Interview // Kaas "Jamaika-Reggae wird oft missverstanden"
Kaas von den Orsons war in Jamaika - und ist auf seiner neuen EP zum Reggae-Sänger mutiert. Im Interview erzählt er, wie es dazu kam, was er am Reggae besonders schätzt und ob wirklich alle kiffen auf der Insel.
PULS: Du warst zwei Wochen in Jamaika und hast die EP "Kaas und Jugglerz in Jamaica" aufgenommen. Wie bist du denn zum Reggae gekommen?
KAAS: Über die Jugglerz! Also eigentlich über unseren DJ, den Jopez, der hat nämlich das Jugglerz-Mixtape im Tourbus laufen lassen. Ich hab das gehört und war so: "Boah, was ist das für Mucke? Wie geil? Voll geil gemixt! Beste Message! Wieso hör ich erst jetzt Reggae?!" Das war 2012 und von da an habe ich immer diese Mixtapes angehört. Dann hab ich irgendwann die Jungs kennengelernt und die haben gesagt: "Ey, hast du nicht Bock – wir zeigen dir Jamaika! Du liebst doch die Mucke – mach doch mal was in die Richtung!" Ich so: "Voll Bock, lass machen!"
Und wie lief das dann? Haben dir die Jugglerz ein bisschen Basiswissen mitgegeben oder hast du dir das selber beigebracht?
Eigentlich haben die Jugglerz mir über ihre Mixtapes das Basiswissen vermittelt. Die Tapes fassen immer den aktuellen Sound und die aktuellen Hits aus einem Jahr zusammen. Ehrlich gesagt war das auch alles an Wissen, was ich von dieser Musikszene so hatte. Ich habe aber schon auf dem letzten Orsons-Album den Song "Sunrise 5:55am" gehabt, der jetzt auch auf der EP ist. Der war inspiriert von den Mixtapes. Und den haben die Jugglerz dann gehört und so kam auch die Idee auf.
Deutscher Reggae ist ja sehr polarisierend – und oft klingt er ein bisschen zu gut aufgelegt. Ist es das Positive am Reggae, das dich daran reizt?
Naja. Also deutschen Reggae fand ich bisher auch nicht sooo gut. Ich mag Gentleman, Jan Delay, Seeed. Die erste Culcha Candela-Platte war auch noch gut. Es gibt ein paar sehr gute Acts, aber manchmal ist es mir auch ein bisschen zu viel. In Jamaika ist das natürlich anders, weil die einen anderen Hintergrund haben. Die Musik von da wird oft missverstanden. Die Musik ist gar nicht so positiv wie sie klingt – die Texte sind ja sehr anklagend und sehr sozialkritisch.
Stimmt, aber oft genug sind die Songs ja auch wirklich Gute-Laune-Musik.
Genau. Mir gefällt die positive Message schon auch, weil ich auch Fan von Michael Jackson-Songs bin. "Heal The World" zum Beispiel oder dieser Bob Marley-Song. Weltverbesserungslieder klingt jetzt doof, aber die positive Message find ich schon wichtig. Gerade in einer Zeit wie jetzt, wo es davon eben so wenig gibt. Da find ich es schön, dass es doch noch ein Genre gibt, wo das hochgehalten wird.
Wie wurdest du in Jamaika denn so als Reggae-Quereinsteiger aufgenommen?
Es gab immer mal wieder Situationen, wo ich mich beweisen musste. Aber dann hab ich halt irgendwas gerappt und das Eis war gebrochen. Und dann war’s cool. Sobald die gemerkt haben, dass ich ein echter, talentierter Künstler bin, haben sie den roten Teppich ausgerollt. (lacht)
Auf deiner EP singst du "Unser Apartment mit Security abgeschirmt, zu oft kriegen Menschen hier Kugeln zu spüren". Wie hast du das Land erlebt?
Mir wurde gesagt, dass es sehr gefährlich ist. Ich wollt’s nie glauben, aber es wurde ständig erwähnt. Die haben da halt Knarren. Und wenn's dann Streit gibt oder irgendwelche Gang-Streitigkeiten, dann wird sofort geschossen. Deswegen ist das schon grundsätzlich mal krasser. Bei uns war alles cool, aber wir hatten auch einen Aufpasser dabei. In der Hauptstadt Kingston gibt’s schon ein paar Viertel, wo man aufpassen muss. Gerade wenn man wie wir auf Partys unterwegs ist.
Gibt’s irgendwas, das dich an Jamaika überrascht hat?
Ich war eigentlich ständig überrascht. Man hat ja immer dieses Kiffer-Klischee von Jamaika im Kopf. Aber gerade in den kleineren Orten, wo keine Touristen sind, ist das total verpönt. Wenn du da tagsüber draußen kiffst, halten die dich für einen Assi. Das hat mich schon überrascht.
Deine EP wird ja gehandelt als "Die Reggae-EP" von Kaas. Klar, das Ding hast du in Jamaika aufgenommen und die Platte ist reggaemäßig angehaucht. Aber es ist ja noch viel mehr drauf: Rap, Trap und auch viel Pop. Hast du schon Reaktionen aus der deutschen Reggae-Szene bekommen?
Miwata hat’s mega gefeiert, aber der gehört ja auch zum Team. Ich bin schon unsicher, weil ich eben nicht aus der Szene bin und ich will da jetzt auch nicht respektlos sein. Das ist schon ein komisches Gefühl, aber ich habe versucht, das mit größtem Respekt anzugehen und musikalisch den richtigen Ton zu finden.
Welches Genre wär denn so als nächstes dran? Könntest du dir zum Beispiel vorstellen, auch mal was in Richtung Nu Metal zu machen?
Nö. Ich find halt leider die Rapper da whack. Wenn man aus der Rapszene kommt, achtet man schon auf Technik und auf den Flow. Das Highlight in letzter Zeit war wohl die Kollaboration zwischen Linkin Park und Jay-Z, weil die das Beste aus beiden Welten vereinen. Das hat super funktioniert mit Jay-Z als Meisterrapper. Da konnte er’s noch.