der neue Judo-Bundestrainer der Männer. Der Münchner setzt voraus, dass die Athleten hart im nehmen sind.
Stand: 01.12.2016
So ein Judotraining ist eine harte Sache. Für den neuen Nationaltrainer kann es aber nicht hart genug sein. In den nächsten dreieinhalb Jahren soll er den perfekten Judoka ausbilden: "Einer, der selbstbewusst ist, der Lust am Kämpfen hat. Kämpfen ist hart, das tut auch mal weh. Und einer, der wie ein Zehnkämpfer keine ausgeprägten Schwächen hat. Der muss eben professionell mit sich umgehen."
Trautmann - Glatze, Brille und nur 1,70 Meter groß, aber verbal ein Schwergewicht - hat jetzt schon Tokio 2020 im Blick. "Es geht um die WM vor Olympia und um Olympia selber - alles andere spielt eigentlich keine Rolle.“ Damit es nicht noch einmal so kommt, wie bei den Spielen in Rio: Keine Medaille und viele vorzeitige Niederlagen für die deutschen Judo-Männer. Und das trotz aussichtsreicher Kandidaten wie Karl-Richard Frey oder Sebastian Seidl. Trautmann gibt daran auch seinem Vorgänger Detlef Ultsch die Schuld. "Die Vorbereitung auf die Spiele war suboptimal, die war nicht gut. Nicht alle, aber einige haben den Anschluss zur Weltspitze verpasst.“
Mehr Fokus auf technisch-taktischen Bereich
Und deshalb hat Trautmann viele, ja einschlagende, Veränderungen geplant: Dazu gehören auch neue Trainingsmethoden: "Ich will viel mehr im Ausland trainieren, ich will grundsätzlich mehr Judo machen als mein Vorgänger, damals wurde sehr viel auf Physis gesetzt, ich bin der Meinung wir müssen uns judomäßig im technisch-taktisch Bereich verbessern."
Zudem setzt der 47-Jährige auf mehr Mitspracherecht für die Athleten: "Mir ist wichtig, dass wir eine sehr offene Diskussionskultur pflegen. Die Athleten müssen sich trauen ihren Mund aufzumachen, das war in der Vergangenheit nicht immer so.“ Zudem forderte er eine höhere Eigenverantwortung ein: "Wenn der da draußen auf der Judomatte seinen Mann stehen soll, dann darf man ihn nicht das ganze Jahr zum Befehlsempfänger degradieren, sondern er muss seine eigene Karriere verfolgen. Ich gebe die Rahmenbedingungen vor und bin der Berater, aber der muss davon überzeugt sein, was er macht."
Eine olympische Medaille kann dein Leben verändern
Der Münchner zehrt dabei auch von seinen Erfahrungen als Aktiver. Beim TSV Großhadern, am bayerischen Judo-Landesstützpunkt, ist er groß geworden. 1992 und 1996 gewann der Leichtgewichtler jeweils Bronze bei den Olympischen Spielen. "Eine olympische Medaille kann eben tatsächlich dein Leben verändern, wie nur wenige Dinge in unserer Sportart."
Er selbst ist dafür ja das beste Beispiel: vom Vereins-, zum Jugend-, zum Nationaltrainer. Trautmann hat einen Plan, er hat Visionen, aber er macht sich keine Illusionen. Direkt, klar, schonungslos - auch gegenüber sich selbst: "Wenn es in Tokio 2020 nicht läuft, weil wir unsere Hausaufgaben nicht gemacht haben, dann hat es der Bundestrainer nicht hingekriegt."