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Vorgestellt // Dear Reader Ein Schutzwall für zerbrechliche Texte

2009 waren Dear Reader als Duo unterwegs. Mittlerweile ist Sängerin Cheri von Johannesburg nach Berlin gezogen, Dear Reader ist ihr Soloprojekt. Das Gute: Die wunderbare Balance aus vielschichtig und fragil hält sie auch allein.

Von: Max Röhrle

Stand: 31.08.2011 | Archiv

Cherilyn MacNeil alias Dear Reader aus Südafrika bzw Berlin (Pressefoto 2011) | Bild: City Slang

Musik als Lebensmittelpunkt. Seit 2006 lebt Cherilyn MacNeil diesen Traum. Ein Konzert von Menomena aus Portland avancierte für die Südafrikanerin und ihren späteren Bandkollegen Darryl Torr zum musikalischen und atmosphärischen Erweckungserlebnis.

Die beiden taten sich zusammen und gaben sich den Namen Harris Tweed. Schon bald mussten sie sich jedoch umbenennen, weil ein gleichnamiger schottischer Stoffhersteller ihnen einen bösen Brief schrieb. Nach einer recht intensiven Studiozeit mit Produzent Brent Knopf in Johannesburg war nicht nur das Album "Replace Why With Funny" im Kasten, sondern gleichzeitig auch eine neue Band namens Dear Reader geboren.

Das Debüt ist irrsinnig vielschichtig, im wahrsten Sinne des Wortes. Meterhoch stapeln sich Klavier und Glockenspiel, Gospelchöre, Waldhörner und Trompeten, Gesang und Geigen übereinander. Das Duo fand einen eleganten Kompromiss zwischen lieblicher Musik und tiefgründigen Texten.

Dear Reader im Jahr 2009, damals noch als Duo

So wie in den Songs Beziehungen zerbrachen, gingen auch die beiden Bandmitglieder bald getrennte Wege. Während Darryl Torr weiterhin in Südafrika blieb, hat es Sängerin Cheri MacNeil aus der kulturellen Isolation Johannesburgs nach Berlin gezogen. Seitdem ist Dear Reader ein Soloprojekt.

Zwei Jahre nach der Trennung erscheint ihr Album "Idealistic Animals". Zusammen mit Produzent Brent Knopf schafft es Cheri, einen Sound zu schaffen, der sich wie ein Schutzwall um ihre leicht zerbrechlichen Texte legt. Sie besingt den Verlust ihres Glaubens, existenzielle Selbstzweifel und den eigenen Platz im Leben.

Die erste Single des neuen Albums "Bear (Young's Done It)" ist ein klarer Abschied vom Jungsein. Die Antwort auf die Frage, wie Dear Reader nun klingen, stammt zwar aus vergangenen Tagen, trifft aber noch immer zu: "When you feel so much that you think you might explode and then laugh at yourself for being such a melodramatic douchebag!"


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