Interview zum Deutschrap-Panini-Album Wie eine Münchnerin das Deutschrap-Panini-Album erfunden hat
Panini ist vor allem für Fußball-Stickerhefte bekannt. Dank der Münchnerin Larissa Fischer wird es jetzt auch ein Deutschrap-Sammelalbum geben. Wir haben uns mit ihr über das ambitionierte Projekt unterhalten.
Von: Stefan Sommer
Stand: 11.07.2019
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PULS: Larissa, wie bist du auf die Idee gekommen, ein Panini-Album mit deutschen Rappern zu machen?
Vor ungefähr eineinhalb Jahren bin ich abends nach Hause gekommen in meine WG und wir haben uns plötzlich super-intensiv darüber unterhalten, dass es Kids heute total schwer haben, an der deutschen HipHop-Kultur teilzunehmen. Man muss sich entweder mit Mama oder Papa teure Karten für Konzerte kaufen – oder sich irgendwie Deluxe-Boxen leisten können. Dazu braucht man erstmal Geld. Ich habe überlegt, was man da machen könnte – und irgendwann fielen mir Stickeralben ein. So kann man die Rapper tauschen, sich über sie austauschen und kommt in Verbindung mit diesem Kosmos. Ein paar Wochen später hab ich allen Mut zusammengenommen und Panini einfach angerufen, ob sie Bock hätten, das mit mir zu machen.
Wie haben die reagiert?
Die waren erstmal schon sehr zurückhaltend und haben gemeint: "Hmm, Deutschrap... wissen wir nicht so recht." Wir haben dann einiges an Überzeugungsarbeit geleistet und am Ende haben sie sich drauf eingelassen. Das war für die schon ein richtig mutiger Schritt, wenn man daran denkt, wie Deutschrap oft in der Presse ankommt.
Aber wie ging es dann weiter?
Ja, das war erstmal ein Schock. Die wollten dann direkt alle Lizenzen und Fotos und das Design bis zu einem bestimmten Datum haben. Und es gibt da ja auch eine Mindestauflage, die machen das ja nicht mal einfach so für jeden zum Spaß. Das muss man schon ernst meinen. Das hat mich erstmal erschlagen. Damit hatte ich natürlich nicht gerechnet. Ich hab dann erstmal aufgelegt und gesagt, dass ich mich wieder melden würde. Ein dreiviertel Jahr lang habe ich mir dann nochmal zum Planen genommen und versucht, alle Rapper zu finden, die es in Deutschland überhaupt gibt. Und das sind viele! Über Wochen habe ich alle Rapper aufgeschrieben und die Szene durchforstet. Dann habe ich mir Fotografen hier aus München gesucht, zwei Studenten, meinen WG-Kumpel Yannis dazugeholt und mir das Design überlegt. Erst dann, fast ein Jahr später, habe ich wieder bei Panini angerufen und gesagt: "So Leute, jetzt würden wir das gerne machen!"
Wie wird das Heft denn aussehen? Gibt es Glitzersticker?
Es gibt da eine Menge Parallelen von Rap und Fußball. Wie es beim Fußball-Sammelheft Mannschaftsfotos als Sticker gibt, gibt es auch bei uns Gang- oder Labelsticker, von der KMN-Gang zum Beispiel, oder Alles oder Nix. Und ja, es wird Glitzersticker geben! Wer das sein wird, verraten wir aber noch nicht!
Haben sich denn bei euch Rapper gemeldet, wie ist das Feedback?
Bei den Fotoshootings haben wir alle kennengelernt. Da haben wir viel positives Feedback bekommen. Die meisten freuen sich einfach riesig, selbst ein Panini-Sticker zu werden. Viele kennen die Fußballsticker und finden es ziemlich cool, da jetzt auch selbst drin vorzukommen. Hat uns sehr gefreut! Manche haben sofort ihre Mutter angerufen oder ihre Kollegen ins Studio geholt, dass die auch direkt mitmachen. Das hat sich schon schnell verbreitet.
Ihr habt über 200 Rapper in dem Heft. Gab es auch Absagen?
Klar, die gab es auch. Man sieht auch im Heft, wer nicht dabei ist. Capital Bra oder die 187 Strassenbande zum Beispiel. Das hat dann ganz unterschiedliche Gründe, manche wollten erstmal schauen, was mit dem Heft passiert, andere haben gesagt, das passt nicht zu ihnen. Bei einigen war auch nicht klar, wer da was unterschreibt – weil wir ja von jedem einen Vertrag gebraucht haben und eine Lizenz für das Foto. Das ist auch nicht immer so einfach. Aber wir sind jetzt beim ersten Heft, mal schauen, wie das dann beim zweiten aussieht – wenn es das gibt.
Wird es also eine Fortsetzung geben?
Schauen wir mal! Wir sind gerade super busy mit dem ersten Heft und warten das erstmal ab. Wir wollen dann auch noch ein bisschen was lernen von den Kids: Was haben die für Fragen, was kommt gut an, was nicht? Wie kann man vielleicht noch besser einbinden, dass Musik gefunden wird. Weil wir wollen natürlich nicht, dass das eine reine Selbstdarstellung wird, sondern dass die Kids sehen, was es da draußen alles gibt. So dass sie vielleicht auch mehr weibliche Rapper oder politischen Rap kennenlernen. Das würde uns sehr freuen. Wenn es nächstes Jahr wieder so viele neue Künstler gibt, vielleicht setzen wir uns dann an ein zweites Album.
Sendung: PULS am 11.07.2019 - ab 15.00 Uhr