Plattenkritik Flume - Flume
In Australien ist Flume ein Star, die Kollegen Jamie XX und Four Tet sind längst Fans. Und die Kritiker? Auch! Dabei ist der Produzent erst 21 Jahre alt. Angefangen hat alles ganz banal: Mit Cornflakes.
Wenn du das nächste Mal einkaufen gehst, solltest du genau drauf schauen, was du in den Korb packst. Es könnte dein Leben verändern - so geschehen bei Australiens Shooting Star Harley Streten, alias Flume. Er war etwa zehn Jahre alt, ging mit seinem Vater in den Supermarkt und sah eine Cornflakes-Packung. Da drin war eine besondere Promotion: eine CD-Rom. Und genau die wollte er haben. Zu Hause angekommen, war er sofort fasziniert, wie er on3 im Interview erzählt hat:
"Das war so eine Art Musikprogramm. Es hat mich umgehauen, wie die einzelnen Schichten von Musik das Ganze ergeben. Die Drums sind auf einer Spur, die Synthies auf einer anderen und der Bass dann irgendwo tiefer. Das Konzept von verschiedenen Lagen und Musik ist total spannend."
- Harley Streten
Zehn Jahre später hat Flume schon zwei Goldene Schallplatten in der Tasche - in seinem Heimatland Australien ist er ein Star.
Verträumte Club-Hits
Produzentenwunderkind Flume erregt zwar vor allem im Club-Umfeld Aufsehen, sein Album ist aber durchaus auch Sonntag-Vormittag tauglich. Die Grundstimmung ist tatsächlich ruhig und tröstend. Die Message ist bei jedem Song positiv, die Geschichte eher die hier: Dir geht's wirklich mies – und jetzt kommt dein bester Freund und baut dich wieder auf. Und dieser beste Freund, das ist die Musik. Harley Streten selbst ist die Clubtauglichkeit gar nicht aufgefallen.
"Ich habe Flume immer als eine Art von Projekt betrachtet, das man während einer Busfahrt hört. Es war gar nicht als Clubmusik geplant. Aber ich sehe das sehr positiv. Ich finde es toll, dass die Leute dazu sowohl chillen als auch im Club tanzen."
- Harley Streten
Bei Flumes Musik bewegt sich alles: Es schmatzt, es glitscht, es groovt. Ist das Pop? Elektronica? Oder doch eine elegante Form von Dubstep? Auf jeden Fall überschreitet die Musik Grenzen. Flume ist aufgewachsen wie wir: Mit dem Internet. Ihn hat nicht mehr die Plattensammlung seiner Eltern geprägt - sondern Musik aus aller Welt und jeder Zeit. So gesehen liegt nichts näher, als Soul, HipHop und Trance in einem riesigen Topf zu verschmelzen. Sein Debütalbum "Flume" feiert das World Wide Web der Musik.
Alle Augen auf Sidney
Das Genre-Hopping fällt Flume umso leichter, weil er nie in einer bestimmten Szene unterwegs war. Für ihn gab es keine Clique in der alle gleich klingen - und deswegen hat er sich nie angepasst. Im Nachhinein versteht er das als Glücksfall.
"Für die Musik, die ich mache, gibt es in Australien keine richtige Szene – noch weniger, als ich angefangen habe. Und weil es keine Szene gab, habe ich auch nicht versucht, in eine bestimmte Crew zu passen. Ich habe einfach gemacht, was sich natürlich angefühlt hat. Musikalisch fühle ich mich vielleicht einem Hudson Mohawke oder anderen näher, aber zu Hause fühle ich mich letztendlich bei meiner australischen Crew."
- Harley Streten
Und diese Crew nimmt Flume gleich mit ins Rampenlicht. Sein Album macht nämlich Lust, auch gleich die Gastsänger und Co-Produzenten auszuchecken. Entsteht hier nun doch eine Szene? Australien landet jedenfalls endlich auf der Elektrolandkarte. Und wer weiß? Vielleicht kennt man bald neben Detroit Techno und Chicago House auch Down Under Bass?