Die Weltackerinitiative Landshut baut in diesem Jahr ukrainischen und russischen Weizen an. Damit will sie ein Friedenszeichen setzen und Menschen aus der Ukraine und Russland zusammenbringen. Am Dienstagnachmittag wurde der der Weizen ausgesät.
Friedensbrot im Herbst
Über die Deutsche Saatveredelung AG in Leutewitz in Sachsen ist der ukrainische Sommerweizen nach Landshut gelangt. Er soll neben dem russischen Weizen auf dem Weltacker in Landshut gedeihen. Nach der Ernte wird im Herbst aus dem ukrainischen und russischen Weizen ein Friedensbrot gebacken. Und dann sollen sich in Landshut lebende russische und ukrainische Staatsbürger an einen Tisch setzen, das Brot gemeinsam verzehren und so ein Friedenszeichen setzen.
Pro Mensch: Ein Acker kleiner als ein halbes Fußballfeld
Der Weltacker im Landshuter Stadtteil Schönbrunn zeigt auf, wie viel Ackerland einem einzigen Menschen auf dem Globus jeweils zur Verfügung steht. Es sind genau 2.000 Quadratmeter Ackerland - eine Fläche kleiner als ein halbes Fußballfeld.
Rund zehn Aktive gründeten 2020 den Weltackerverein Landshut - darunter kein einziger hauptberuflicher Landwirt. Sie bauen auf ihrem 2.000 Quadratmeter großen Weltacker an den Isarauen in Schönbrunn seit 2021 hauptsächlich per Hand die rund 40 wichtigsten Kulturen maßstabsgetreu an. Von Getreide über Mais und Soja bis hin zu Gemüse, Öl- und Tabakpflanzen. Alles eben, was ein Mensch zum Leben braucht: Lebensmittel, Futter für das Vieh, das nicht auf die Weide geht (beispielsweise Schweine und Hühner), Baumwolle für Kleidung, Energieträger (Bio-Diesel und Biogas) sowie Tabak.
Deutsche leben über ihre Verhältnisse
Der Weltacker ist als Ort zum Lernen gedacht und will Zahlen anschaulich machen. Er ist begehbar, komplexe Themen der Welternährung, landwirtschaftlicher Anbau, Konsum, Klimaerwärmung, Arten- und Biotopschutz werden mittels Schautafeln begreifbar gemacht.
Der Weltacker in Landshut zeigt aber auch: Wir Deutsche leben in Sachen Ernährung und Kleidung über unsere Verhältnisse. Der Durchschnittsdeutsche nämlich braucht nach Berechnungen tatsächlich 2.700 Quadratmeter Ackerfläche. Das heißt 700 Quadratmeter werden sozusagen importiert und fehlen den Menschen woanders, erklärt Klaus Karg im Interview mit dem Bayerischen Rundfunk.
Ziel müsse es ein, so die Initiatoren, dass auch Deutschland mit 2.000 Quadratmeter Ackerfläche pro Mensch auskommt. Das führe zu mehr Gerechtigkeit in der Welternährung. Und wenn alle Menschen überall auf der Welt genügend zum Essen hätten, sagt Karg, gebe es auch schon einen ganz entscheidenden Grund weniger für Krieg und Flucht.
Einsatz für eine friedlichere Welt
Die Weltackerbewegung begreift sich auch als Friedensbewegung. Und deshalb soll in diesem Jahr erstmals ein russisch-ukrainisches Friedensbrot gebacken werden. Unterstützt wird das Projekt in Landshut vom Agrarbildungszentrum Landshut-Schönbrunn mit der ersten ökologischen Landbauschule Deutschlands, das die 2.000 Quadratmeter Weltackerfläche zur Verfügung stellt, sowie vom Bezirk Niederbayern.
Die internationale Weltackerinitiative will auf die Probleme der Welternährung hinweisen und setzt sich für eine gerechtere und friedliche Welt ein. In Bayern gibt es neben dem Weltacker in Landshut noch einen in Nürnberg. Und in München ist ein weiterer Weltacker geplant. Der Weltacker in Landshut war der erste in Bayern und die 15. Weltackerfläche weltweit.
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