Nach der Sprengung eines Geldautomaten in Konradsreuth im Landkreis Hof ist gegen vier mutmaßliche Täter Haftbefehl ergangen – unter anderem wegen schweren Bandendiebstahls, Zerstörung von Bauwerken und versuchten Mordes. Das teilten die Staatsanwaltschaft Bamberg und das Bayerische Landeskriminalamt (LKA) am Montag mit. Versuchten Mord wirft den Männern die Staatsanwaltschaft deshalb vor, weil eine Familie, die direkt neben der betroffenen Bankfiliale wohnte, evakuiert werden musste. Die vier Beschuldigten im Alter zwischen 22 und 26 Jahren wurden in Justizvollzugsanstalten gebracht.
Hase läuft vor Fluchtauto und stoppt die Täter
Die Männer sollen in der Nacht auf Sonntag in einer Bankfiliale in Konradsreuth den Geldautomaten in die Luft gejagt haben. Ein Anwohner hörte einen lauten Knall und alarmierte die Polizei. Die Tatverdächtigen flüchteten in einem Auto, kamen aber nicht weit. An der A9 auf Höhe von Bad Lobenstein wurde ihre Flucht wohl von einem Hasen durchkreuzt, der den Männern nach Angaben von LKA-Sprecher Alexander Groß vor das Auto gelaufen ist. Der Wildunfall sei für die Fahnder an diesem Tag vermutlich ein großes Glück gewesen. "In dem Fall hat das Wild uns tatsächlich in die Karten gespielt, daraufhin wussten wir, dass sich die Fahndung auf dieses Gebiet beschränkt", sagte Franziska Schramm vom Polizeipräsidium Oberfranken.
Fahndung mit Hubschrauber und Spürhunden
Festgenommen wurden die mutmaßlichen Geldautomatensprenger schließlich in Thüringen. Sie seien in der Nähe der Stadt Gefell im Saale-Orla-Kreis zu Fuß unterwegs gewesen. Dort hätten sie das Fluchtfahrzeug zurückgelassen. In dem Wagen stellte das LKA einen Sprengsatz sicher, den die Kriminaltechniker nun unter die Lupe nehmen müssen.
Die Fahndung nach den Tätern lief länderübergreifend mit zahlreichen Einsatzkräften. Auch ein Hubschrauber und Spürhunde waren im Einsatz.
LKA: Alle zehn Tage Geldautomatensprengung in Bayern
Mit dem Fall in Konradsreuth ist die Zahl der Geldautomaten-Sprengungen im laufenden Jahr auf neun gestiegen. Erst am Freitag hatte das Landeskriminalamt (LKA) mitgeteilt, dass unbekannte Täter zwei Automaten in zwei benachbarten Bankfilialen in Elsendorf (Landkreis Kelheim) gesprengt haben. Damit explodierte im Schnitt bisher mindestens alle zehn Tage in Bayern ein Bankautomat – unter anderem in Unterfranken, Oberbayern, der Oberpfalz und jetzt auch in Oberfranken. Im gleichen Zeitraum des vergangenen Jahres, also von Jahresbeginn bis 8. März 2023, hatten die Ermittler zwei Sprengungen registriert.
Ermittlungen laufen auf Hochtouren
Wie viel Beute die Täter seit Jahresbeginn in Bayern machten, wollte ein LKA-Sprecher auf Nachfrage nicht sagen. Die Suche nach Verdächtigen laufe "auf Hochtouren". Weitere Details könne er dazu nicht nennen.
Die Zahl der Geldautomaten-Sprengungen in Bayern war im vergangenen Jahr deutlich gesunken, nachdem gleich mehrere mutmaßliche Täter verhaftet worden waren. 2022 hat es 37 gemeldete Fälle gegeben, im vergangenen Jahr waren es 21. Darunter waren auch zwei erfolglose Versuche. Schon zum Jahreswechsel vermuteten die Ermittler, dass dieser Trend wohl nicht anhalten wird. "Wir brauchen nicht blauäugig sein", sagte ein LKA-Sprecher damals. "Die Täter werden ersetzt."
Banken rüsten auf
Viele Banken in Bayern rüsten wegen der Serie an Automatensprengungen technisch auf. So werden zum Beispiel viele Geräte mit einer Technik ausgestattet, die Geldscheine einfärbt und damit unbrauchbar macht. Ebenso sichern viele Banken die Vorräume, in denen Automaten stehen, mit neuer Überwachungstechnik.
Mit Informationen von dpa
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