"Miley Cyrus And Her Dead Petz" Warum wir Miley einfach mal zuhören sollten
Dauernd wird Miley Cyrus reduziert: Auf ihre Nippel, die Zunge, schrille Outfits. Dabei hat sie gerade ein neues Album veröffentlicht und arbeitet mit ernstzunehmenden Musikern. Wir haben Miley einfach mal zugehört - und fantastische Songs entdeckt!
Vielleicht hören wir Miley Cyrus einfach mal zu. Weil: Immer sprechen alle über die Nippel, die Outfits, die Zunge und überhaupt, wie sie aussieht! Und jetzt dieses glibberige neue Albumcover. "Miley Cyrus And Her Dead Petz" ist das fünfte Studio-Album von Miley Cyrus. 23 (!) Songs, die sie in der Nacht auf Montag auf ihrer Soundcloud-Seite veröffentlicht hat, nicht auf Platte, nicht im Handel. Früher hätte man so etwas Doppelalbum genannt. In Zeiten von Musikstreaming wird daraus eher eine Playlist in Form einer Werkschau. Wir stellen euch die spannendsten Songs daraus vor.
Sex, Drogen und Melancholie
Leicht wäre jetzt: Sich das Maul zerreißen über all die Ficken-und-Drogen-Lyrics, weil ja, "Yeah I smoke pot" ist der erste Satz auf dem neuen Album ("Dooo It!"). Über die Glitzer-statt-Sperma-Optik auf Mileys Gesicht bzw. dem Album-Cover. Über ihre zu Songs gewordenen drei toten Haustiere und so ziemlich alles. Ernsthaft?
So sehr ich mir das auch wünsche: 400 Leute in einem vollgepackten Club, schummriges Bühnenlicht, die Instrumente aufgebaut und gleich auf die Bühne kommen Miley Cyrus and Her Dead Petz - Miley würde nicht eines der Instrumente anfassen. Sie ist Sängerin. Mit einer großartigen Stimme. Und um die basteln große Produzenten im Auftrag großer Plattenlabels in der Regel irgendwelche Beats. Nicht so auf ihrem neuen, fünften Album.
Miley ist jetzt indie
Das ist mit kolportierten 50.000 US-Dollar Produktionskosten am Plattenlabel vorbei veröffentlicht und damit so penetrant indie, so underground, so voller vielversprechender Features (Big Sean, Phantogram, Ariel Pink), dass... ja, dass es eine Freude ist, Miley Cyrus einfach mal zuzuhören. Auch im Kopfkino-Softporno "Bang Me Box".
Denn ihre selbstgeschriebenen Texte schmiegen sich auf "Dead Petz" überraschend zurückhaltend um die mal psychedelischen, oft experimentellen Beats. Die stammen von Wayne Coyne und seinen Flaming Lips, aber auch Mike Will Made It und Oren Yoel. Und was der mit Miley im Song "1 Sun" veranstaltet, bleibt in seiner großen Geste normalerweise Karen O. von den Yeah Yeah Yeahs vorbehalten.
Ja, die darf das!
Vielleicht ist das hier die größte Überraschung für alle Musikschubladenschieber und Genre-Gendarmen: Miley Cyrus entdeckt mit ihren 22 Jahren gerade ihren ganz eigenen, guten Musikgeschmack - und wir dürfen ihr dabei zuhören. Wie bei "Slab of Butter (Scorpion)", gesungen mit Sarah Barthel von Phantogram. Shoegaze, Dream-Pop, Psychedelia - Miley!
Nicht ganz zufällig Track Nummer 12 und damit die Mitte des Albums. Denn ab hier kippt die Stimmung merklich im Sound und den Texten, aus deren unzähligen zitierenswerten Songzeilen danach noch die von Big Sean hervorstechen, in "Tangerine":
"Life should come with a sign saying: results may vary"
Big Sean
Kein Upper ohne Downer. Keine Party ohne Kopfweh. Und: Keine Disney-Kindheit ohne Umwege zur Selbstfindung. Vielleicht sind wir Miley Cyrus trotz aller Nacktauftritte noch nie so nahe gekommen wie auf "Miley Cyrus And The Dead Petz".
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