Tracks der Woche #26/18 Boys Noize feat. Haftbefehl & Marteria, Leoniden, Loredana, Maribou State, Allan Kingdom

Vorsicht: Boys Noize verteilt mit Haftbefehl und Marteria ordentlich Schellen. Loredana zeigt wie man einen viralen Cloud-Rap-Hit landet, Leoniden haben was Neues und Maribou State zeigen uns, wie entspannten geht.

Von: Jakob Wihgrab

Stand: 22.06.2018 | Archiv

Boys Noize fet. Haftbefehl & Materia, Leoniden, Loredana, Maribou State, Allan Kingdom | Bild: Glen Han, Maximilian Koenig, Alexandra Waespi, Allan Kingdom, @loredanazefi (Instagram)

Boys Noize feat. Marteria & Haftbefehl - Disco Inferno

Holla die Waldfee! Oder wie ein YouTube Kommentar sagt: "dickaaaa was das fuern brett man". Bei Boys Noize werden deftige Techno-Schellen verteilt und das nicht nur weil Haftbefehl auf "Disco Inferno" dabei ist. Unbarmherzig wie selten lässt Boys Noize bedrohliche Industrial-Beats los. Das klingt ein bisschen wie Kollege Gesaffelstein, vor allem aber einfach nur böse. Währenddessen keift Hafti stumpf "Der Beat hat Druck, Vorsicht Tinitus!" ins Mikrofon. Wer jetzt bereits ängstlich in der Ecke kauert, den packt dann Marteria an der Hand und zieht ihn, mit seiner fast schon selbstverständlich lässigen Club-Poesie, wieder auf die Beine. Wahrscheinlich hat er diese paar Zeilen Hoffnung auch noch auf dem Studioklo, in fünf Minuten, mit einem abgebrochenen Mascara, auf drei Fetzen Klopapier geschrieben. Fast könnte man meinen, dieser Track meint es doch noch gut mit uns. "Und dann ballert dieses Boys Noize Brett durch den Raum und alles ist aus!". Gute Nacht!

Leoniden - Kids

"I never sleep, because sleep is the cousin of death". Leoniden leben wohl ihre Songtexte: Fast 100 Konzerte haben die fünf Kieler Jungs im letzten Jahr gespielt - Ochsentouren also. Wie man da noch Zeit findet neue Songs zu schreiben, ist eigentlich unerklärlich - aber trotzdem passiert. Mit ihrer aktuellen Single "Kids" zelebrieren die Viel-Tourer erneut ihren so hymnischen wie verspielten Up-Tempo-Indie-Rock und sagen einmal ganz laut: "Fuck it all, we killed it tonight!" Wer Leoniden schon einmal live sehen durfte, weiß, dass das keine hohle Phrase ist. Selten hat eine deutsche Band so viel Energie versprüht, so viel Schweiß auf der Bühne gelassen und ist so oft in wilde Tanztiraden verfallen wie diese. Diese Begeisterung überträgt sich Mal um Mal auch auf Platte.

Loredana - Sonnenbrille

Okay, das Internet ist für uns alle nun wirklich kein Neuland mehr, aber manchmal staunt man dann doch noch über so Manches: Innerhalb von zwei Tagen hat die Schweizerin Loredana über zwei Millionen Klicks auf ihre Debüt-Single "Sonnenbrille" gesammelt. Mittlerweile sind es schon über vier Millionen. Der Hype ist also real! Gut, die Influencerin hat über 600.000 Follower auf Instagram und ist außerdem Kumpeline von "Skandal"-Rapper Farid Bang, aber trotzdem: Ein echter Coup. Dass das etwas 0815-wirkende Autotune-Gepose musikalisch jetzt nicht das Rad neu erfindet - egal! Zwischen dem Dosenbeat und der Protzerei um Markenklamotten und dem stetig wachsenden Kontostand, steckt irgendwo ja doch auch ein waschechter Hit.

Maribou State - Feel Good (feat. Khruangbin)

Das Produzenten Duo Maribou State sollte wohl jeder schon mal gehört haben, der in den letzten Jahren leicht angetrunken in irgendeine Rooftop-Bar gestolpert ist. Durch die Verbindung von tanzbaren Elektro-Beats, organischen Instrumental-Sounds und der Stimme von Dauergast Holly Walker, pendeln die Songs von Chris Davids und Liam Ivory ständig zwischen heißer Clubnacht und geschmackssicherer Lounge-Atmosphäre. Auch die neue Single "Feel Good" wird getragen von einem treibenden Beat, der wiederum mit einer jazzigen Gitarre konkurriert, während es sich ein zuckersüßes Vocal-Sample in den Gehörgängen gemütlich macht und auch so schnell nicht gehen will. Für alle, die jetzt einen Ohrwurm haben: Das zweite Album von Maribou State "Kingdoms in Colour" erscheint am 7. September 2018.

Allan Kingdom - Don't Wait

Allan wer? Den meisten dürfte der kanadische Rapper Allan Kingdom hierzulande nicht bekannt sein – dabei klingt das ohrwurmverdächtige "Don‘t Wait" von seiner aktuellen EP "Peanut Butter Prince", ganz selbstverständlich wie ein absoluter Hip-Hop-Smash-Hit der letzten fünf Jahre. Mit einer Leichtigkeit, wie sie seine Vorbilder Pharrell Williams, Kid Cudi und natürlich Kanye West versprühen, auf dessen Single "All Day" er 2015 auch schon als Feature-Artist auftreten durfte. Allan Kingdom sollte man sich als Szene-Early-Adopter auf jeden Fall schon mal auf der "Watch Out Playlist" vermerken. Ob er dann auch wirklich "the next big thing" wird? Egal, so lange der Flow stimmt!

Sendung: Freundeskreis, 18.06.2018 - ab 10.00 Uhr