F*** die Kundenhotline! Wenn Deutschrapper zu Spießern werden

"Eurowings, die hinterhältigste Fluggesellschaft Deutschlands", "So etwas hab ich in Sachen Dienstleister noch nie erlebt", "Richtige Abzocke!" – das sind keine Zitate aus random ausgewählten Google-Rezensionen, sondern Facebook-Posts von Deutschrappern, die sich über diverse Service-Anbieter auskotzen.

Farid Bang wollte beispielsweise von Köln nach Ibiza fliegen, wurde aber von den Mitarbeiter*innen der Airline Eurowings nicht mehr in den Flieger gelassen – angeblich weil er zwei Minuten zu spät und der Flieger überbucht war. Farid musste in Deutschland bleiben und dazu noch warten, bis sein bereits eingecheckter Koffer aus dem Flugzeug geholt wurde.

Dieser Rant erinnert stark an einen anderen Klassiker – Bushidos "Beef" mit der Telekom.

Damals wollte Bushido einen Internet-Anschluss für sein Anwesen haben und machte seiner Wut über den aus seiner Sicht unterirdischen Service nicht etwa in einem Diss-Track, sondern über Twitter und Facebook Luft. Kollege und Deutschraps Lieblingsspießer Haftbefehl beschwerte sich erst letztes Jahr über eine Reisefirma, die ihn angeblich "abzocken" wollte.

Über diese Wutanfälle haben viele von uns geschmunzelt – aus einem einfachen Grund: Es ist absurd zu sehen, wie sich millionenschwere Rapper über Alltags-Kleinscheiß genauso aufregen können, wie unsere Väter (seien wir ehrlich, es sind allermeistens die Väter). Diese Service-Pannen sind ein paar der wenigen Momente, in denen sich unsere Realität – schlechte Internetverbindung, überbuchte Flüge, inkompetente Reiseagenturen – mit der von Farid Bang und Konsorten – fette Karren, Highlife und so weiter - überschneidet.

Auch Deutschrapper sind Almans

Farid Bang (marokkanisch), Bushido (tunesisch) und Haftbefehl (kurdisch) haben Migrationshintergrund – etwas, das ihnen immer wieder von Kritikern vorgehalten wurde, die Deutschrapper als Gefahr für "brave" deutsche Jugendliche sahen. Sich über vermeintlich schlechten Service lautstark zu empören ist dagegen quasi eine traditionell deutsche Tugend, über die sich auch die Macher*innen vom Alman-Meme-Account schon beömmelt haben.

Diese Alman-Werdung von Rappern, die eigentlich für ihren harten Sound und ihr Gangsta-Image bekannt sind, hat wahrscheinlich vor allem mit zwei Dingen zu tun: Geld und Alter. Je reicher Menschen werden, desto schrulliger werden sie – gleiches gilt fürs Älterwerden. Wo man früher noch in Hostel-Dorms gepennt hat, will man ab einem gewissen Alter gefälligst ein schön frisch gemachtes Doppelbett und Zimmer mit Blick aufs Meer. Und wenn's das nicht gibt, setzt es eine gesalzene Google-Rezension. Oder  - wenn man wie Farid Bang mehr als 1.5m Facebook-Follower hat - einen gesalzenern Diss-Post.

Sendung: PULS am 23.07.2019 - ab 15.00 Uhr