Ruhmeshalle The Notorious B.I.G. - Ready To Die
Zwischen Ego, Fame und der größten Fehde der Popgeschichte: "Ready To Die" ist das einzige Album, das The Notorious B.I.G. zu Lebzeiten veröffentlicht. Trotzdem gilt er bis heute als einer der größten Rapper aller Zeiten.
Ich erinnere mich noch ganz genau an diesen einen Morgen im März: Ich war 15 Jahre alt, stand morgens am Bahnhof und wollte nicht wie die anderen in die Schule fahren. Mein Plan: blau machen und den Vormittag in der Münchner Innenstadt vertrödeln. Es gab noch kein Internet, Szenenews verbreiteten sich per Flüsterpost und das konnte Tage dauern. An diesem Morgen ging es schnell: "Habt ihr gehört was gestern passiert ist? Biggie ist tot!" Als HipHop-Kiddie gab es Mitte der Neunziger genau zwei Möglichkeiten: Die Hand zu einem W formen, oder zu einem E - Westcoast oder Eastcoast. Tupac Shakur oder The Notorious BIG. Ich war Eastcoast und die wurde gestern erschossen.
Vom Drogendealer zum Retter der Eastcoast
The Notorious B.I.G. - Ready To Die (Cover)
Christopher Wallace aka Biggie Smalls wächst in einem armen Viertel von Brooklyn auf. Er ist der einzige Sohn von Violetta Wallace, sein Vater verlässt die Familie als er zwei Jahre alt ist. Trotz exzellenter Noten wird Biggie zum Drogendealer und Kleinkriminellen, schmeißt die Schule mit 17. Statt Vokabeln zu büffeln, beginnt er zu rappen und nimmt erste Demos auf. Glücklicherweise landen die in den Händen eines gewissen Sean Combs, besser bekannt als Puff Daddy. Mit seinem neu gegründeten Label Bad Boy Entertainment produziert der – gemeinsam mit Größen wie Pete Rock, Lord Finesse und DJ Premier – das Debütalbum des gerade einmal 21-Jährigen. Damals hatte noch keiner mit dem großen Erfolg gerechnet, aber bis heute hagelt es Anklagen ehemaliger Mitarbeiter wegen Credit-Nennungen, unbezahlten Aufnahmen und Sample-Rechten.
Das Album "Ready To Die" schlägt ein wie eine Bombe. Nachdem die letzten Jahre im HipHop deutlich im Zeichen der Westcoast-Produktionen standen, bringt Biggie den Fokus zurück nach New York – mit vierfach Platin und dutzenden Auszeichnungen als bester Rap-Act des Jahres. Biggies autobiographische Geschichten über das Leben als Drogendealer treffen genau den Nerv der Zeit. Es sind aber vor allem sein unvergleichbarer, lockerer Flow und die Storytelling-Fähigkeiten, die gleichermaßen von Straßenkiddies und Kritikern gefeiert werden. Der Track "Juicy" wird zum Klassiker, bei dem heute noch auf jedem Abi-Ball lauthals mitgerappt wird.
Die größte Rap-Fehde aller Zeiten
Zu dieser Zeit sind Biggie und Tupac noch dicke Freunde, geben sogar Konzerte zusammen. Als Tupac eines Abends bei einem Überfall angeschossen wird, beschuldigt er Biggie Smalls der Drahtzieher gewesen zu sein. Was folgt ist die größten Rap-Fehde aller Zeiten: Beschimpfungen, Diss-Tracks und öffentliche Morddrohungen machen einen Streit zweier Rapper zum Krieg zwischen East- und Westcoast. Der wird noch schlimmer, als Tupac am 7. September 1996 ermordet wird. Biggie und Puff Daddy stehen im Verdacht, der wahre Schuldige wird nie gefunden, genauso wenig wie der Attentäter, der ein halbes Jahr später das Leben von Christopher Wallace beendet.
Ich bin an diesem Morgen tatsächlich nicht in die Schule gefahren, sondern nach München in den Plattenladen. Dort hing das Plakat, das die in drei Wochen erscheinende, zweite Platte von The Notorious B.I.G. ankündigte: "Life After Death", ein prophetischer Titel.