Financial Fairplay Ist der Fußball gerechter geworden?
Manchester City hat gegen die Regeln des Financial Fairplay verstoßen. Die Strafe der UEFA: Ausschluss aus der Champions-League für zwei Jahre. Dagegen haben die Briten vor dem Sportgerichtshof CAS geklagt. Gelten die Regeln vielleicht nicht für alle?
Vor rund zehn Jahren hat die UEFA das Financial Fair Play eingeführt. Die Grundregel dabei lautet: Ein Verein darf nicht mehr Geld ausgeben, als er einnimmt. Die Idee war, die Überschuldung der europäischen Klubs zu beseitigen. Das funktionierte auch. Doch hat das Financial Fairplay den Fußball auch gerechter gemacht? Im Gegenteil, sagt Prof. Christoph Kaserer von der TU München. Der Finanzexperte hat die Folgen der Regel-Einführung wissenschaftlich untersucht und kommt zu dem Schluss, dass das Financial Faiplay die Übermacht der großen Vereine in Europa zementiert hat.
Financial Fairplay bringt keine Chancengleichheit
"Tatsächlich ist es so, dass der Name irreführend ist", sagt Kaserer. Financial Fairplay habe nicht zu mehr Fairness im Sinne von mehr Chancengleichheit geführt. Die Regelung habe die Macht der wenigen Spitzenvereine vergrößert, der Wettbewerb insgesamt habe abgenommen. Das Grundprinzip des Financial Fairplay ist aus seiner Sicht daran schuld.
Regelung wäre in der Wirtschaft undenkbar
Überträgt man die Regeln auf die Wirtschaft, wird klar, wie kurios sie sind. Neue Unternehmen wie Facebook, Microsoft oder Apple hätten niemals entstehen können. "Bei jedem Unternehmen, das neu entsteht, ist es eben am Anfang so, dass das Unternehmen erstmal Kapital braucht, um sich zu entwickeln", so Kaserer. Für den Wirtschaftswissenschaftler ist das Financial Fair Play im Fußball "eine Regel, die im Sinne der großen europäischen Vereine getroffen worden ist."
UEFA-Sanktionen treffen die kleinen Klubs
Mehr als 40 Klubs wurden bisher wegen Verstößen gegen die Financial Fairplay Regeln sanktioniert. Doch getroffen hat es vor allem kleinere, unbekannte Vereine aus dem Ostblock und der Türkei. Diese Häufung bestätigt auch Christian Müller, der als Vertreter der Deutschen Fußball-Liga (DFL) an der Einführung der Financial-Fairplay-Regel beteiligt war.
"Die großen Vereine kommen vergleichsweise gut weg. Und das ist ja ein Phänomen, das wir nicht nur im Fußball kennen. Too big too fail – kennen wir vielleicht aus der Automobil-Industrie, aus der Bankenwelt."
Christian Müller, ehemaliger DFL-Geschäftsführer für Lizenzierung und Finanzen
Harte Strafe für Manchester erst durch Football-Leaks
Die UEFA betont auf Anfrage der ARD Radio Recherche Sport die Unabhängigkeit ihrer Finanz-Kontrolleure. Alle Vereine würden gleich behandelt. Allerdings wurde Manchester City von der UEFA erst dann mit dem Ausschluss aus der Champions League bestraft, als über die sogenannten Football-Leaks-Recherchen so klare Belege für den Verstoß an die Öffentlichkeit gekommen waren, dass es keinen Spielraum mehr gab.
Ehemaliger UEFA-Chefermittler hofft auf Bestätigung der Strafe
Auch der ehemalige Chef-Ermittler der UEFA, Brian Quinn, hofft, dass die Sperre gegen Man City vom Internationalen Sportgerichtshofs CAS bestätigt wird: "Wenn der CAS die Entscheidung der UEFA kippt, wären das wirklich schlechte Nachrichten für den Fußball. Meiner Meinung nach gäbe es dann gute Gründe zu glauben, dass die Reichen im Fußball sich so viel Macht herausnehmen nehmen können, und dass die kleinen Clubs im Nachteil sind." Schon seit den ersten Financial Fairplay Ermittlungen 2014 gibt es Streit zwischen Manchester City und dem europäischen Fußball-Verband. Brian Quinn forderte damals härtere Strafen. Weil hinter seinem Rücken mildere Sanktionen ausgehandelt wurden, gab der Schotte seinen Vorsitz ab.
Gehaltsobergrenze für mehr Chancengleichheit?
Mit den geltenden Financial-Fairplay-Regeln wird man aus Sicht von Prof. Christoph Kaserer keine Chancengleichheit erreichen. Der einzige Weg, den Fußball gerechter zu machen, sind aus seiner Sicht Gehaltsobergrenzen. Egal bei welchem Verein dürfte jeder Fußballer dann maximal eine Summe X im Jahr verdienen. Dann hätten die großen Platzhirsche beim Buhlen um die besten Spieler nicht mehr den Vorteil, dass sie ihnen viel mehr Geld zahlen können, als die kleineren Klubs.