Erst Instagram, dann die Charts Influencer können nicht rappen - außer Loredana
Für Klicks machen sie die irrsten Dinge: Klatschen sich kiloweise Schminke ins Gesicht, testen absurde Produkte und neuerdings rappen sie auch. Aber richtig drauf hat es nur eine: die schweizerische Insta-Queen Loredana.
Es muss hart sein, so ein Leben als Influencer. Ständig am Handy, ständig muss das Make-Up sitzen und man kann es sich eigentlich nicht leisten, mal ein paar Tage nichts aus seinem extrem aufregenden Leben mit seinen Followern zu teilen. Es hat manchmal schon fast etwas rührendes, wie sie sich auf YouTube und Instagram die Themen aus der Nase ziehen: "Ich verkleide mich als Frau", "Ich bestelle Süßigkeiten für 200€" oder "Unsere Oma verrät alles über uns". Aber was soll man machen, wenn auch noch die absurdeste Idee abgefilmt und hochgeladen worden ist? Dann muss was neues her. Im Fall von Influencern wie den Lochis, Dagi Bee oder Katja Krasavice war die zündende Idee: Lass es uns doch mit Rap probieren.
Ich kann nicht rappen - egal
Die Entscheidung, zu rappen ist mehr als verständlich. Rap ist im Moment extrem erfolgreich, in den Charts und im Netz. Ja, er bringt sogar die einflussreichsten Persönlichkeiten der Sozialen Medien hervor. Auf Instagram zum Beispiel gehörten 2017 die Accounts von Rappern wie GZUZ, Ufo 361, Capital Bra und Bonez MC zu denen, die am stärksten gewachsen sind. Mit ihren Videos, die oft Drogen und Gewalt zeigen, sind sie beliebter als GNTM-Gewinnerin Stefanie Giesinger oder der YouTuber Julien Bam. Rap zieht Klicks und Follower wie blöd. Erfolgreicher ist echt nur Baby-Content.
Rap als Klickmagnet
Das Problem am HipHop ist seine Straßen-Aura: Eine DagiBee kann sich natürlich schlecht mit Tüten voller Gras ablichten lassen. Die Lochis können nicht mit scharfen Waffen posieren. Aber eins können sie zumindest probieren: Den Sound der harten HipHopper zu imitieren.
So kommen wir zu Perlen des Sprechgesangs wie diesen hier:
Und es wird gleich ein weiteres Problem von HipHop offensichtlich: nur weil man ein paar Schmink-Tutorials und lustige Youtube-Prank-Videos machen kann, heißt das nicht, dass man auch rappen kann. Dazu braucht man nämlich: Taktgefühl, ein bisschen Musikalität, Wortwitz und, eigentlich auch eine Grundvoraussetzung, eine Liebe für die Kultur. In fast allen Punkten schneiden rappende Influencer schlecht ab und ernten dementsprechend Hate von ihren "Kollegen". Erfolgreich sind die rappenden Influencer häufig trotzdem. Ihre Zielgruppe feiert sie einfach so gnadenlos ab, dass sie auch ihre verkorkste Musik kaufen. Umgekehrt funktioniert der Spaß allerdings schon. Immer mehr Rapper werden mit ihren hohen Followerzahlen für Marken interessant. Das Geld für die vielen Sneaker in ihren Insta-Stories haben sich Ufo361 und Ali As jedenfalls nicht vom Mund abgespart.
Loredana - Ausnahmen bestätigen die Regel
Die Tatsache, dass jemand Influencer ist, heißt allerdings nicht sofort, dass er auf Lebzeiten jede Berechtigung zu rappen verwirkt hat. Das beweist zum Beispiel gerade die schweizer Instagram-Queen Loredana, die mit ihrem ersten Song gerade die Youtube-Trends beherrscht. Ihr Hit "Sonnenbrille" ist im Prinzip nichts Neues, aber man merkt es Loredana an, sie hat HipHop nicht vorgestern erst als Klick-Magnet für sich entdeckt. Wer ihr auf Instagram folgt, weiß: Loredana pumpt im Auto einen Mix aus französischem Rap und Rihanna. Ihr Freund ist der albanischen Rapper Mozzik. Das Rap-Debüt von Loredana wird dementsprechend auch gefeiert. Über sechs Millionen Klicks hat er schon auf Youtube.
Und, das ist neu, Loredana bekommt jede Menge Respekt aus der HipHop-Szene: Farid Bang ist Fan, Falk Schacht spricht von einem echten Hit und die Journalistin Visa Vie spielt den Song in Dauerschleife. Loredana hat es jetzt in der Hand: Bleibt es bei einem One Hit Wonder oder wird aus dieser Influencerin tatsächlich eine ernst zu nehmende Rapperin.
Sendung: Filter vom 25.06.2018 - ab 15 Uhr