Tupac-Biopic "All Eyez On Me" Bedingungslose Glorifizierung einer Raplegende
Nachdem der Filmstart mehrfach verschoben wurde, ist es jetzt endlich soweit. Das Biopic "All Eyez On Me" zeigt den Aufstieg von Tupac Shakur vom politischen Straßenpoeten zur Gangsterraplegende - nur leider viel zu oberflächlich.
Tupac lebt! Diese Message hätte einen natürlich aus den Kinositzen gehauen. Aber im Film "All Eyez On Me" geht's nicht um die unzähligen Verschwörungstheorien über den angeblich vorgetäuschten Tod des Rappers 2Pac – sondern um Fakten. Und damit haben wir's letztendlich mit einer ganz normalen Musiker-Biografie-Verfilmung zu tun: Handwerklich durchaus gut gemacht, aber mit dem gleichen Problem, mit dem alle Biopics zu kämpfen haben - es kann halt keinen wirklichen "Wow-Moment" mehr geben. Denn das Leben und die Karriere von Tupac Amaru Shakur ist als immens wichtiger Teil der Popkultur bereits bis ins kleinste Detail beleuchtet worden. Im Trailer wurde noch die "unerzählte Geschichte" angekündigt – aber wie sollte das der Film einlösen können?
Man setzt sich also ins Kino und weiß von der ersten Minute an, wo die Story hinführen wird. In ungefähr zwei Stunden wird der Westcoast-Rapper in Las Vegas an einer Kreuzung in einem 7er BMW neben "Deathrow"-Labelgründer Suge Knight sitzen und durch mehrere Kugeln so schwer verletzt werden, dass er einige Tage später im Krankenhaus stirbt.
Als Zuschauer bringt man zwangsläufig viel Grundwissen mit - und kann sich somit vollkommen auf Details in der Inszenierung und die schauspielerische Leistung des Protagonisten konzentrieren. Daran sind bereits etliche Schauspieler in Biopics gescheitert.
Tupac-Darsteller Demetrius Shipp Jr. hat hier allerdings einen Vorteil: Er sieht dem Rapper ähnlich genug, dass der ablehnende Impuls des Zuschauers, der oft rein aufgrund der Äußerlichkeiten auftritt, ausbleibt. Er kann also völlig befreit aufspielen.
Regisseur Benny Boom, der bisher hauptsächlich Musikvideoclips gedreht hat, beleuchtet chronologisch alle wichtigen Schlüsselmomente im Leben seiner Hauptfigur. Dabei hilft natürlich der Soundtrack, bei dem man sich als HipHop-Fan ein Grinsen kaum verkneifen kann. Vor allem aber konzentriert sich der Regisseur auch auf Nebenfiguren, wie Tupacs ehemaligen Freund und späteren Feind Notorious B.I.G. und den hochkriminellen Geschäftspartner Suge Knight, aus dessen Fängen sich Tupac bis zum Ende seines Lebens nicht mehr lösen konnte.
Das größte Problem von "All Eyez On Me" ist allerdings die beinahe bedingungslose Glorifizierung des Rappers.
Tupac war ohne Zweifel ein politischer Rapper, der in seinen Texten oft sozialkritische Themen behandelte. So wurde er zu einer wichtigen Stimme der schwarzen Bevölkerung – mit einem Heiligen aber hatten wir es eigentlich nicht zu tun. Beruhte seine kriminelle Vergangenheit lediglich auf Missverständnissen? Wohl kaum.
Trotzdem bezieht der Film hier klar Stellung und drängt Tupac in eine Opferrolle – was eine Persönlichkeit wie er gar nicht nötig hat. Der Rapper wurde durch seinen frühen und mysteriösen Tod – der Mord ist schließlich bis heute nicht aufgeklärt – direkt zur Legende. Er war Mitte der 90er-Jahre Teil der wohl wichtigsten Phase des HipHops: Auch dank ihm wurde aus der ehemaligen Subkultur endgültig ein Massenphänomen, dessen Bedeutung bis heute höchstens noch gestiegen ist.
Wer HipHop verstehen will, muss die Geschichte von Tupac Shakur kennen. Und wer die übertriebene Glorifizierung des Stars ausblenden kann, wird von "All Eyez On Me" auch gut unterhalten werden – selbst wenn man das Ende eben leider schon am Anfang kennt.
Sendung: Filter, 16.06.2017 - ab 15.00 Uhr
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