PULS Lesereihe 2017 Gut reingeschlittert in Regensburg
Wenn es draußen so glatt ist, dass die Regensburger Uni Vorlesungen ausfallen lässt und Leute auf Schlittschuhen die Bürgersteige langschlittern - dann ist das das perfekte Auftaktwetter für die Lesereihe 2017 mit Fatoni!
Tagsüber war es wirklich sauglatt, aber die Regensburger Literaturliebhaber hat das nicht abgehalten: die sind alle pünktlich zur Lesereihe angeschlittert, sodass PULS Moderator Laury Reichart um Punkt 20 Uhr eine bis auf den letzten Platz gefüllte Alte Mälzerei begrüßen durfte.
Jennifer Schulte: die Routinierte
Den Anfang macht Lokalmatadorin Jennifer Schulte, für die die Lesereihe ihr bis dato wohl ambitioniertestes Prokrastinationsprojekt ist. Eigentlich sollte sie nämlich gerade an ihrer Bachelorarbeit schreiben, aber man wird sich davon ja wohl noch eine kleine Auszeit gönnen dürfen. Obwohl ihr Text "Man wird ja wohl noch Menschen nicht mögen dürfen" heißt, können wir Entwarnung geben: dass sie Menschen schon durchaus mag, erklärt sie schon im vorangegangenen Interview. Sicherheitshalber hat sie sich außerdem vor der Lesung noch mit einem "Verlegenheitsbier" ausgestattet. Das hätte es aber eigentlich gar nicht gebraucht, so routiniert trägt sie ihren Text vor.
Raphael Kraut: der Mutige
Anschließend traut sich Raphael Kraut auf die Bühne. Von der grauen Stadt Bielefeld hat es ihn zum Studium unter den grauen Himmel Regensburgs verschlagen, wo er im mittlerweile vierten Studiengang Germanistik studiert. Wahrscheinlich keine schlechte Wahl, denn sein Text "Heimaturlaub" kommt beim Publikum wahnsinnig gut an. Und das obwohl - oder vielleicht gerade weil - Raphael darin mit Konventionen bricht, sowohl in Sachen Stil als auch Inhalt. Sehr mutig, aber: gewagt, gewonnen.
Simone Bauer: die Fleißige
Simone Bauer, die dritte Autorin des Abends, ist der lebende Beweis für den Spruch "Was lange währt wird endlich gut": seitdem es die Lesereihe gibt, hat sie jedes Jahr einen Text eingeschickt - dieses Jahr hat es endlich geklappt. Und was man halt so macht in der Zwischenzeit: Simone hat bis dahin mal eben fünf Romane veröffentlicht. Ihr Text "Das Leben alter Damen" folgt der rüstigen Rentnerin Ella bei einem Spaziergang mit Generationen-Clash.
Fatoni: der Anarchist
Und zwischenrein immer wieder Fatoni, der an diesem Abend wohl so unplugged spielt, wie es für einen Rapper nur geht. Einzig sein (passwortgeschützter!) Laptop unterstützt ihn mit Instrumentalversionen seiner Songs auf iTunes.
Aber die Tourmusiker der Lesereihe beglücken uns tradtionellerweise ja nicht nur mit Musik, sondern auch mit einem selbstgeschriebenen Text. Und deshalb wird nach der Pause Wirklichkeit, was sich vorher schon in Moderationen angekündigt hatte: mit Fatoni zieht zum ersten Mal endgültig die Anarchie bei der Lesereihe ein - und zwar im besten Sinne. Sein Text ist auf der Zugfahrt zur Lesereihe entstanden, hat deshalb bisher noch keinen Namen und ist trotzdem so lustig, dass das Publikum sich in kürzesten Abständen wegschmeißt vor Lachen.
Nach ein paar Songs gibt Laury dann noch den Gewinner der Lesereihe 2017 in Regensburg bekannt: Raphael Kraut hat das Zuschauervoting für sich entschieden und darf seinen Text am 16. Februar beim Finale in München lesen. Herzlichen Glückwunsch und bis dann!