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Vorgestellt // Chvrches Hype mit Haltung

Ein einziger Song ging online, schon waren Chvrches Stars. Die Elektro-Popper aus Glasgow haben ihre Helden von Depeche Mode supportet und touren durch die ganze Welt. Die Kehrseite vom Hype-Dasein wartet aber nicht lang.

Von: Katja Engelhardt

Stand: 30.10.2013 | Archiv

Chvrches | Bild: The Windish Agency

In der Hype-Prognose "Sound of 2013" der britischen BBC taucht für viele zu zum ersten Mal der Name Chvrches auf. Die "Kirchen", mit V statt mit U – Google Treffer will man schließlich nicht mit Jesus teilen müssen – machen düsteren, 80er Jahre-infizierten Synthie-Pop. Der katapultiert die Band aus dem Netz direkt in Radio und Fernsehen. In einem Atemzug mit Disclosure oder AlunaGeorge und anderen elektronischen Hype-Acts aus UK wollen Chvrches aber nicht genannt werden, sagt Martin Doherty, zuständig für Synthies und Gesang:

"Wir waren nie Teil einer britischen Szene. Mehrere Bands mit demselben musikalischen Stil, zur selben Zeit und am selben Ort – dazu gehören wir nicht. Und ich sag dir mal was: Du wirst nie sehen, wie ich in der Downing Street stehe und mit dem Premierminister winke. Ganz sicher nicht!"

Martin Doherty

Fans auf Abwegen

Most certainly not! Die Chvrches kommen nämlich aus Glasgow, nicht aus hippen Londoner Kunstakademien. Und das Trio gibt sich bewusst bodenständig. Nachrichten auf Facebook werden selbst gelesen und persönlich beantwortet – zumindest bis vor Kurzem. In letzter Zeit hat die Band allerdings diverse, mehr als fragwürdige Nachrichten bekommen. Sängerin Lauren Mayberry wird stellenweise sogar mit Vergewaltigung gedroht. Die ehemalige Journalistin geht offensiv damit um und hat einige der krassesten Nachrichten veröffentlicht. Und  sie hat zu dem Thema einen vielbeachteten Artikel für den britischen Guardian geschrieben.

"Warum sollten wir uns etwas zu Herzen nehmen, das so daneben ist? Uns geht es um unsere Musik. Mit solchen Beleidigungen wollen wir nicht jeden Tag konfrontiert werden. Wir wollen nur unseren Job machen und online mit denen in Kontakt sein, die uns dahin gebracht haben, wo wir jetzt sind."

Lauren Mayberry

Dem Hype standhalten

Die Mitglieder von Chvrches sind alle nicht neu im Musikbusiness. Iain Cook war mit seiner Post Rock-Band Aereogramme schon Anfang der Nullerjahre erfolgreich. Trotzdem: Einen derartigen Hype – mit allen Vor- und Nachteilen – erleben alle zum ersten Mal. Wie jede Band, die ihren Hype online gestartet hat, müssen auch Chvrches gegen das "Noch so ein 'nächstes großes Ding?!'" ankämpfen.

"Man muss so viel live spielen wie möglich, damit die Leute dich sehen und checken, dass du keine langweilige Elektro-Band bist, die nichts zu sagen hat. Oder man sagt in Interviews etwas interessantes, statt immer denselben demokratischen Bullshit wie alle anderen, nur um nicht anzuecken. Wenn du es schaffst, etwas von deiner Persönlichkeit zu zeigen und eine tolle Platte gemacht hast, dann kannst du auch den Hype überleben."

Martin Doherty

Die gute Platte haben Chvrches mit "The Bones of What You Believe" schon abgeliefert. Ironischerweise hat aber gerade der Rummel um die frauenfeindlichen Nachrichten an Sängerin Lauren Mayberry die Band erst so richtig profiliert. Sie sind der Hype mit Haltung, der gegen Sexismus vorgeht und genau in dem Sozialen Network reagieren hat, das sie groß gemacht hat. Private Nachrichten an Chvrches gibt's nicht mehr. Dafür aber eine wertvolle Botschaft an übergriffige Fans und Hater: Euer Hass macht den Hype nur noch größer!


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